FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2022

und österreichischer Banken leitet. Positiv stellten sich bislang die Kreditqualität sowie die gute Ausstattung mit Eigenkapital dar. „Der Anteil notleidender Kredite ist gering. Die Qualität wird sich zwar verschlechtern, aber von einem hohen Niveau.“ Alle betroffen Gleichwohl lauert Ungemach. „Die kon- junkturellen Unsicherheiten stellen eine Bedrohung für die Kreditqualität dar“, formuliert es Moody’s-Analyst Metzler. Die großen Unternehmen dürften steigende Kosten und höhere Löhne etwas besser schultern, da sie über Ausweichmöglich- keiten verfügen und für solche Szenarien besser vorbereitet seien. „Dies fällt kleinen Unternehmen und Selbstständigen schwe- rer“, betont Metzler. „Eine mögliche schlechtere Kreditqualität dürfte daher ins- besondere bei Sparkassen oder Volks- und Raiffeisenbanken aufschlagen.“ Auch der bei der Finanzaufsicht Bafin für Banken zuständige Exekutivdirektor Raimund Röseler mahnt: „Die deutschen Institute sind überwiegend gut kapitalisiert. Eine niedrige zweistellige Anzahl von Insti- tuten wird jedoch im Fall eines deutlichen wirtschaftlichen Abschwungs zu kämpfen haben.“ Zudem erfassen Inflation und Ab- schwung weite Teile der Wirtschaft und der Privatkunden, anders als noch in der Corona-Pandemie, als vorwiegend Touris- mus, Gastronomie oder das Veranstaltungs- gewerbe betroffen waren. „Nun standen zunächst die energieintensiven Branchen im Fokus, doch mit der anhaltenden Teue- rung sehen sich nunmehr nahezu alle Wirtschaftszweige betroffen“, erläutert Metz- ler. Die Inflation erfasst auch die Finanz- welt selbst. „Die steigenden Energiepreise und höhere Löhne werden in Zukunft auch die Banken treffen“, sagt der Analyst. Wunder Punkt Dies trifft die heimischen Institute an einemwunden Punkt. „Der nunmehr wie- der steigende Kostendruck ist eine Heraus- forderung für das deutsche Bankensystem“, erläutert Metzler. Die Effizienz des deut- schen Bankensystems habe seit geraumer Zeit als relative Schwäche gegolten (siehe Grafik „Hoher Aufwand“ auf der vorigen Seite). „Vor einigen Jahren erkannten viele Institute den Weckruf und legten Effizienz- programme auf“, sagt Metzler. Dennoch würden die deutschen Geldhäuser „immer noch nicht auf Augenhöhe mit Systemen anderer Länder agieren“. Diese könnten steigende Kosten besser verkraften. Fitch- Experte Rioual ergänzt: „Die Restruktu- rierung ist in vollem Gange und noch nicht abgeschlossen. Nun kommt noch Gegenwind dazu.“ Die Freude der deut- schen Banken über die Zinswende wird daher abflauen. SEBASTIAN ERTINGER FP » Die deutschen Institute sind überwiegend gut kapitalisiert. « Raimund Röseler, Bafin Wandel im Schwund Zins- und Provisionserträge deutscher Banken Die Erträge der Institute nahmen über die vergangenen Jahre deutlich ab. Dabei gewannen Provisionseinnahmen an Bedeutung. Quelle:DeutscheBundesbank 0 50 100 150 200 250 300 350 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Mrd. Euro Zinserträge Provisionserträge 13 % 100 % 100 % 87 % 29 % 71 % Provisionsspitze Ertragskomponenten der Banken (Veränderung zum Vorjahr) Der Bedeutungsgewinn der Provisionserträge zeigt sich deutlich imVorjahres- vergleich. Der Zins dürfte aber zurückkehren. Quelle:DeutscheBundesbank -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Zinserträge Provisionserträge BANK & FONDS Zinswende 428 fondsprofessionell.de 4/2022 FOTO: © SCHAFGANS DGPH BAFIN

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