FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Die Nahversorgungsimmobilien von Habona Invest kamen recht unbeschadet durch die Pandemie. Ob das angesichts von Zinswende, Inflation und Digitalisierung so bleiben kann, darüber sprach FONDS professionell mit dem Portfoliomanager Oliver Weinrich. N ach zehn Jahren als Vorstand beim Beratungsunternehmen Drescher & Cie wechselte Oliver Weinrich letztes Jahr auf die Produktgeberseite – zum Nischen- anbieter Habona, der sich auf Nahversor- gungsimmobilien spezialisiert hat. Der Markt boomt, und Supermärkte erfreuen sich wachsenden Interesses unterschiedli- cher Anleger. Habona hat darauf mit einer Verbreiterung der Angebotspalette reagiert. Herr Weinrich, der Lebensmitteleinzelhan- del kam sehr stabil durch die Pandemie und konnte sogar zulegen. War das ein Strohfeuer, das jetzt erlischt? Oliver Weinrich: Der Lebensmitteleinzelhan- del wächst seit Jahrzehnten sehr stabil und kontinuierlich. Einer der prägenden Trends war, dass die Nachkriegsgeneration das Zepter der Einkaufsmacht an die Folge- generationen abgegeben hat. Damit einher ging ein enorm gestiegener Anspruch an die Qualität, es wird sehr auf die Leistungs- versprechen der Erzeuger geachtet, und es wird sehr viel mehr „Convenience“gekauft, also Lebensmittel, die bereits aufbereitet sind und keine Arbeit mehr machen: gemischte Blattsalate, belegte Sandwiches, alles, was das Leben ein bisschen einfacher macht. Von der Sondersituation Corona hat der Lebensmitteleinzelhandel extrem profitiert. Er blieb während der gesamten Pandemie geöffnet und konnte große Teile dessen zu sich umlenken, was sonst in Restaurants und Bars konsumiert wurde. Und weil man sich dennoch auch mal was leisten wollte, ist in der Zeit häufiger auch mal das Kobe-Rind auf dem heimischen Grill gelandet.Mit Lockerung der Corona- maßnahmen ist der Umsatz zwar leicht rückläufig gewesen, der langfristige Trend zu einem steigenden Umsatz wird sich aber fortsetzen. Die Inflation wird aber für eine verstärkte Zurückhaltung und weniger Konsum ins- gesamt sorgen. Ja, natürlich. Es war aber auch schon vor der deutlichen Kostensteigerung so, dass ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung am Ende des Monats nichts mehr übrig hatte. Die trifft es jetzt besonders hart. Es wird dazu führen, dass mehr beim Dis- counter gekauft wird. Die Menschen wer- den preissensibler werden. Wird das Ihre Fonds tangieren? Nein, zumindest einige Zeit nicht. Wir haben ja sowohl Vollsortimenter als auch Discounter in unseren Portfolios. Außer- dem haben wir zwar indexierte, aber keine umsatzabhängigen Mieten. Wir werden zwar nicht mehr das exponentielle Wachs- tum der vergangenen zweieinhalb Jahren sehen, aber der langfristige Aufwärtstrend ist auf absehbare Zeit nicht gebrochen. Sie arbeiten für den Ankauf von Objekten mit Fremdkapital. Wie wirkt sich die Zins- wende auf Ihre Finanzierung aus? Der über lange Zeit sehr niedrige Zins wirkte sich für unsere Bestandsanleger zu- nächst mal überaus positiv aus. Er ließ die Verkaufsfaktoren steigen, was bei unserem Einzelhandelsfonds 05 dazu führte, dass wir das Portfolio zum 25-Fachen seiner Jah- resmiete verkaufen konnten. Diese Ent- „Der Standort ist das Asset, in das investiert wird“ » Sobald Sie die Großstadt verlassen, finden Sie kaum mehr einen Lieferdienst. « Oliver Weinrich, Habona FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 192 fondsprofessionell.de 3/2022 SACHWERTE Oliver Weinrich | Habona

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