FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

ler vom Climate-Tech-Unternehmen Right. Auch gegen einen „Klimarechner“ der Commerz Real war der Vorwurf erhoben worden, den Klima-Impact einer Investi- tion in den Klimavest schönzurechnen. Horizontal und vertikal In der Auseinandersetzung mit der Fra- ge, wo genau denn der Impact stattfindet, kam die Commerz Real inzwischen zu der Unterscheidung horizontaler und vertikaler Kapitalströme (siehe Grafik). Wo immer man nur horizontale Kapitalströme aus- machen kann, wird es sich in der Regel um keinen tatsächlichen Impact handeln. „Wirklich nachhaltig kann eine Investition nur dann sein, wenn sie in der realen Welt eine Wirkung erzielt“, sagt Huzarski. Ein Beispiel: Erwirbt jemand Aktien eines Projektierers von Windparks, dann findet lediglich ein – horizontaler – Tausch von Eigentumsansprüchen statt. Die Aktie, die zuvor jemand anderes im Depot hatte, liegt jetzt im Depot des neuen Eigentü- mers. Anders kann der Fall gelagert sein, wenn dasselbe Unternehmen eine Anleihe begibt und mit dem eingeworbenen Geld neue Windanlagen projektiert und baut. Dann kann es zur tatsächlichen Schöp- fung eines ökologischen Mehrwerts kommen. Ummit dem Erwerb von Aktien einen tatsächlichen Impact zu erzielen, müsste ein Schwellenwert, bezogen auf die Ge- samtheit der Aktien dieses Unternehmens, überschritten werden, um auf operativer Ebene etwas bewirken zu können. Es liegt also nicht grundsätzlich an der Art des Investmentvehikels, ob es sich um einen horizontalen oder vertikalen Kapitalfluss handelt, sondern an der tatsächlich erziel- ten Klimawirkung der Investition. Klimapfade Um eine tatsächliche Reduktion der Menge an CO 2 geht es auch im Kern des Modells, das Right entwickelt hat, um die Klimawirkungen wirtschaftlicher Aktivitä- ten messbar zu machen. Zu deren Veran- schaulichung arbeitet das Modell jedoch gerade nicht mit der Menge schädlicher Emissionen – ausgedrückt in Tonnen von CO 2 -Äquivalenten –, sondern mit der Temperaturdifferenz, die sie bewirken – ausgedrückt in Grad Celsius. Disruptives Potenzial „Allein die Angabe, im Jahr 2045 bei null zu sein, hilft nicht wirklich weiter. Wesentlich ist die Menge an ausgestoße- nemCO 2 auf demWeg dahin“, sagt Müller. Denn mit einem hinreichend starken Glauben an das disruptive Potenzial noch zu entwickelnder Technologien könnten die Emissionen eines Unternehmens im Jahr 2044 auch auf null sinken, ohne vor- her CO 2 eingespart zu haben. „Dann hätte man das Ziel für 2045 zwar auch erreicht, aber bis dahin eine hohe Menge CO 2 aus- gestoßen“, gibt Müller zu bedenken, warnt aber auch: „Wir sind gedanklich zu sehr auf eine lineare Reduktion gepolt, bei der auf keinen Fall von Pfaden abgewichen werden darf.“ Es würde viel mehr Akzep- tanz schaffen, ließe man zu Beginn kleine Zuwächse bei den Emissionen zu, wenn sie danach umso deutlicher reduziert wer- den können. TILMAN WELTHER FP » Allein die Angabe, im Jahr 2045 bei null zu sein, hilft nicht wirklich weiter. « Sebastian Müller, Right Horizontal und vertikal Verschiedene Kapitalflüsse bei Ökoinvestments Wird Kapital nicht gezielt für die Schaffung eines ökologischen Mehrwerts genutzt, entsteht kein Impact. „Beim Kauf eines ETFs wechselt Kapital den Besitzer, aber dieses Geld hat keinen unmittelbaren Effekt in der Realwirtschaft. Bei Investitionen in grüne Sachwerte fließt hingegen Geld der Anleger in Bau und Entwicklung von Erneuerbare-Energien-Anlagen, die Ökostrom erzeugen und damit die CO 2 -Freisetzung aus fossilen Energieträgern kalkulierbar vermeiden“, sagt Tobias Huzarski von Commerz Real. Quelle:CommerzReal Anteile, Aktien etc. Anteile, Aktien etc. KEIN IMPACT IMPACT Anteile, Aktien etc. Bau, Entwicklung Investor Investment- vehikel Investor Investor SACHWERTE Klimawandel 228 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © FARIDEH DIEHL | RIGHT BASED ON SCIENCE

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