FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Teure Sicherheit Die Devisenkurse laufen so stark auseinander wie lange nicht mehr. Kein Wunder, dass die Währungsabsicherung auch für Fondsanleger wieder zum Thema wird. Lohnt sie sich? W er vor einem Jahr in Dollar ange- legt hat, dürfte sich eigentlich glücklich schätzen: Die US-Währung legte gegenüber dem Euro rasant zu und durch- brach erstmals seit rund 20 Jahren sogar die Parität. Gut 16 Prozent konnten Anle- ger aus dem Euroraum in den zwölf Monaten bis Anfang November allein dank Währungsgewinnen einstreichen. Doch zahlreiche Inhaber von Aktien- fonds mit Schwerpunkt im Dollarraum haben davon nicht profitiert, da sie in eine währungsgesicherte Anteilsklasse investiert haben. Dabei wäre der Wechselkursbonus angesichts des gleichzeitigen Einbruchs am Aktienmarkt ein willkommenes Trostpflas- ter gewesen. Während viele Privatanleger „gehedgte“ Fondstranchen bevorzugen, halten Vermögensverwalter und Verbrau- cherschützer meist wenig bis gar nichts davon – zumindest bei weltweiten Aktien- investments mit langem Anlagehorizont. Investoren und Berater stehen immer wieder vor der Wahl zwischen Anteilsklas- sen mit oder ohne Währungssicherung. Was sich wie eine sinnvolle Sache anhört, hat durchaus Tücken. „Dem Schutz vor Währungsverlusten steht immer der Verzicht auf Chancen gegenüber“, betont Detlef Glow, Researchleiter bei Refinitiv Lipper. Grundsätzlich gilt: Ob Euro, Dollar oder Pfund – die Währung, in der ein Fonds oder ETF gehandelt wird, sagt wenig über die enthaltene Währungskom- ponente aus. Darüber entscheidet nur, was im Portfolio steckt. Je mehr Werte aus dem Nicht-Euro-Raum in einem Fonds sind, desto größer ist die Währungsallokation, die Anleger mit ungesicherten Anteils- klassen eingehen. Um Währungseffekte auszuschließen, setzen Fondsmanager Futures oder For- wards ein. Die standardisierten Futures werden an der Börse gehandelt, Forwards dagegen zwischen zwei Vertragsparteien vereinbart – man spricht auch von OTC- Geschäften („over the counter“). Das Prin- zip ist jeweils dasselbe: Die Manager erwer- ben am Terminmarkt den Gegenwert der abzusichernden Währungsposition. Diese Sicherungen werden dann je nach Laufzeit monatlich oder quartalsweise in neue Kon- trakte „gerollt“. Bei größeren Asset Mana- gern übernehmen meist spezialisierte Teams die Devisenabsicherung. Zinsdifferenz entscheidet Die Kosten der Absicherung entsprechen weitgehend der Differenz zwischen den kurzfristigen Geldmarktsätzen. Anfang November lag der Ein-Monats-Libor in US-Dollar mit rund 3,8 Prozent etwa 2,6 Prozentpunkte über dem Ein-Monats-Euri- bor. Eine Dollarposition abzusichern „kostet“aktuell damit deutlich mehr als im historischen Durchschnitt. Liegt der Euro- Geldmarktsatz dagegen über dem der Ge- Die Turbulenzen am Devisenmarkt lassen sich mit Terminkontrakten zähmen. In Frage kommen börsen- gehandelte Futures oder Forwards, die zwei Vertragsparteien „over the counter“ (OTC) abschließen. 16,5 % hat der US-Dollar zum Euro in den zwölf Monaten bis 1. November 2022 zugelegt. Quelle:Oanda MARKT & STRATEGIE Währungsabsicherung 122 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © RAWPIXEL.COM | STOCK.ADOBE.COM

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