FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

In Russland gefangen Mehr als 400 Flugzeuge westlicher Leasinggeber wurden von Moskau beschlagnahmt. Ob das die Remarketing-Chancen der unter Corona leidenden anderen Maschinen verbessert? A m 24. Februar marschierten russische Truppen in die Ukraine ein. Bereits einen Tag später erließ die Europäische Union die Verordnung 2022/328. Artikel 3c dieses Sanktionspakets untersagt es den Ländern der EU, Flugzeuge an Russland zu verkaufen oder zu verleasen. Bestehende Leasingverträge mussten auf den 28. März gekündigt werden. Flugzeugfonds nicht betroffen „Industriequellen gehen davon aus, dass zu Kriegsbeginn zirka 515 kommerziell genutzte Flugzeuge von nichtrussischen Leasinggebern an russische Airlines verleast waren“, sagt Sibylle Pähler, Geschäftsfüh- rerin beim Asset Manager Doric. Die von Doric gemanagte Flugzeugflotte umfasst derzeit 33 Flieger, davon sind etwa die Hälfte A380. Keine der von Doric betreu- ten Maschinen und auch kein Flieger aus einem der Flugzeugfonds anderer deut- scher Emissionshäuser war an eine russi- sche Airline verleast. Mit Ablauf der per Sanktion verfügten Kündigungsfrist Ende März haben die rus- sischen Airlines ihre im Westen geleasten Flugzeuge aber nicht zurückgegeben. Im Gegenteil: „Per Gesetz hat der russische Staat die im Land befindlichen Flugzeuge amerikanischer und europäischer Leasing- geber beschlagnahmt“, sagt Pähler. Anhand von Positionsdaten, zum Beispiel über das Portal Flightradar24.com, lässt sich ermit- teln, dass sich von den mehr als 500 Ma- schinen inzwischen 80 außerhalb des rus- sischen Hoheitsgebiets befinden, sodass deren Leasinggeber darauf wieder Zugriff haben. Aber: Rund 435 geleaste Flugzeuge sind noch in Russland gefangen. Entgegen den internationalen Luftver- kehrsbestimmungen hat Wladimir Putin russischen Airlines erlaubt, „diese lokal zu registrieren und mit den notwendigen na- tionalen Genehmigungen im Inlandsver- kehr zu betreiben“, sagt Pähler. Anhand von Bewegungsdaten, so Pähler weiter, könne man annehmen, dass 191 der in Russland verbliebenen Maschinen Stand Mai im rus- sischen Inlandsverkehr eingesetzt werden. Weiternutzung problematisch Den internationalen Luftsicherheitsbe- hörden ist damit die Kontrolle entzogen. Weil sich die Sanktionen auch auf die Lie- ferung von Ersatzteilen sowie auf Repara- turen und Wartungsarbeiten erstreckt, ha- ben sie Sicherheitsbedenken angemeldet und den entsprechenden Flugzeugen die Zulassung entzogen. Das hat für diese Maschinen weitreichende Konsequenzen. Wenn ihre Betreiber nämlich die Einhal- tung von Wartungsintervallen nicht nach- weisen können, was sie gemäß internatio- nalen Standards dokumentieren müssen, dann verlieren die Flugzeuge sehr schnell an Wert – abgesehen davon, dass russische Inlandsflüge immer mehr zum unwäg- » Mit Regelungen auf Basis von Kulanz wird kaum zu rechnen sein. « Udo Pickartz, Simmons & Simmons Zum Sanktionspaket der EU gegen Russland gehörte die Aufkündigung aller laufenden Flugzeugleasing- verträge. Russland gab die Flieger aber nicht zurück, sondern fing an, sie lokal zu registrieren. SACHWERTE Flugzeugfonds 254 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © MPIX-FOTO | STOCK.ADOBE.COM

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