FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Leer geräumt Seit einigen Jahren kaufen Maklerpools und Finanzvertriebe eifrig Vergleichsrechner für Versicherungen auf. Welches Kalkül steckt dahinter? Und wird es weiterhin unabhängige Anbieter geben? V ergleichsrechner sind ein sehr wichti- ges Instrument für Versicherungsver- mittler. Praktisch ist es nur mithilfe solcher Tools möglich, sich imDschungel der Tari- fe zurechtzu nden – und dem Kunden die passende Police zu besorgen. Daher dürfte Ende 2022 ein Raunen durch die Branche gegangen sein: Die Finanzberatungssparte von Swiss Life Deutschland kündigte an, zum Jahreswechsel das Analysehaus Franke und Bornberg Research zu kaufen, das mehrere Vergleichs- und Analyseplatt- formen betreibt. Ausgenommen ist nur die Ratingsparte, die Firmenmitgründer Michael Franke weiterführen wird. Damit verliert einer der letzten verbliebe- nen großen unabhängigen Vergleichsrech- ner für Versicherungen seine Eigenständig- keit. Die anderen für Vermittler relevanten Anbieter (siehe Tabelle nächste Seite) sind meist längst in Händen von Pools oder Finanzvertrieben: Softfair gehört seit 2017 einer gemeinsamen Firma der Fonds-Finanz- Gründer Norbert Porazik und Oliver Kie- ner. Im gleichen Jahr kaufte eine Tochter- rma des Hypoport-Konzerns Innosystems, das nun als Smart Insurtech rmiert. Blau Direkt erwarb 2018 eine 49-prozentige Beteiligung am Burscheider IT-Haus Objec- tive IT plus Option auf weitere zwei Pro- zent. Und 2020 kaufte JDC Morgen & Morgen, einen Experten für Lebens- und Krankenpolicen. Damit sind nur zwei gro- ße Anbieter nicht in Händen von Pools oder Vertrieben: der Kfz-Spezialist Na , der Teil der Acturis-Gruppe ist, und Mr-Money. Doch was bewegt die Maklerpools und Vertriebe eigentlich dazu, die „Rechner“ aufzukaufen? Für eine Antwort muss man einen Blick auf die Geschichte dieser Dienstleister sowie die Wachstums- und die damit verbundenen IT-Strategien der Finanzdienstleister werfen. Rückblende Bis in die 2000er-Jahre hinein bestand das Geschäftsmodell der Softwarehäuser mit ihren Vergleichsrechnern darin, Mak- lern und Vertrieben Lizenzen für die Nut- zung der Tools zu verkaufen. Auf dieser Ba- sis erhalten immer noch einige Vermittler Zugang zu den Rechnern. Mittlerweile ist es aber weit üblicher, dass sich ein Makler einem Pool anschließt und von diesemZu- gang zu den Systemen erhält – kostenlos oder zumindest rabattiert, je nachdem wie viel Geschäft er über den Pool abwickelt. Ein Vorreiter war die Fonds Finanz. Der Münchner Finanzdienstleister kaufte 2008 als einer der Ersten beim Softwareanbieter Softfair eine Sammellizenz und gab allen Maklern Zugang zu dessen Tools. „Das hat- te o enbar eine Sogwirkung, viele Makler schlossen sich daraufhin der Fonds Finanz an. Zudem fühlten sich andere Pools unter Druck gesetzt, sodass auch sie sich eine Sammellizenz von Softfair holten“, berich- tet Henning Plagemann, Geschäftsführer » Ich werde mein Unter- nehmen nicht verkaufen, ich möchte selbst am Ruder bleiben. « Dirk Natschke, Mr-Money Toilettenpapier war der Renner zu Beginn der Corona-Pandemie. In der Maklerpoolbanche waren zuletzt vor allem Softwarehäuser gefragt, die Tools für den Tarifvergleich programmieren. FONDS & VERSICHERUNG Software 260 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © MARKUS | STOCK.ADOBE.COM

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