FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2023

Konto statt Lotto Immer mehr Finanzinstitute vertreiben ihre Produkte abseits der Filialen. Sogar Lotto-Annahmestellen oder Supermärkte ersetzen mittlerweile den klassischen Vertrieb. N ickel-Chef Thomas Courtois hat ehr- geizige Pläne. Sein Unternehmen, das Teil der französischen Bankengruppe BNP Paribas ist, soll Marktführer für Privatkon- ten in Europa werden. Damit das klappt, schickt sich Nickel an, von Berlin aus den deutschen Markt zu erobern. Der ur- sprünglich für das erste Quartal 2023 geplante Markteintritt verzögert sich je- doch: Jetzt ho t man, im Sommer loslegen zu können. Annahmestellen Um schnell die kritische Masse an Kun- den im hart umkämpften hiesigen Ban- kenmarkt zu erreichen, geht das französi- sche Unternehmen einen innovativenWeg: Das Kreditinstitut, das im Kern eigentlich eine Direktbank ist, kooperiert mit den deutschen Lotto- und Toto-Annahmestel- len. Erklärtes Ziel ist es, rund 5.000 Ver- kaufsstellen innerhalb der nächsten fünf Jahre als Vertriebspartner zu gewinnen. Bis- lang ist das Unternehmen nicht nur in Frankreich, sondern auch in Spanien und seit Herbst 2022 auch in Portugal und Bel- gien aktiv.Weitere Länder sollen folgen. In Deutschland kooperiert Nickel mit Ilo-Pro t, einer Tochter verschiedener Lan- deslotteriegesellschaften. Damit bis 2028 das ehrgeizige Ziel von 600.000 neuen Kunden auch erreicht wird, setzt man auf ein detailliertes Vergütungssystem. Die „Lotto-Hilfsbanker“ erhalten für jede Kon- toerö nung drei Euro als Entlohnung. Für Bareinzahlungen gibt es 0,75 Prozent der jeweiligen Summe, für Abhebungen 0,25 Euro je Transaktion. Eine Ersatzkartenaus- stellung bringt zwei Euro ein. Im Gegen- satz zu den meisten anderen Banken erfolgt bei der Kontoerö nung keine Schufa-Ab- frage. „Wir verlangen keine Bonitätsprü- fung, da wir ein Girokonto ohne Überzie- hungsrahmen anbieten“, sagt Courtois. Kostendruck Das Unternehmen zielt dabei vor allem auf Verbraucher ab, die bisher noch kein Bankkonto besitzen. „Wir geben ihnen die Möglichkeit, innerhalb von fünf Minuten bei einemVertriebspartner ein Konto zu er- ö nen, eine Bankkarte von Mastercard und eine IBAN-Nummer zu erhalten“, erklärt der Nickel-Chef. Der Franzose spricht dabei gern – wie einige andere Fintechs auch – von einer „Demokratisierung“ von Finanzdienstleistungen. So ganz nebenbei möchte er sicherlich jedoch auch Gewinne erzielen. Bei der Frage nach der genauen Zahl der bereits als Partner gewonnenen Annahmestellen bleibt der Franzose schwammig. „Unser Netzwerk be ndet sich im Aufbau, und wir sind sehr dankbar für das bisher gezeigte Interesse“, so Cour- tois. Er betont die Vorteile für die neuen Bankpartner: „Die Verkaufsstellen können Sechs Richtige? Lotto ist pures Glück. Hinter dem Versuch, an den Lotto- Annahmestellen Bankkunden zu gewinnen, steckt dagegen eine Strategie. Ob sie aufgeht, muss sich allerdings erst noch zeigen. 0,75 % der jeweiligen Summe erhalten Lotto- Annahmestellen bei Bareinzahlungen aufs Nickel-Konto. Quelle:Nickel BANK & FONDS Vertriebskanäle 430 fondsprofessionell.de 1/2023 FOTO: © M. SCHUPPICH | STOCK.ADOBE.COM

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