FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

p anzung unter ihnen gekühlt werden, so die Argumentation der Entwickler. Politische Unterstützung Nachdem Agri-PV in Deutschland noch in der frühen Phase der Markteinführung steckt, fragt man sich, ob sich angesichts der Vielzahl positiver Synergien nicht auch die Politik stärker engagieren müsste. „Es gibt sehr wohl auch auf politischer Ebene bereits ein Bewusstsein für die Zukunfts- fähigkeit der Agri-PV“, berichtet Schindele. Die neue Regierung habe Anfang vergan- genen Jahres ein Eckpunktepapier veröf- fentlicht, in dem sie sich dazu bekennt, ih- re Gesetzgebung darauf auszurichten, dass der PV-Ausbau auf Agrar ächen im Ein- klang mit Landwirtschaft und Naturschutz erfolgen soll. „Bei Einhaltung des DIN- SPEC-Qualitätsstandards für Agri-PV ste- hen die EU-Agrarförderungen weiterhin zu 85 Prozent zur Verfügung“, so Schindele. Allerdings hat die Scha ung von Syner- gien zwischen Klimaschutz, Energiewende und Nahrungsmittelproduktion ihren Preis. „Bei der Kosten-Nutzen-Analyse sehen wir noch politischen Handlungsbedarf“, sagt Schindele. Als Beispiel nennt er eine Apfel- plantage im rheinland-pfälzischen Gelsdorf, die Baywa R.E. als Agri-PV-Anlage errichtet hat. Die hohe Aufständerung und licht- durchlässige Module ermöglichen Nah- rungsmittelproduktion und Stromerzeu- gung auf derselben Fläche, die Installation war aber teurer als bei normalen Frei- ächenanlagen. Jedoch wird auch ein vergleichsweise trockener Apfelanbau und damit ein um bis zu 80 Prozent reduzierter Fungizideinsatz möglich. „Das sind Bio- äpfel! Und es wird weniger Plastik und weniger Müll produziert, überall Synergie- e ekte und alles politisch gewollt“, betont Schindele. Dafür sei die Unterstützung seitens der Politik zu gering. Edith Brasche, Geschäftsführerin Pro- jektentwicklung beim Anlagenbauer Sun- farming, p ichtet ihm bei: „Die 1,2 Cent Zusatzvergütung nach EEG 2023 reichen nicht zur Re nanzierung von rund zehn Prozent höheren Investitionskosten bei Agri-PV-Anlagen.“ Stattdessen müssten es vier Cent sein, rechnet Schindele vor, damit solche Anlagen wirtschaftlich betrieben werden könnten. Der Baywa-R.E.-Manager hat aber auch Lob für die Politik übrig. Vergangenes Jahr wurde ein Gesetz verabschiedet, das sicher- stellt, dass landwirtschaftliche Nutz ächen nicht wie bisher im Zuge eines Genehmi- gungsverfahrens für PV-Anlagen üblich zu Industrie ächen erklärt werden, sondern weiterhin landwirtschaftliche Nutz ächen bleiben, sofern Agri-PV-Anlagen darauf errichtet werden. „Per Erlass der Finanzmi- nisterien der Länder zum Bewertungsge- setz sind Agri-PV-Flächen dadurch genauso erbschaftsteuerlich bevorteilt wie landwirt- schaftliche Nutz ächen“, erklärt Schindele. Wirtschaftlichkeit Vor allemwegen der aufwendigen Stahl- konstruktion sind die Baukosten höher als bei herkömmlichen Solaranlagen. „Aber der Doppele ekt von landwirtschaftlicher Nutzung und Energieproduktion sowie die unveränderte steuerliche Bewertung der Fläche als Agrarland und die EU-Förder- fähigkeit nach GAP 2023 können bei Landwirten zu – sogar deutlich – höheren Erträgen als bei klassischer Einfachnutzung führen“, so Brasche. GAP steht für die „Gemeinsame Agrarpolitik“, die die Ver- teilung der EU-Gelder regelt. Ein externer Investor nanziert jedoch in der Regel allein den Solarteil einer Agri-PV- Anlage, entsprechend groß muss die Fläche sein, damit sich Rentabilität einstellen kann. „Aus unserer Erfahrung ergibt ein Investment erst dann Sinn, wenn die Flächen größer als acht Hektar sind“, sagt Schindele. Dadurch, dass die Fläche weiter- hin landwirtschaftlich nutzbar ist, lässt sich allerdings auch die Pacht für die Fläche wesentlich senken. TILMAN WELTHER FP Stephan Schindele, Baywa R.E.: „Bei der Kosten-Nutzen-Analyse sehen wir noch politischen Handlungsbedarf.“ Sebastian Sladek, EWS Elektrizitätswerke Schönau: „Wenn sich die Technologie bewährt, kommen wir aus dem Entweder-oder-Dilemma raus.“ » Deutlich höhere Erträge für Landwirte als bei klassischer Einfachnutzung. « Edith Brasche, Sunfarming SACHWERTE Klimainvestments 218 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © BAYWA R.E., BERND SCHUMACHER | EWS

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