FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Im Auge des Sturms Steigende Zinsen spielen Deutschlands Banken in die Hände. Zudem profitieren sie vom Ausbau des Wertpapiergeschäfts . Dessen Bedeutung dürfte auch in Zukunft hoch bleiben. N ach dem Sturm der Finanzkrise 2008/ 2009 waren Deutschlands Banken mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Sie ran- gen zudem mit hohen Kosten, die sie auf- getürmt hatten, und dem schwindenden Zins. Nach Jahren des Umbaus keimte zuletzt Ho nung auf: 2021 gelang es den heimischen Geldhäusern das zweite Mal in Folge, die Eigenkapitalrendite zu steigern. Doch die Erholung scheint von In ation, Konjunktursorgen oder Bankpleiten wie in den USA bedroht. So könnten die Institute vor dem nächsten Orkan stehen. „Im Auge des Sturms“ betitelte dann auch die Unternehmensberatung Bain & Company eine Analyse. Die Autoren verweisen darin auf Erfolge der Branche. So gelang es den Instituten im Zuge der Corona-Pandemie, ihr Filialnetz zu stra en und damit Kosten zu sparen. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Zweigstellen um fast zehn Prozent auf unter 22.000. Auch die Zahl der Bankmitarbeiter sank weiter (siehe Gra ken folgende Seiten). Daneben scha ten es die deutschen Geldhäuser, ihre traditionell große Abhängigkeit vom Zins- geschäft zu verringern. Demgegenüber bauten sie den Anteil der Provisionsein- nahmen stetig aus. „Die Bedeutung des Provisionsgeschäfts ist in den letzten Jahren laufend gestiegen“, sagt Stephan Erni, Partner bei Bain & Company. So habe der Anteil des Provi- sionsgeschäfts seit der weltweiten Finanz- krise von rund 25 auf inzwischen rund 32 Prozent zugenommen. „Im Privatkunden- bereich entfällt ein wesentlicher Teil des Provisionsüberschusses auf das Wertpapier- geschäft“, erläutert Erni. ImUnternehmens- kundengeschäft würden hingegen die Pro- visionserlöse auch über andere Dienstleis- tungen erzielt. Positive Zinseffekte Doch welche Rolle werden die Provi- sionserlöse und damit das Wertpapier- geschäft für die Banken künftig einneh- men? Immerhin scheint die lange ersehnte Zinswende eingeläutet – und die Institute dürfen wieder auf steigende Zinseinnah- men ho en. „Die Zinsentwicklung hat der- zeit einen positiven E ekt für die Banken“, sagt Felix Germann, Partner bei McKinsey. „Ihnen geht es monetär gesehen gut. Sie sind pro tabler als lange zuvor.“ Gleich- wohl rechnet der Kenner des deutschen Bankenmarktes nicht mit einer generellen Trendumkehr bei der Bedeutung des Wert- papiergeschäfts. „Das höhere Zinsumfeld wird nur eine Delle hinterlassen“, meint Germann. „Das langfristige Wachstum wird nicht gestoppt.“ Ganz ähnlich sieht das Bain-Berater Erni. „Die Institute stehen weiterhin vor Heraus- forderungen bei der Kapitalrentabilität“, sagt der Bankenexperte. „Das Provisions- geschäft erfordert relativ wenig Eigenkapi- tal und ist unter diesem Gesichtspunkt Deutschlands Banken haben einen umfassenden Wandel durchlaufen. Zuletzt schlugen sich die Erfolge dieser Arbeit in steigenden Eigen- kapitalrenditen nieder. Doch am Horizont ziehen neue Wolken auf. 7,2 Bio. Euro Vermögen der Deutschen mit liquiden Einlagen von mehr als 500.000 Euro. Quelle:Zeb BANK & FONDS Ertragsaussichten 420 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © SAYLOR7009 | STOCK.ADOBE.COM

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