FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

europäischen Vergleich spielen die Zins- erträge nach wie vor eine wichtige Rolle für die heimischen Institute. „Der Zins- ertrag bleibt die wichtigste Säule der deut- schen Banken, wenngleich viel getan wur- de, um Einnahmen aus Gebühren zu stei- gern“, erläutert Metzler (siehe Grafik „Wan- del im Schwund“ auf der nächsten Seite). Flüchtiger Effekt Allerdings dürfte der Boom bei der Kreditausgabe flüchtiger Natur sein. „Das gestiegene Kreditvolumen ist auf das Firmenkundengeschäft zurückzuführen“, berichtet Metzler. „Die Unternehmen nahmen Kreditlinien in Anspruch – nicht, weil sie Liquidität benötigten, sondern weil sie sich die ausgehandelten günstigen Kreditkonditionen sichern wollten. Diese Ausweitung dürfte sich somit als nur vor- übergehender Effekt herausstellen.“ Weiterhin werden manche Einnahme- quellen versiegen. „Die Erträge aus Negativ- zinsen, die die Banken den Firmen- und zuletzt zunehmend auch den vermögen- den Privatkunden in Rechnung stellten, werden zukünftig wegfallen“, meint Metz- ler. „Mit Anstieg der Zinsen seit Februar haben Banken die Bepreisung von Einla- gen weitgehend eingestellt.“ Zwar würden die positiven Auswirkungen aus den Refi- nanzierungsprogrammen der Europäi- schen Zentralbank zumindest bis 2023 und mit Einschränkung auch im Jahr 2024 noch anhalten. „Doch dieser Effekt ist end- lich“, betont der Moody’s-Analyst. Die Institute werden die gestiegenen Leitsätze an ihre Einlagenkunden weiter- reichen müssen, was wiederum die derzeit ansehnlichen Zinsmargen schmälern dürf- te. „Die entscheidende Frage ist, wann und in welchem Umfang die Privatkunden höhere Zinsen für ihre Einlagen einfordern werden“, sagt Metzler. „Der Druck wächst, Einlagen wieder zu verzinsen.“ So positiv die steigenden Zinsen für die Banken auch seien, dies müsste auch mit Neugeschäft unterfüttert werden. Risiko Rezession Und dahinter stehen zunehmend Frage- zeichen. „Das Risiko, dem alle Banken aus- gesetzt sind, ist die drohende Rezession“, warnt Lombard-Odier-Stratege Monier. „Die Kehrseite steigender Zinsen besteht darin, dass sie in der Regel in einen Abschwung münden.“Dies führt dazu, dass einerseits die Nachfrage nach Krediten und Bankdienstleistungen sinkt. Andererseits steigt bei einer Rezession der Anteil der Kreditnehmer, die Zins und Tilgung nicht mehr stemmen können. „Dies stellt keinen erfreulichen Ausblick für die Banken dar. Die Ratings dürften sich verschlechtern“, meint Patrick Rioual, der bei der Rating- gesellschaft Fitch die Analyse deutscher Überraschende Gewinner Nettozinserträge ausgewählter europäischer Institute Europas Geldhäuser steigerten ihre Nettozinserträge zum Teil deutlich. Die Analyse zeigt aber nur ausgewählte Institute der Länder. Quelle:Moody’s Veränderung der Banken-Nettozinserträge im ersten Halbjahr 2022 gegenüber Vorjahr Schweiz Benelux Italien Frankreich Skandinavien Spanien Deutschland Großbritannien Österreich 23 % 22 % 15 % 11 % 9 % 8 % 3 % 3 % 0 % Hoher Aufwand Betriebswirtschaftliche Kennzahlen deutscher Banken Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis deutscher Banken rangiert im Vergleich zur europäischen Konkurrenz auf hohem Niveau. Quelle:DeutscheBundesbank 0 20 40 60 80 100 50% 60% 70% 80% 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Mrd. Euro Kosten Vorsteuer- gewinn Aufwand-Ertrags- Verhältnis » Das Risiko, dem alle Banken ausgesetzt sind, ist die drohende Rezession. « Stéphane Monier, Lombard Odier BANK & FONDS Zinswende 426 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © LOMBARD ODIER

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