FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

phonebank N26 wollte ursprünglich im Teenie-Bereich starten, schwenkte dann aber auf Erwachsene als Zielgruppe um. Besonders erfolgreich ist das US-Start-up Greenlight – das Unternehmen wird mitt- lerweile mit über einer Milliarde Dollar bewertet. Die Amerikaner berechnen für das Konto eine monatliche Gebühr von fünf Dollar. Auch die DKB hat ein „U18“-Konto im Angebot. Es beinhaltet ein kostenfreies Girokonto und eine Visa Debitcard. Trotz der „U18“-Titulierung kann das Konto zu den gleichen Konditionen bis zum 21. Le- bensjahr geführt werden. Die Youngster können es vollständig digital eröffnen. Einen anderen Weg gehen die öffentlich- rechtlichen Kreditinstitute. Die hiesigen Sparkassen bieten die „Knax Taschengeld App“ an. Dabei handelt es sich um ein virtuelles Taschengeldkonto für Kinder, bei dem ein echtes Konto bei einer Sparkasse oder Bank nicht erforderlich ist. Jugendkonto Auch Marie Lenz, zehnjährige Gymna- siastin aus dem Rhein-Erft-Kreis, besitzt seit Neuestem ein eigenes Girokonto. Ihr Vater, selbst Banker, eröffnete es für sie bei der Volksbank Köln Bonn. Zum sogenannten „Voba-Mein Konto“ gehört eine eigene Girocard inklusive Geheimzahl. Stolz geht die Schülerin damit im nahegelegenen Supermarkt einkaufen und bezahlt ihre Süßigkeiten kontaktlos mit der Karte. „Mei- ne Freundinnen wundern sich etwas, dass ich jetzt schon ein eigenes Konto besitze. Sie meinen, dafür wären wir doch noch zu jung“, berichtet die Schülerin. „Ich finde es aber cool. Ein eigenes Konto haben sonst nur Erwachsene.“ Auf das Konto überweisen die Eltern das wöchentliche Taschengeld, somit haben sie die Ausgaben ihrer Tochter im Blick. Das Jugendkonto, das auch andere Institute aus dem genossenschaftlichen Bankensektor anbieten, ist kostenfrei, und die Schülerin kann gebührenfrei Bargeld an allen Geld- automaten der Volks- und Raiffeisenban- ken abheben. Genau wie bei Pockid sind dabei Verfügungen nur auf Guthabenbasis möglich. Außerdem erhalten die jugend- lichen Kunden einen Genossenschaftsanteil von 25 Euro. Das Paket scheint anzukom- men: Insgesamt nutzen der Volksbank Köln Bonn zufolge fast 23.000 Kunden bis 27 Jahre das Kontomodell „Voba-Mein Konto“, 11.200 davon sind minderjährig. Vorstandschef Jürgen Pütz möchte den Schülern mit dem Jugendkonto vor allem etwas Finanzwissen nahebringen. „Grund- sätzlich sollte der Umgang mit Geld früh gelernt werden. Dazu gehört auch der Umgang mit der eigenen Girocard“, sagt er (siehe Interview nächste Seite). Kritik Die Teenie-Konten kommen allerdings nicht bei jedem gut an. „Um sich mit dem Zweck eines Kontos und dem selbstbe- stimmten Umgang mit einem begrenzten Budget altersgerecht auseinanderzusetzen, bedarf es keines eigenen Girokontos“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucher- zentrale Baden-Württemberg. „Vielmehr ist ein geschützter Bildungsraum – wie ihn prinzipiell die Schule bietet – notwendig, der von wirtschaftlichen Interessen gänz- lich frei ist, gerade in diesem Alter.“ Der Verbraucherschützer lehnt ein Giro- konto für Minderjährige nicht grundsätz- lich ab.Ob und ab welchem Alter ein eige- nes Konto sinnvoll ist, hänge jedoch vom tatsächlichen Bedarf im Einzelfall ab. „Den Mittagssnack kann man in der Regel überall bar bezahlen. Bei häufiger Nutzung eines Fahrkartenautomaten mag es dann und wann auch praktisch sein, unbar bezahlen zu können“, sagt Nauhauser. Der Experte schränkt aber gleichzeitig ein: „Solange das Kind aber weder über ein eigenes Einkommen verfügt noch regel- mäßig eigene Zahlungsverpflichtungen er- füllen muss, braucht es im Regelfall auch kein eigenes Girokonto.“ Aus seiner Sicht dienen Kinderkonten den Banken als Marketinginstrument zur Kundengewinnung und -bindung. Die Herausforderung bestehe darin, den Ju- gendlichen die finanzielle Bildung zuteil- werden zu lassen, die sie in die Lage ver- setzt, die Marketingstrategien der Banken sowie ihren Bedarf an Finanzdienstleistun- gen kritisch zu reflektieren – um dann selbstbestimmt bedarfsgerechte Kauf- und Nichtkaufentscheidungen zu treffen. Geschäftsmodell Trotz aller berechtigten Kritik scheinen die Jugendkonten weiterhin auf dem Vor- marsch zu sein. Während jedoch im Aus- land, insbesondere in den USA, Abo- und Gebührenmodelle im Teenie-Banking vor- herrschen, sehen die hiesigen Institute ihre kostenfreien Angebote als Investition in die Zukunft. Sie möchten die digital aufwach- senden Jugendlichen frühzeitig als Kunden gewinnen und hoffen, diese Klientel dann auch im Erwachsenenalter halten zu kön- nen, um an ihnen Geld zu verdienen. Ob » Die uns allen bekannte Girocard funktioniert nicht im Internet. « Jes Hennig, Pockid BANK & FONDS Teenie-Banking 414 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © POCKID

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