FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Der Zieleinlauf entscheidet Für die Hochrechnung der Ablaufleistung von Fondspolicen gibt es zahlreiche Methoden. Viele Versicherer nutzen Bruttomodelle, allerdings in drei Variationen. Das erschwert den Tarifvergleich . W as zählt, entscheidet sich im Ziel. Das gilt für Marathonläufer ebenso wie für die Inhaber von Fondspolicen. Beim Marathon sind es Sekunden, die über den Sieg entscheiden. Für Anleger, die in eine fondsgebundene Rentenversiche- rung investieren, kommt es auf die Summe an, die nach der Ansparphase zur Verfü- gung steht. Weil eine Fondspolice meist über Jahrzehnte läuft, rechnen Berater ihren Kunden vor Vertragsabschluss vor, welche Ablaufsumme sie erwarten können. Das Problem ist nur: Für diese Prognose gibt es ganz unterschiedliche Methoden. „Bei den Hochrechnungsmethoden zur Ermittlung der Ablaufleistung von Fonds- policen herrscht noch immer Wildwuchs“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingan- gentur Assekurata. Die Methodenvielfalt führt dazu, dass sich bei ein und derselben Police auf dem Papier ganz unterschied- liche Ablaufsummen ergeben können, je nachdem, welches Hochrechnungsmodell angewandt wird. Zudem trägt die vomVer- sicherer verwendete Berechnungsmethode dazu bei, dass eine Fondspolice in Ver- gleichstools weit oben oder tief unten im Ranking landet. Erhebliche Unterschiede Eine kurze Betrachtung der verschiede- nen Methoden zeigt schnell, wo die Unter- schiede liegen. Da ist zunächst einmal die Nettomethode. „Bei einer Police mit Brut- tobeitragsgarantie etwa rechnet man den Sparanteil im Deckungsstock mit dem für die Überschussbeteiligung geltenden Prozentsatz hoch“, erklärt Dirk Fischer, Geschäftsführer der Frankfurter Produkt- schmiede Patriarch Multi-Manager. Für die Entwicklung des Fondsvermögens werden üblicherweise null, drei oder sechs Prozent angenommen. Die für Sicherungs- und Fondsvermögen errechneten Summen wer- den addiert. Versicherungskosten und Risi- koprämie werden in der Berechnung be- rücksichtigt – Fondskosten allerdings nicht. „Bei der Bruttomethode finden die Fondskosten hingegen Berücksichtigung“, erklärt Fischer. Diese Methode ist aber in drei Varianten anzutreffen (siehe Kasten nächste Seite). Die erste Spielart ist die Hochrechnungsmethode für staatlich ge- förderte Fondspolicen. Diese wurde von der Produktinformationsstelle Altersvor- sorge (PIA) entwickelt und ist für Riester- oder Rürup-Policen verpflichtend. Versiche- rer dürfen sie freiwillig natürlich auch für nicht geförderte Produkte verwenden. Die PIA-Methode „Bei der PIA-Methode werden das Siche- rungs- und das Fondsvermögen zusam- mengenommen und mit einem bestimm- ten gesetzlich vorgegebenen Rechnungs- satz hochgerechnet“, erläutert Fischer. Versi- cherungskosten, die Risikoprämie und die Fondskosten, also alle sogenannten „ren- ditemindernden Größen“, werden abgezo- gen. Nach der vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) empfohlenen Methode werden die Anlage- töpfe ebenfalls gemeinsam hochgerechnet. Auch hier werden alle Größen, die die Rendite schmälern, einbezogen. Dennoch gibt es zwei wichtige Unterschiede. Bei der PIA-Methode sind für verschiedene Arten Läufer in Aktion: Bei einem Marathon ist es egal, wer zwischendurch an der Spitze liegt. Sieger ist, wer als Erster durchs Ziel geht. Bei Fondspolicen ist die Ablaufleistung entscheidend, doch Prognosen sind schwierig. FONDSPOLICEN SPEZIAL Tarifvergleich 258 fondsprofessionell.de 3/2022 FOTO: © SANDOR JACKAL | STOCK.ADOBE.COM

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