FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

gierung erfasst werden – die Interessenver- tretung gegenüber dem Bundesrat bleibt außen vor. Trotz der detaillierten Vorgaben bleiben Lücken. Lobbyisten, die nur mit dem Refe- ratsleiter des Ministeriums sprechen, nicht aber mit dem Staatssekretär oder dem Mi- nister selbst, müssen sich streng genom- men nicht registrieren lassen. Auch bei den Kosten ist es möglich, sich „kleinzurech- nen“: Der eine Verband schlägt die gesam- ten Ausgaben seines Berliner Büros dem Lobbybudget zu, der andere berücksichtigt bloß die Zeit, die seine Vertreter in Termi- nen mit Abgeordneten verbringen. „Eins zu eins vergleichbar sind die Angaben aus dem Lobbyregister daher leider nicht“, sagt der Büroleiter eines Branchenverbands, der nicht namentlich zitiert werden möchte. 460 Finanzlobbyisten Trotz solcher Unzulänglichkeiten ist das Stöbern im Register durchaus aufschluss- reich. FONDS professionell hat die Daten von 34 Verbänden und 41 Unternehmen zusammengetragen, die eindeutig der Ban- ken-, Investment- oder Versicherungsbran- che zuzuordnen sind (siehe Tabelle nächste Seite). Addiert man diese Zah- len, zeigt sich: Der Finanzsektor beschäftigt rund 460 Lobbyis- ten und gibt jährlich gut 60 Millionen Euro für die Vertre- tung seiner Interessen im Bun- destag und bei der Bundesre- gierung aus. Das Finanzunternehmen mit dem größten Lobbybudget in der Hauptstadt ist auf den ers- ten Blick die Deutsche Bank. Sie investierte im letzten Ge- schäftsjahr knapp 3,6 Millionen Euro, ihr Eintrag umfasst zehn Lobbyisten. Die Allianz findet sich erst auf Rang fünf wieder – allerdings nur, weil der Versi- cherer verschiedene Konzern- gesellschaften einzeln meldet. Zählt man die Zahlen der diversen Toch- terunternehmen und der Holding Allianz SE zusammen, summiert sich das Budget auf 4,1 Millionen Euro, was das der Deut- schen Bank deutlich übersteigt. Nur zwei Unternehmen im Register sind dezidiert der Asset-Management-Bran- che zuzuordnen: Die DWS ließ sich die politische Arbeit in Berlin im vergangenen Jahr gut 400.000 Euro kosten, die Union Asset Management Holding investierte sogar knapp 900.000 Euro. Zählt man das Budget dieser beiden Häuser zu dem des BVI und des Bundesverbands Alternative Investments sowie des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften hinzu, kommt man auf insgesamt rund vier Millionen Euro, die sich die Invest- mentbranche ihre Berliner Lobbyarbeit kosten lässt. Ganz korrekt ist diese Sum- menbildung zwar nicht, denn die Unter- nehmen geben Teile ihrer Verbandsbeiträ- ge als Lobbyausgaben an. An der Größen- ordnung dürfte sich durch diese mögliche Doppelzählung jedoch nichts ändern. Der GDV schlägt alle anderen Eine ähnliche Rechnung für die Versiche- rungswirtschaft – die Summe der Lobby- ausgaben diverser Verbände und Unterneh- men – ergibt ein Budget von 22,6 Millio- nen Euro, also einen Betrag, der beinahe sechs Mal so hoch liegt wie jener der Fondsbranche. Auch das zeigt, welches Gewicht die Asseku- ranz hierzulande einnimmt. Der GDV ist übrigens die Or- ganisation mit dem größten Budget im gesamten Register. Geradezu klein wirkt dage- gen die Lobby-Power der Finanzberater und Makler. Addiert man ihre Ausga- ben für die Interessenvertre- tung, ergibt sich ein Betrag von rund einer Million Euro. Hin- ter dieser Zahl stecken Verbän- de wie der AfW und Votum, aber auch MLP und der Bun- desverband Deutscher Vermö- gensberater, der dem Finanz- vertrieb DVAG nahesteht. BERND MIKOSCH FP » Interessenvertretung ist legal und legitim, aber sie muss transparent sein. « Jörg Asmussen, GDV Stattliches Lobbyisten-Heer Personeller Aufwand für die Interessenvertretung in Berlin 1 Im Lobbyregister werden etwa 460 Interessenvertreter aus der Finanzbranche namentlich genannt – Vorstände und Geschäftsführer nicht mitgezählt. 1 SummederAngabendiverserVerbändeundUnternehmender jeweiligenBranche (ZuordnungdurchFONDSprofessionell) 2 z.B.BörsenundWertpapierfirmen Quelle:Recherche imLobbyregisterdesBundestages |Stand:7.3.2022 Sonstige 2 Finanzberatung/ -vertrieb Fondsbranche Versicherer Banken Vertretungsberechtigte Personen Beschäftigte, die Interessen- vertretung unmittelbar ausüben 194 117 39 34 31 239 155 30 8 25 fondsprofessionell.de 1/2022 423

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