FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2022

Wie wollen Sie Kosten sparen bei all den Investitionen? Baranko: Wir werden Teile der Wertschöp- fungskette auslagern und verschlanken, soweit das sinnvoll erscheint. Die haus- eigenen Kernelemente, die auf die Kunden ausgerichtet sind, werden wir dagegen behalten und stärken. Herr Baranko, Sie erwähnten noch Umstel- lungen bei den Büros.Was steckt dahinter? Baranko: Unser Haus agiert sehr dezentral. Formal gesehen weisen wir zwar einen Hauptsitz aus, doch praktisch verfügen wir über keinen zentralen Hub in den USA. Wir arbeiten sehr flexibel, was den Ort angeht. Diese Dezentralisierung setzen wir fort. Sollten wir beispielsweise in Deutsch- land auf ein Investmentteam mit inter- essantem Ansatz stoßen, würden wir es andocken und seinen Sitz hier belassen. Es ist egal, an welchemOrt der Welt die Men- schen arbeiten. Welche Rolle spielen nachhaltige Invest- ments? Sullivan: Wir nehmen das Thema ernst und fühlen uns dazu verpflichtet. Doch wir räumen uns selbst die notwendige Zeit ein. Manche da draußen preschen voraus und verpflichten sich zu Zielen.Wir gehen hingegen sehr behutsam vor. Wir wollen nicht dort enden, wo andere schon gelan- det sind: dem Vorwurf ausgesetzt zu sein, mehr zu versprechen, als man abliefert. Baranko: Wir stecken viel Geld und Mühe in hauseigene Mechanismen und Struktu- ren, um nachhaltig zu investieren.Wir bau- en die entsprechenden Teams und Kompe- tenzen auf.Wir bemerken zwar, dass Nach- haltigkeit eine hohe Priorität für unsere Kunden einnimmt.Wir wollen jedoch zu- erst sicherstellen, dass unsere Portfolioma- nager alle Werkzeuge und Informationen zur Hand haben, damit sie ESG-Faktoren sinnvoll in den Investmentprozess einflech- ten können. Ernstzunehmende ESG-Struk- turen zu entwickeln, die regulatorischen und Compliance-Standards genügen, ist teuer und braucht Zeit. Wie weit sind Sie fortgeschritten? Baranko: Wir haben eine hauseigene ESG- Datenbank aufgebaut. Diese ergänzen wir um aktuelle Entwicklungen, etwa um CO 2 - oder Klimadaten. Inzwischen bieten wir auf unserer UCITS-Plattform eine ganze Reihe von nachhaltigen Fonds an. Sullivan: Um fair zu sein gegenüber den- jenigen, die gerade in der Kritik stehen: Derzeit gibt es die Tendenz zu einer Art Regulierung in der Retrospektive. Die Din- ge liegen bei ESG längst nicht immer so klar. Die Vorschriften unterscheiden sich je nach Rechtsraum, und selbst innerhalb dieser Räume ist nicht immer eindeutig, welche Benchmarks oder Vorgaben gelten. Grundsätzlich halten wir uns an die Devi- se: Posaune nicht irgendwelche Ziele oder Versprechen hinaus, wenn du nicht ganz sicher sein kannst, dass du sie auch einhal- ten kannst. Da widerstehen wir dem Druck, bestimmte Vorgaben zu unter- schreiben. Vielen Dank für das Gespräch. SEBASTIAN ERTINGER FP KURZ-VITA: Joe Sullivan Joseph „Joe“ Sullivan rückte 2021 an die Spitze von Allspring Global Investments. Zuvor war er seit 2012 Vor- standschef von Legg Mason – bis zur Übernahme durch Franklin Templeton 2020. Vor seiner Ära als Firmenlenker arbeitete Sullivan als Vertriebs- und Administrativchef bei dem Boutiquendach. Davor war er Leiter Anleihen bei der US-Investmentbank Stifel Financial. Sullivan saß zudem im Verwaltungsrat des US-Fondsbranchenverbands Investment Company Institute (ICI). » Um fair zu sein gegen- über denjenigen, die gerade in der Kritik stehen: Derzeit gibt es die Tendenz zu einer Art Regulierung in der Retrospektive. « Joe Sullivan, Allspring Global Investments FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 334 fondsprofessionell.de 3/2022 VERTRIEB & PRAXIS Joe Sullivan & Jon Baranko | Allspring Global Investments

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