FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Heiter bis wolkig Ukrainekrieg, fallende Börsen, steigende Energiepreise und hohe Inflation: Finanzberater erleben kein einfaches Jahr. Doch bislang ist die Stimmung in der Branche nicht durchweg schlecht. F ür Jörg Schöber läuft es richtig rund – und das mitten im aktuellen Krisen- Cocktail aus geopolitischen sowie wirtschaftlichen Unsicherheiten, fal- lenden Börsen, rasant steigenden Energiepreisen und hoher In- flation. „Ich bin mit der Ent- wicklung meines Geschäfts in diesem Jahr bisher sehr zufrieden“, sagt der Inhaber der Schöber Fondsvermitt- lung mit Sitz in Bad Salz- uflen. Dass es gut läuft, zeigt sich schon allein daran, dass der Berater zwei kaufmännische Mitarbeiter sucht und die Auf- nahme neuer Kunden stark einge- schränkt hat. „Der Grund dafür ist, dass ich nicht immer noch mehr arbeiten möchte“, erklärt Schöber. Keine Panik Panische Reaktionen seiner Kunden nach dem Beginn des Ukrainekrieges am 20. Februar und während des darauf fol- genden Börseneinbruchs hat der Finanz- profi nicht beobachtet. Auch als in der Fol- ge die Energiepreise in die Höhe schnell- ten, die Inflation extrem anzog und die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli die Zinswende ausrief, behielt die Klientel die Nerven. „Eine einzige Kundin hat die monatliche Einzahlung in ihren Fondsspar- plan von 900 auf 400 Euro verringert, weil sie sich aufgrund der hohen Energiepreise etwas mehr finanziellen Puffer verschaffen wollte“, berichtet Schöber. Ansonsten seien keine Zahlungen reduziert und nur weni- ge Depots umgeschichtet worden. „Meine Kunden wenden sich auch nicht verstärkt mit ängstlichen Fragen an mich“, sagt Schöber. „Das liegt sicher daran, dass ich einen Großteil von ihnen schon seit zehn oder gar 20 Jahren betreue“, vermutet er. In dieser Zeit haben sie so manche schwierige Situation erlebt – vom Zusammenbruch des Neuen Marktes über die Finanzkrise der Jahre 2008/2009 bis hin zur Corona-Pandemie und ihren Folgen. „Damit ist ei- ne gewisse Gelassenheit eingetreten“, sagt Schöber. „Die Kunden kennen Kursschwankungen und wissen, dass sich ihre De- pots immer wieder erho- len.“ Felle gegen Kartoffeln So wird es auch diesmal sein, glaubt der Berater. Jedes Vierteljahr schickt er seinen Kunden eine Standmit- teilung zum Depot. Mit der letzten Info hat er sie zwar darauf aufmerksam ge- macht, dass die kommenden Monate noch einmal ungemütlich werden könnten. „Aber wir werden auch im nächsten Jahr keine Felle gegen Kartoffeln tauschen, Un- ternehmen werden weiter Gewinne erzie- len und Dividenden an Anleger ausschüt- ten“, sagt Schöber. Und auch über Kurs- steigerungen werde ein Vermögenszuwachs möglich sein, ist er überzeugt. Ganz so gelassen sehen es nicht alle Finanzberater und Versicherungsvermittler, » Ich sehe das kommende Jahr durchaus kritisch. « Tobias Riefe, L&R Finanzkonzepte VERTRIEB & PRAXIS Finanzberatung 306 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © ARTUR SYNENKO | STOCK.ADOBE.COM

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