FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Investments an, nämlich Seecontainer und deren Pendants für den Straßentransport: Wechselkoffer. Das sind austauschbare Ladungsträger mit gerade noch straßen- tauglichen Abmessungen, die von einer Lkw-Zugmaschine unterfahren und um- standslos angedockt werden können. „Durch Lockdowns und Umstellungen im Schichtbetrieb haben sich – meist leere – Container in vielen Häfen gestapelt, weil sie nicht abtransportiert wer- den konnten“, sagt Kestler. Das führte beispielsweise im Ham- burger Hafen dazu, dass auch Flächen an den Schiffsliegeplät- zen mit Containern vollgestellt wurden, weshalb dann nicht mehr genügend Fläche vorhan- den war, neu ankommende Schiffe zu entladen. Ein Eng- pass führt zum nächsten. Großer Mangel So bedrohlich das für die Industrieproduktion ist, deren Abläufe dadurch erheblich ge- stört werden, so erfreulich ist das fürs Containerleasing. Jeder Container, der irgendwo feststeckt und sein Ziel nicht planmäßig erreicht, macht ten- denziell die Bereitstellung eines weiteren Containers notwendig. Sind beide vermie- tet, klingelt bei ihrem Eigentümer die Kasse, unabhängig davon, ob sie voll oder leer sind, ob sie mitten in einer Container- pyramide an Land ausharren oder an Deck eines Schiffs stehen, das noch in Fahrt ist (siehe Grafik unten). Nach Schätzungen von Solvium fehlen coronabedingt derzeit zwischen 1,5 und zwei Millionen Standardcontainer. „Das ist der Mangel, der zu den höheren Preisen für die Vermietung von Containern ge- führt hat“, erklärt Kestler. Er geht davon aus, dass es – auch ohne weitere Lockdowns – noch bis mindestens 2024 dauern wird, bis der Welthandel wieder ähnlich effizient arbeitet wie vor 2020. Gedämpfter Boom Trotz des eklatanten Mangels an Contai- nern werden derzeit tendenziell weniger Neucontainer bestellt, was bereits zur Folge hatte, dass die Preise für Neubauten sanken. Darauf macht Marc Nagel aufmerksam. Er ist Geschäftsführer von Buss Capital Invest, einer Hamburger Gesellschaft, die gerade das Zinsinvestment „Buss Container 79“ platziert, eine Anleihe auf ein Portfolio mit Bestandscontainern. „Auf den Containermärkten schlagen sich die zunehmenden geopolitischen Risi- ken in einer großen Zurückhaltung aller Marktteilnehmer nieder“, begründet Nagel das kürzlich zurückgegangene Bestellauf- kommen bei Neucontainern. Gegen Ende des ersten Quartals 2022 habe sich nämlich das hohe Wachstum abgeschwächt, erklärt er, „da die Unsicherheiten – ins- besondere durch die Entwick- lung in der Ukraine – zuge- nommen haben“. Der enorme Boom, den die Containerwirt- schaft während der vergange- nen zwei Jahre durch Corona erfahren hat, hat durch die weltweite Verunsicherung und Zurückhaltung einen Dämpfer bekommen. Flexibilität Anders als Werften großer Schiffe können Hersteller von Containern ihr Produktions- aufkommen wegen der viel kürzeren Bauzeiten sehr Jürgen Kestler, Solvium Capital: „Der Mangel an Containern hat zu höheren Preisen für die Vermietung von Containern geführt.“ Philipp Wünschmann, Berenberg Bank: „Einige Linienreedereien haben in nur einem Jahr die Ver- luste der vorangegangenen zehn Jahre aufgeholt.“ „Wir lagen vor Madagaskar …“ Messung des weltweiten Schiffestillstands Die Berechnung der effektiven Auslastung der Containerschiffe erfolgt anhand ihres jeweils aktuellen Tiefgangs. Quelle: IfWKiel,Fleetmon.com 2018 2019 2020 2021 ’22 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% Warenanteil auf unbewegten Containerschiffen 6,4 % 13,7 % SACHWERTE Logistik 250 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © CHRISTOPH RUHLAND, BERENBERG BANK

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