FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Das Ziel vor Augen Target-Fonds schichten das Kundenvermögen im Lauf der Jahre automatisch in weniger riskante Anlageklassen um. Das Konzept hat Charme, ist hierzulande aber kaum verbreitet. Das hat Gründe. M anche Geldanlageregel klingt ein- leuchtend, entpuppt sich bei näherer Betrachtung aber als falsch. Ein Beispiel da- für ist die „100 minus Lebensalter“-Formel, mit der manche Finanzberater die Aktien- quoten ihrer Kunden ausrechnen. Zwar ist es durchaus sinnvoll, dass ein junger Anleger in der Tendenz mehr Aktien verträgt als ein Rentner, weil er noch viele Jah- re Zeit hat, um zwischenzeit- liche Kursverluste auszusitzen. Viel wichtiger ist aber, dass die Aktienquote zum Risikopro l passt, sonst fühlt sich der Kun- de nicht wohl damit – und ver- kauft seine Fonds womöglich schon nach der ersten größeren Kurskorrektur mit Verlust. Es gibt eben 25-Jährige, denen 75 Prozent Aktien im Portfolio viel zu riskant erscheinen, und 65-Jährige, für die diese Quote genau das Richtige ist. Unabhängig vom Risikopro l des An- legers haben Konzepte, die an die oben genannte Formel erinnern, jedoch durch- aus ihre Berechtigung. Und zwar wenn es darum geht, ein Vermögen auf ein be- stimmtes Datum hin zu managen, das lan- ge in der Zukunft liegt. Anfangs kann das Geld komplett in Aktien stecken. Doch je näher der Tag X rückt, um so sicherer sollte es investiert sein – zu hoch wäre sonst das Risiko, im letzten Moment von einem Börsencrash kalt erwischt zu werden. Born in the USA Derartige Konzepte, oft Lebenszyklus- oder Target-Fonds genannt, gibt es schon lang. Sonderlich verbreitet sind sie hierzu- lande aber nicht. „Die Target-Fonds entstan- den Anfang der 1990er-Jahre in den USA“, berichtet Christof Quiring, Leiter „Workplace In- vesting“ bei Fidelity Internatio- nal in Kronberg. „Ausschlag- gebend war die Erfahrung, dass sich viele Arbeitnehmer bei ihren 401k-Pensionsplänen am Anfang einmal für eine Anla- gestrategie entscheiden und diese dann über Jahrzehnte nicht anfassen.“So kam es, dass manche Arbeitnehmer selbst kurz vor der Rente fast nur Aktien im Depot hatten, ohne sich der Risiken wirklich be- wusst zu sein. Andere entschie- den sich in jungen Jahren für Auf das Ziel konzentrieren – und dann bloß nicht ablenken lassen. Was fürs Bogenschießen gilt, lässt sich gewissermaßen auch auf den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge übertragen. Überschaubares Segment Volumen der Lebenszyklusfonds in Deutschland Der Abschied von Fidelity International aus der BVI-Statistik 2018 lässt die Fondskategorie kleiner wirken, als sie ist. *seit2018ohneFidelity International |Quelle:BVI 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 2021 2019 2017 2015 2013 2011 2009 Mrd. Euro Netto-Fondsvermögen* 1,2 Mrd. 2,8 Mrd. 1,1 Mrd. 1,4 Mrd. MARKT & STRATEGIE Lebenszyklusfonds 136 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © ANDREAS P | STOCK.ADOBE.COM

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