FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2022

Standards setzen Mit Swiat bündelt die Dekabank ihre Blockchain-Aktivitäten in einer eigenen Tochtergesellschaft. Die offene Plattform soll dabei helfen, die Wertpapierabwicklung erheblich zu erleichtern. D ie Blockchain ist eine riesige Daten- bank, die auf vielen weltweit verteil- ten Servern liegt. Sie ermöglicht, verschie- denste Transaktionen in Sekundenschnelle auszuführen. Auch für den Bankenbereich ist die Technik, die durch Bitcoin bekannt wurde, interessant. Die Übertragung der Rechte erfolgt direkt und digital, eine phy- sische Verbriefung in Form von Wertpapie- ren, Verträgen oder auch Banknoten ist nicht mehr erforderlich. Ähnlich einem digitalen Grundbuch werden alle neuen Transaktionen mit den bisher gespeicher- ten vorangegangenen Geschäftsvorfällen verbunden („Block“) und als Kette („Chain“) angehängt – daher der Name. DCP Auch die Dekabank aus dem Spar- kassenlager setzt auf diese Technologie. Im Februar fasste das Institut sämtliche Block- chain-Aktivitäten des Konzerns in einer neuen Gesellschaft namens Swiat zusam- men. Die Abkürzung steht für „Secure Worldwide Interbank Asset Transfer“, also den sicheren weltweiten Austausch von Vermögenswerten zwischen Banken. Im Gegensatz zu einigen anderen Initiativen, die noch in der Planung stecken, sind über Swiat bereits erfolgreich Transaktionen getätigt worden. Basis ist das von der Deka entwickelte Digital Collateral Protocol (DCP), das auf einer „privaten“Variante der Blockchain basiert. Das abgewickelte Volu- men betrug, Stand März 2022, über 500 Millionen Euro – eine beachtliche Größe angesichts der Tatsache, dass sich die Gesell- schaft noch in der Anlaufphase befindet. Das gehandelte Volumen umfasst so- wohl traditionelle als auch Kryptowertpa- piere. „Auf der Swiat-Plattform können mit dem DCP-Modul aktuell Wertpapierleihe- und Collateral-Geschäfte getätigt werden“, erläutert Swiat-Geschäftsführer Henning Vollbehr. Zu den Partnern gehören die Bankhäuser Hauck Aufhäuser Lampe und Metzler. Mit Metzler wurde beispielsweise eine Wertpapierleihetransaktion über die Plattform abgewickelt, bei der sich die Dekabank ein Papier von der Privatbank geliehen und dafür eine Sicherheit – das sogenannte Collateral – in Form eines ande- ren Wertpapiers zur Verfügung gestellt hat. „Bei einer konventionellen Abwicklung finden zwei unterschiedliche Transaktionen statt, die beide abgewickelt werden müssen und einer jeweiligen Absicherung bedür- fen: eine Transaktion, um das zu verleihen- de Wertpapier zu bewegen, und eine weite- re Transaktion, um das Collateral zum Ver- leiher zu bewegen“, sagt Shahrok Shedari, stellvertretender Direktor IT-Innovation bei Metzler. Dank der Blockchain-Technologie, die hinter der Swiat-Plattform steckt, konn- ten beide Transaktionen in einer „Liefe- rung gegen Lieferung“-Transaktion (De- livery-vs.-Delivery-Transaction) gebündelt werden. „Die Blockchain stellt dabei sicher, Das Frankfurter Bankenviertel aus einer anderen Perspektive – links das Trianon-Hochhaus, in dem die Deka sitzt. Die Branche tüftelt an neuen Ansätzen, um die Vorteile der Blockchain für sich zu nutzen. » Es ist schwierig bis unmöglich, allein einen ›Industriestandard‹ zu setzen. « Jens Paulsen, Deloitte BANK & FONDS Wertpapierabwicklung 414 fondsprofessionell.de 2/2022 FOTO: © MIXMOTIVE | STOCK.ADOBE.COM

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