FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Erhöhung der Mieten mittels Anpassung an die ortsübliche Vergleichsmiete – der Schrecken vieler Wohnungsmieter – nicht mehr möglich ist. „Außerdem setzen wir die Indexanpassung in der Regel nicht zu 100 Prozent um“, sagt Meyer. Kappungsgrenze entfällt Der Mietervorteil, dass bei einer Index- miete die ortsübliche Vergleichsmiete nicht mehr als Grund einer Mieterhöhung ange- führt werden kann, hat jedoch ihren Preis. Wird nämlich die Höhe der Miete an die Ent- wicklung der Verbraucherpreise angepasst, dann gilt auch die Kappungsgrenze nicht mehr. Sie schützt Mieter davor, dass ihre Miete innerhalb von drei Jahren ummehr als 20 Prozent erhöht wird. Zahlreiche Städte und Gemeinden haben die Grenze auf 15 Prozent gesenkt. Wenn aber die Inflation dauer- haft oberhalb fünf Prozent bleibt, dann würde die Grenze überschritten, bei der in nicht- indexierten Mietverträgen die Kappung greifen würde. „Trotzdemwerden wir natürlich keine zweistelligen Inflations- raten auf die Mieter umlegen“, sagt Meyer, „selbst dann nicht, wenn es der Mietvertrag hergeben würde.“ Durchsetzung schwierig Während man Indexklauseln vertrags- rechtlich sehr einfach handhaben kann, sind die betriebswirtschaftlichen Entschei- dungen, die sie erfordern,manchmal nicht leicht zu treffen. „Eine Indexmieterhöhung durchzuführen, bringt ja auch Kosten mit sich“, sagt Marcus Kemmner von Wert- grund, der bei jedem einzelnen der rund 2.000 Mietverträge im Wohnselect D über Umfang und Konditionen einer Mieterhö- hung entscheidet. „Da muss man abwägen, ob die Kosten nicht eine mögliche Erhö- hung auffressen.“ ImGewerbebereich lässt sich dieser Auf- wand vernachlässigen. Niclas Karoff, Vor- stand der Gewerbeimmobiliengesellschaft Hamborner REIT, macht hier stattdessen auf einen anderen Aspekt aufmerksam: „Beim Thema Inflationsauswirkungen be- darf es eines ganzheitlichen Blicks sowohl auf die Mieteinnahmen- als auch auf die Kostenseite im Unternehmen.“ Verschiedene Perspektiven Die Kosten eines Immobilienbestand- halters setzen sich nämlich anders zusam- men als die Kosten, die Privat- haushalte für den Erwerb des durchschnittlichen Waren- korbs aufwenden. So sehen sich beide Seiten mit stark stei- genden Kosten konfrontiert, die aber teilweise von unter- schiedlichen Faktoren getrie- ben werden. Karoff gibt ein Beispiel: „Handwerksunterneh- men kalkulieren ihre Preise in der Regel gemäß ihrer spezi- fischen Kosten, etwa bei der Beschaffung von Baumateria- lien, deren Entwicklung mit- unter deutlich von der des Ver- braucherpreisindex abweichen Thomas Meyer, Wertgrund: „Wir sind dazu über- gegangen, in den Neubauten unseres offenen Immo- bilienfonds indexierte Mietverträge abzuschließen.“ Niclas Karoff, Hamborner REIT: „Beim Thema Inflationsauswirkungen bedarf es eines ganzheitlichen Blicks auf Mieteinnahmen und die Kostenseite.“ » Es wird immer auf ein Gesamtpaket ankommen. « Mario Schüttauf, Commerz Real Unheimliche Rekorde Der Ukrainekrieg hat die Hoffnungen zunichte gemacht, die Inflation klinge zusammen mit der Coronawelle ab. Quelle:StatistischesBundesamt (Destatis) |Stand:30.April 2022 2020 2021 2022 -1 % 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % 8 % Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland zum Vorjahr SACHWERTE Inflationsschutz 224 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © MARKUS ALTMANN, MARCUS VETTER

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