FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

Oddo: In gewisser Weise schon, allerdings sehe ich unser Unternehmen gegenüber einem reinen Asset Manager oder vielen anderen Banken durchaus im Vorteil. Unter demDach von Oddo BHF vereinen wir insgesamt drei Geschäftsbereiche, neben dem Asset Management gehören das Private Wealth Management und der Bereich Corporates & Markets dazu. Wir betreiben zudem kaum Kreditgeschäft, was uns auch bei einer abnehmenden Liqui- dität weniger verwundbar macht als etwa eine Kreditbank. Aber wäre es für Oddo BHF nicht sinnvoll, eine Börsennotierung in Angriff zu nehmen, allein schon, um darüber weitere Expan- sionsmöglichkeiten zu erschließen? Oddo: Wir haben es auch ohne Börsen- notierung geschafft, zu einer der größten unabhängigen Privatbanken der Eurozone aufzusteigen.Wir verwalten inzwischen ein Gesamtvermögen von 140 Milliarden Euro für private und institutionelle Kunden. Und mit einem Eigenkapital in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro, einem Nettoertrag von 780 Millionen Euro und einem Gewinn vor Steuern von 200 Mil- lionen Euro im vergangenen Jahr sind wir nicht auf das Geld von Aktionären ange- wiesen, um unser Geschäft weiterzuent- wickeln. Das ermöglicht uns eine Eigentü- merstruktur, die zum einen keine andere Bank aufweist, und die zum anderen unse- ren Mitarbeitern die Möglichkeit bietet, sich am Unternehmen zu beteiligen. Das ist uns besonders wichtig. Warum? Oddo: Weil es uns in die Lage versetzt, besondere Talente langfristig stärker an uns zu binden, wenn diese am Unternehmens- erfolg partizipieren. Zudem werden sie dadurch zu Mitunternehmern, die eine sehr viel höhere Motivation mitbringen, unser Geschäft zum Vorteil von langfristig zufriedenen Kunden weiterzuentwickeln. Zahlt sich denn eine solche Beteiligung am Ende für die Mitarbeitenden aus? Oddo: Das kann man aus meiner Sicht oh- ne Weiteres sagen, denn über entsprechen- de Ausschüttungen und zusätzliche Kapi- talgewinne lässt sich durch eine solche Be- teiligung eine weit bessere Rendite erzielen, als das mit anderen Anlageformen möglich wäre. Nicht umsonst investieren manche Kolleginnen und Kollegen zehn Prozent ihres Gehalts in unsere Firma,manch einer hat mehr in unser Unternehmen investiert als in seine eigene Wohnung. Und das, ohne dass sie dabei das Gefühl hätten, ein zu hohes Risiko einzugehen oder allzu gro- ßen Schwankungen ausgesetzt zu sein. Aber auch Ihr Geschäft unterliegt einer vergleichsweise hohenVolatilität. Die jüngs- te Börsenentwicklung ist doch auch an Ihrem Unternehmen nicht spurlos vorbei- gegangen. Oddo: Im Prinzip gebe ich Ihnen schon recht, dass deutlich steigende Zinsen die Bewertung von Aktien auch in den von uns angebotenen Investmentfonds belastet haben. Unterm Strich aber profitieren wir insgesamt durchaus von höheren Zinsen, auch wenn wir weiterhin mit rund 20 Pro- zent einen Großteil unserer Erträge in den weiteren Ausbau unserer Finanzanalyse und unserer Research-Kapazitäten sowie in den IT-Bereich investieren. » Das größte Problem in Zeiten einer Krise ist das Versiegen von Liquidität. « Philippe Oddo, Oddo BHF FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 4/2022 381

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