FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Manchmal passt ein Anlagekonzept ein- fach nicht mehr in die Zeit. Im Jahr 2000 lancierte M&G den Global Basics Fund. Das Konzept: Investitionen in die Güter des täglichen Bedarfs. „In Klopapier und Zahnbürsten“, sagte der damalige Fonds- manager Graham French gern. Das Rezept war ein voller Erfolg, der Fonds sammelte mit starker Performance rund fünf Milliar- den Euro ein. Heute ist der M&G Global Basics Geschichte. Nach mehreren Mana- gerwechseln und phasenweise enttäuschen- der Performance änderte M&G 2017 das Anlageuniversum und benannte den Fonds in M&G Global Themes um (lesen Sie auch das Interviewmit dessen Manager Alex Araujo auf Seite 146). Das Paradebeispiel für eine Anlageidee, die nicht mehr aufgeht, ist das BRIC-The- ma: Die allermeisten Fonds, die sich auf Brasilien, Russland, Indien und China kon- zentrierten, wurden geschlossen oder mit anderen Fonds fusioniert (siehe FONDS professionell 4/2021, Seite 166). Strukturen anpassen Doch auch der Erfolg bringt Herausfor- derungen: Investment Manager, die rasch gewachsen sind,müssen Teams und Prozes- se mitziehen. Der lange von Firmengrün- der Edouard Carmignac gemanagte fle- xible Mischfonds Carmignac Patrimoine verdankte seinen Aufstieg dem guten Abschneiden in der globalen Finanzkrise. Doch in den Folgejahren konnte der Fonds die Erwartungen nicht erfüllen und rutschte ab 2017 aufgrund von Schwächen auf der Aktienseite sowie Fehleinschätzun- gen im Devisenmarkt noch weiter ab. Während Anleger massiv Geld abzogen, etablierte Carmignac als Antwort auf das „allgemeine Wachstum des Anlageverwal- tungsteams“ einen firmenweiten strategi- schen Investitionsausschuss, um die Asset Allocation zu verbessern. Anfang 2019 übernahm mit David Older zudem ein neuer Manager die Kontrolle über das Ak- tienportfolio. 2019 und 2020 verbesserte sich die relative Wertentwicklung deutlich, allerdings rutschte der Mischfondsklassiker zuletzt wieder ab. Anlagekonzept rekalibrieren Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftun- gen hatte bereits eine herausragende Er- folgsstory hingelegt, als Portfoliomanager Frank Fischer und seine Kollegen der Investmentboutique Shareholder Value Management 2017 begannen, die Anlage- philosophie zu rekalibrieren. Den puristi- schen Value-Ansatz – günstiges KGV, gerin- ges Wachstum – ergänzte Fischer um einen Fokus auf Qualität. Das noch stark auf Value eingestellte Portfolio erlitt 2018 den- noch einen herben Rückschlag: „In dem Jahr lief Value extrem schlecht“, erinnert sich Fischer. Die Antwort: ein noch stär- keres Augenmerk auf Qualität. Außerdem optimierte das Management- team die Abläufe und setzte früh auf Digi- talisierung. „Das kam uns auch in der Coronakrise zugute“, sagt Fischer heute. In der Folge verbesserte sich die Wertentwick- lung deutlich, 2021 lag der Fonds wieder weit im ersten Quartil seiner Morningstar- Vergleichsgruppe. Prozess überarbeiten Beim einstigen Multi-Asset-Bestseller Ethna-Aktiv nahmen nach einer stetigen Entwicklung die Ausschläge zu: In den von Volatilität geprägten Jahren 2016 und 2018 fiel der Fonds gegenüber der Kon- kurrenz deutlich zurück, erholte sich aber jeweils rasch. „In beiden Jahren waren wir entweder zu aggressiv oder zu defensiv in der Umsetzung unserer Einschätzungen“, erinnert sich Michael Blümke, einer der leitenden Portfoliomanager. Als Konsequenz überarbeitete Ethenea den Investmentprozess, wagte deutlichere Positionierungen und legte noch mehr Wert auf die Qualität der Einzeltitel. Mit Erfolg: Seit 2018 konnte der Ethna-Aktiv seine Performance deutlich verbessern und verstetigen und liegt trotz der beiden Schwächeperioden über die letzten zehn Jahre gesehen in der absoluten Spitzen- gruppe seiner Kategorie. Aus dieser Zeit zieht Blümke die Lehre: „Wichtig ist, dass wir uns immer wieder auf die Kernelemen- te unserer Investmentphilosophie zurück- besinnen einschließlich einer konsequen- ten Evaluierung unserer Entscheidungen gerade in schwierigen Phasen.“ Zahlreiche Fonds sind deutlich vom Stil ihres Managers geprägt. So steht der von Thomas Schüßler mit zwei Co-Managern verwaltete DWS Top Dividende mit sei- nem Fokus auf solide Werten mit stabilen Dividenden für einen eher defensiven An- satz. Als Wachstumswerte ab 2019 domi- nierten, blieb die Wertentwicklung daher deutlich zurück. Doch Schüßler hielt an seinem Ansatz fest. Sein Credo: „Natürlich geht man als Fondsmanager immer das Risiko ein, dass es zeitweise zu Übertrei- bungen kommt, die dem eigenen Stil zu- widerlaufen, und man darf nicht darauf zählen, dass es innerhalb kurzer Zeit zu » Oft funktioniert ein erfolgreicher Ansatz in einer neuen Marktsitua- tion einfach nicht mehr. « Rüdiger Sälzle, Fondsconsult MARKT & STRATEGIE Performanceschwäche 142 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © FONDSCONSULT

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