FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

und versteht. Sollte sich dann herausstellen, dass ich mit meinen Träumen daneben- liege, ist das in Ordnung.Denn ich habe in ein solides Unternehmen investiert. Wie verwirklichen Sie Ihre Themenideen in konkreten Investments? Ein gutes Beispiel ist Shimano, der japani- sche Hersteller von Fahrradkomponenten. ImRahmen des Demografie-Themas beob- achtete ich, dass Menschen ab der Lebens- mitte zu harmloseren Sportarten neigen. Denn sie erlitten vielleicht schon Verletzun- gen beim Fußball oder beim Tennis. Fahr- radfahren passt daher gut. Und insbesonde- re Männer begeistern sich für die Technik. Die zunehmende Urbanisierung und die Staus in den Städten machen Fahrräder zu beliebten Transportmitteln, insbesondere E-Bikes. All das deutete auf gute Aussichten hin. Dann kam die Corona-Pandemie – und die Nachfrage explodierte regelrecht. Alle Elemente, die ich erwartet hatte, traten ein – aber noch viel rascher, als ich dachte. Und in welchemFall ging Ihre Idee so nicht auf? Ein Beispiel ist der dänische Windkraft- konzern Ørsted. Das ist ein wirklich her- vorragendes Unternehmen. Doch es avan- cierte zum Liebling der ESG-Investment- welt. Denn die Firma birgt keine Gefahr von Kontroversen, erreicht einen großen Marktanteil bei Windkraft und verfügt über eine ansehnliche Pipeline an neuen Projekten. Für nachhaltige Investoren ist das ein Selbstläufer. Als dann viel Geld in ESG-Fonds floss, schoss auch der Kurs von Ørsted durch die Decke. Als das Bewer- tungsniveau ein völlig verrücktes Niveau erreichte, verkaufte ich einen Teil. Als dann die Kurse fielen, stieg ich wieder ein. So mancher aktive Portfoliomanager klagt darüber, dass ihmdieVorgaben des Risiko- managements keinen Raum lassen, um günstige Gelegenheiten zum Kauf zu nut- zen. Wie erleben Sie das? Ganz im Gegenteil. Ich halte die Hinweise des Risikomanagements für sehr hilfreich. Unsere Risikomanager sagten mir, dass ich durchaus mehr Risiken eingehen darf. Ge- rade in fallenden Märkten bestätigt mich dies darin, sich bietende Chancen zu ergrei- fen und Aktien zu kaufen, deren Bewertun- gen deutlich gefallen sind. Ich kann also guten Gewissens zugreifen, selbst wenn der Kurs noch ein wenig mehr fallen sollte. Ist das nicht, wie in fallende Messer zu greifen? Ja, aber mit dicken Schutzhandschuhen an den Fingern. Denn wenn ich den notwen- digen Puffer habe, kann ich ein paar Risi- ken tolerieren. Sie steuern noch einen zweiten Fonds, den M&G Global Listed Infrastructure Fund. Ist dessen Ansatz nach der Corona-Pandemie noch zeitgemäß? Er hat sogar noch an Bedeutung gewonnen. Viele der aktuellen Probleme lassen sich durch Investments in die Infrastruktur lin- dern oder sogar lösen. Die Frage der Ener- giesicherheit etwa erfordert den Aufbau alternativer Gasleitungen, der Klimawandel die Erschließung neuer Energiequellen.Die Corona-Pandemie verdeutlicht die Not- wendigkeit von Investitionen in den Ge- sundheitsbereich. Ein anderes Segment ist der Transport, also Schienen, Straßen oder Flughäfen. In der westlichen Welt sind wei- te Teile der Infrastruktur einige Jahrzehnte alt und zunehmend marode. Investitionen sind hier dringend nötig. Das klingt nach einem klassischen Infra- strukturansatz. Nein, der Strategie liegt ein erweiterter Begriff der Infrastruktur zugrunde. Neben der Kerninfrastruktur wie Versorger, Ener- » Ich erlaube mir die Freiheit, von Potenzialen zu träumen, die der Markt so nicht erkennt und versteht. « Alex Araujo, M&G FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 148 fondsprofessionell.de 3/2022 MARKT & STRATEGIE Alex Araujo | M&G

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