FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Eckhard Sauren: Aber wie schafft es eine Aktie dann auf die Kaufliste? Hornung: Nach diesem Grob-Screening anhand von Ausschlusskriterien geht es in die Detailarbeit, bei der Unternehmen einer sehr viel tiefer reichenden Analyse unterzogen werden. Auf der ESG-Seite kommen dabei sowohl Positiv- als auch Negativkriterien zum Einsatz. Zudem wer- den schon heute die sogenannten Principal Adverse Impacts, abgekürzt PAIs, berück- sichtigt, die bei einem nachhaltigen Fonds eigentlich erst ab 2023 verpflichtend offen- gelegt werden müssen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Leistungskennzah- len aus den Bereichen Umwelt und Sozia- les sowie weitere vordefinierte ESG-Indi- katoren, über die eventuell nachteilige Aus- wirkungen eines Investments auf Umwelt und Gesellschaft abgebildet werden sollen, um sogenanntemGreenwashing entgegen- zuwirken. Darüber hinaus trägt der Squad Green Balance aus gutem Grund den Begriff „Balance“ in seinem Namen. Heuser: Was meinen Sie damit? Hornung: Wir wollen damit bewusst signa- lisieren, dass wirtschaftliche und ESG-Fak- toren für unsere Investmententscheidun- gen gleichgewichtig von Bedeutung sind. Auch wenn ein Unternehmen noch so gut aufgestellt ist in Bezug auf unsere ver- gleichsweise harten ESG-Kriterien: Wenn es auf der fundamentalen Seite nicht stimmt, dann investieren wir nicht. Dem- entsprechend bleiben nach einer ausgewo- genen Berücksichtigung beider Aspekte am Ende gerade einmal 20 oder 30 Invest- mentideen pro Jahr übrig, die für den Squad Green Balance überhaupt in Frage kommen. Ein vergleichbares Prinzip gilt im Übrigen auch für unsere Disziplin auf der Verkaufsseite. Viehmann: Geben Sie uns ein Beispiel? Hornung: Wir haben uns schon bei der Übernahme des Fondsmandats vor zwei- einhalb Jahren von einer Aktie wie der nor- wegischen Tomra Systems getrennt. Unter ESG-Gesichtspunkten gibt es an dem Un- ternehmen, das durch sein Hauptgeschäft mit Leergutrücknahmesystemen einen her- vorragenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet, im Grunde nichts auszusetzen. Wie auch eine Reihe weiterer Greentec-Werte hat es im Verlauf der vergangenen Jahre durchaus das Interesse vieler Marktteilneh- mer auf sich gezogen, was aber dazu ge- führt hat, dass Tomra zwischenzeitlich mit einem KGV von über 70 bewertet wurde. Das steht nach unserem Verständnis in kei- ner Relation mehr zu einem Wachstum, das längerfristig bei fünf bis zehn Prozent liegen dürfte. Das Risiko, dass die Bewer- tung wieder auf ein für einen innovativen Maschinenbauer halbwegs normales KGV von 20 oder 25 zurückgeht, halten wir einfach für zu groß. Sauren: Der Green Balance ist ein All-Cap- Fonds, investiert aber verstärkt in Neben- werte. Gibt es bestimmte Vorgaben in Bezug auf die Marktkapitalisierung eines Unternehmens? Hornung: Auch wenn wir in allen unseren Fonds einen eindeutigen Schwerpunkt auf Nebenwerte setzen, haben wir keine kon- kreten Grenzen festgelegt, was die Größe eines Unternehmens angeht. Der Squad Green Balance ist zu rund einemDrittel in sogenannten Small Caps investiert, die eine Marktkapitalisierung von weniger als eine Milliarde Euro aufweisen. Darüber hinaus investieren wir aber bewusst auch mit jeweils einem Fünftel des Fondsvermögens in attraktive Mid und Large Caps. Heuser: Sie scheuen sich nicht, rund 15 Pro- zent der Fondsmittel auch in sogenannte Micro Caps, das heißt sehr kleine Unter- nehmen, zu investieren. Eine Reihe der Top-Positionen im Fonds dürften viele Marktteilnehmer gar nicht kennen. Hornung: Wobei solche Investments im » Wirtschaftliche und ESG-Faktoren sind für unsere Investmentent- scheidungen gleichge- wichtig von Bedeutung. « Stephan Hornung, Discover Capital Eckhard Sauren, Sauren Fonds-Research MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Stephan Hornung | Discover Capital 110 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © STEFAN GREGOROWIUS NACHHALTIG NACHGEFRAGT

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