FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Welche Chancen haben die Angelsach- sen im dicht besetzten hiesigen Markt? Immerhin hat sich mit Scalable ein Platz- hirsch etabliert,mit dem Fondsriesen Black- rock als Finanzier. Neben Start-ups lancier- ten auch andere Asset Manager digitale Offerten, etwa Fidelity oder DJE Kapital mit Solidvest. Selbst Flossbach von Storch erweiterte mit „One“ seine Vermögens- verwaltung um einen digitalen Zugang. Dicht besetzt Angesichts des Angebots am Markt schätzt Wesselin Kruschev von der Bera- tungsgesellschaft Capco die Chancen für das Haus aus Pennsylvania skeptisch ein. „Ich kann zunächst keine Besonderheit in dem Konzept erkennen. Das Angebot gleicht vielen anderen, die bereits am Markt vertreten sind“, sagt Kruschev. „Ich erkenne kein Alleinstellungsmerkmal.“ So findet sich bei Vanguard keine Risiko- steuerung, mit der manche Konkurrenten werben. „Wir prüfen täglich, ob die Alloka- tion in den Portfolios noch den Vorgaben entspricht. Allerdings versuchen wir, das Eingreifen zu minimieren“, erläutert Wah- rendorf. Denn dies sei mit Kosten verbun- den. „Und hohe Kosten wollen wir vermei- den. Eine gesonderte Risikosteuerung, etwa nach Faktoren wie Value at Risk, betreiben wir bewusst nicht.“ Dafür passt sich die Aufteilung zwischen den Anlageklassen an das Alter des Kunden an. Im Lauf der Zeit sinkt also der Risikoanteil. Auch bei den Gebühren hebt sich Van- guard, das sich in der Asset-Management- Industrie einen Ruf als Preisbrecher erwor- ben hat, nicht deutlich von der Konkur- renz ab. „Mit einer Verwaltungsgebühr von 0,65 Prozent zählt das Angebot nicht zu den Schnäppchen, ist aber auch nicht über- mäßig teuer“, meint Kruschev. „Wir haben ein Preismodell gewählt,mit demwir auch in einigen Jahren noch gut imMarkt posi- tioniert sind“, hält Wahrendorf dagegen. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist die Preisstruktur und die Transparenz.“ Auf allen Kanälen Branchenkenner Kruschev zweifelt da- ran, dass die Zielgruppe sehr groß ist. „Die überzeugten ETF-Privatanleger sind Selbst- entscheider und achten auf die Kosten“, er- läutert Kruschev. „Für so ein Angebot, das sie sich im Zweifel selbst zusammenstellen können, wird diese Gruppe nur eine gerin- ge Zahlungsbereitschaft haben.“Der Groß- teil der Sparer wiederum werde sich kaum aktiv für einen Robo-Advisor entscheiden, meint der Capco-Experte. „Dies gelingt nur, wenn man viel Geld in das Marketing investiert und mit Vertriebspartnern zu- sammenarbeitet, die den Kundenkontakt herstellen, wie es Scalable mit der ING Deutschland gelungen ist.“ Eine große Vertriebsaktion hat Vanguard tatsächlich geplant. „Wir stellen einen signi- Schwergewichte der USA US-Onlineverwalter sammelten deutlich mehr Vermögen ein als ihre deutschen Pendants. 1 VanguardDigitalAdvisorundPersonalAdvisorServices |Quelle:ForbesAdvisor |Stand:Februar2022 0 50 100 150 200 Sig-Fig Future-Advisor (Blackrock) M1 Finance Acorns Bloom Personal Capital Advisors Wealthfront Betterment Schwab Intelligent Portfolios Vanguard 1 Verwaltetes Vermögen von US-Robos Mrd. USD Top-Ten der deutschen Robos Visualvest rangiert zwar an der Spitze, doch das Hybridmodell wird über Volksbankfilialen vertrieben. 1 veröffentlicht imMärz2022 | 2 Schätzung |Quelle:Extra-ETF |Stand:Januar2022 0 1 2 3 4 5 Whitebox 2 Growney 2 Oskar 2 Ginmon Liquid Cominvest Raisin Invest Quirion 1 Scalable Capital Visualvest Verwaltetes Vermögen digitaler Anlageplattformen Mrd. Euro » Wir verfolgen den An- satz ›schlichte Fichte‹. « Jesper Wahrendorf, Vanguard VERTRIEB & PRAXIS Robo-Advisor 388 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © MARIUS BAUER | VANGUARD

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