FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Nach dem Einbruch Der Verfall am Bondmarkt erreichte historische Ausmaße. Dafür kletterten die Renditen auf so hohe Niveaus wie seit Jahren nicht mehr. Bergen Rentenpapiere nun Chancen? B richt an den Aktienmärkten ein Sturm aus, dann bewegen sich die Kurse wie meterhohe Wellen. Von der Spit- ze bis zum Tal geht es im zweistelligen Pro- zentbereich abwärts. Die Anleihenmärkte schienen da bislang wie ein stiller Binnen- see. Eine starke Brise kräuselte allenfalls die Wasseroberfläche in wenige Zentimeter hohe Wellen. Bis jetzt. Denn der Orkan, der die Rentenmärkte in den vergangenen Monaten aufwühlte, erreichte Ausmaße wie bei Aktien. Doch ist nun das Ende des Sturms erreicht? Die massiven Bewegungen des Bondmarktes beschreiben selbst die hartgesottenen Profis mit markigen Worten. „Wir erlebten einen Kurseinbruch in noch nie dagewesenem Aus- maß. Anleihen verzeichneten den stärksten Renditeanstieg in der Nachkriegsgeschichte“, sagt etwa Stephan Kuhnke, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Bantleon. Die aus Hannover stammende Gesellschaft hat sich mit ihren Anleihenstrategien einen Namen erworben. „Nicht nur die kurze Zeit, in der die Renditen kletterten, sondern auch das Ausmaß des Anstiegs ist einzigartig“, betont Kuhnke. Ebenso deutlich beschreibt Nicolas Forest von Candriam die Lage am Renten- markt: „Alle Anleihenkategorien erlitten markante Einbußen“, so Forest, der den Bondbereich des Asset Managers leitet. „Dies erscheint ungewöhnlich, denn die Rückgänge erreichten das Niveau von Aktienmarktverlusten. Anleihen schnitten schlechter ab als viele andere Anlage- klassen.“ Der von Brüssel aus arbeitende Experte des Asset Managers nennt drei Faktoren, welche diese dramatische Entwicklung anstießen. Böse Überraschung „Nach der Corona-Pandemie und der ultralaxen Geldpolitik brach eine starke Teuerung aus“, beschreibt Forest den ersten Faktor. Deren Ausmaß hätten Finanzpolitiker, Notenbanker und Volkswirte unterschätzt. „Die Größenordnung und die Beharrlichkeit der Inflation er- wiesen sich als eine Überra- schung.“ Der zweite Faktor sei der Entschluss der Notenban- Schiffbruch erlitten: Die Verluste an den Rentenmärkten erreichten enorme Ausmaße, die an die Dimension von Aktien-Baissen heranreichen. Doch nach dem Beben könnten sich lukrative Chancen eröffnen. Auf zu alten Höhen Rendite zehnjähriger Staatsanleihen Binnen weniger Monate schossen die Staatsanleihenrenditen in die Höhe und erreichten lange nicht mehr gesehene Niveaus. Quelle:Bloomberg -1% 0% 1% 2% 3% 4% 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I ‘17 Bundesanleihen US-Treasuries MARKT & STRATEGIE Anleihen 146 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © DIESIDIE | STOCK.ADOBE.COM

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