FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Grün ist kein Spaziergang Bald müssen auch freie Finanzberater die ESG-Präferenzen ihrer Kunden berücksichtigen, wenn sie ihnen Fonds empfehlen. Das bringt Herausforderungen mit sich – doch die Branche ist gelassen. G rüne Wiesen, grüne Bäume, grüne Bergseen – die Farbe Grün wird meist mit positiven Vorstellungen assoziiert. Doch wenn es darum geht, die Nachhaltig- keitspräferenzen ihrer Kunden abzufragen und ihnen die dazu passenden Finanzpro- dukte zu empfehlen, ist das für Anlage- berater bei Banken, für Vermögensverwal- ter und Versicherungsvermittler alles ande- re als ein Spaziergang im Grünen. Und bald dürfte es gewerblichen Finanzberatern ähnlich gehen. Sollte es beim vorgesehenen Zeitplan bleiben, wird die Finanzanlagenvermitt- lungsverordnung (FinVermV) Ende März (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) bereits geändert sein. Kommt es nicht zu Verzögerungen, müssen Finanzanlagenver- mittler mit Erlaubnis nach Paragraf 34f Gewerbeordnung (GewO) und Honorar- Finanzanlagenberater mit Zulassung nach Paragraf 34h GewO die ESG-Präferenzen ihrer Neu- und Bestandskunden dann ab April erheben (siehe Kasten Seite 320). Stehen die Wünsche eines Kunden in puncto Nachhaltigkeit fest, müssen die Finanzexperten diese bei ihren Anlage- empfehlungen berücksichtigen – so wie ihre Kollegen in den Banken heute schon. Hier kommen komplexe Regelwerke wie die EU-O enlegungs- und die Taxonomie- Verordnung ins Spiel. Diese müssen Anle- gern erst einmal erläutert werden. Doch trotz der bevorstehenden Herausforderun- gen herrscht in der Branche bislang o en- sichtlich keine Hektik. „Ich nde es grundsätzlich sinnvoll, die unterschiedlichen Beratergruppen in Sa- chen ESG-Abfrage gleichzustellen“, sagt Carmen Junker, Geschäftsführerin des Fondsvermittlers Grünes Geld und des Fondsberaters Grünes Geld Vermögens- management aus Ascha enburg. „Es ist richtig, dass für alle die gleichen Maßstäbe gelten, damit der Kunde nicht völlig verwirrt ist“, ndet Junker. Für freie Vermittler wäre es schließlich auch ein Wettbewerbsnachteil, Kunden nicht nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu fragen und entsprechende Produkte anzubieten. Dennoch sieht Junker gewisse Probleme – und sie spricht aus Erfahrung. Spezialisiert auf Nachhaltigkeit „Grünes Geld Vermögensmanagement ist unter dem Haftungsdach von BN & Partners tätig“, erklärt Junker. „Als Vermö- gensverwalter müssen wir unsere Kunden bereits seit August 2022 fragen, welche Nachhaltigkeitspräferenzen sie in einer Strategie berücksichtigen möchten“, berich- tet sie. Grünes Geld hat auf diesem Gebiet sehr viel Erfahrung, denn das Unterneh- men ist seit der Gründung rein auf nach- haltige Geldanlagen spezialisiert. „Wir fragen Anleger seit jeher, welche Investitionen sie ausschließen und wie sie ihr Geld wirken lassen möchten“, berichtet » Es stört uns wirklich, dass man am Ende oft keine Produkte empfehlen kann. « Carmen Junker, Grünes Geld Ein Park lädt zum entspannten Verweilen ein: Für freie Finanzberater wird die bevorstehende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden alles andere als entspannt, denn das Thema ist komplex. VERTRIEB & PRAXIS Nachhaltigkeitspräferenzen 316 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © NOMAD_SOUL | STOCK.ADOBE.COM

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