FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
Wenig Appetit Lange Zeit rangierten sie in der Beliebtheitsskala ganz oben, doch in den vergangenen zwölf Monaten verzeichneten Mischfonds durchgehend Nettoabflüsse. P ortfolios, die je nach Marktlage /exi- bel mal mehr und mal weniger in Aktien, Anleihen oder andere Assetklassen investieren, sollten sich gerade in schwieri- gen Börsenzeiten dank ihrer breiten Streu- ung großer Beliebtheit erfreuen. Theore- tisch, denn die Nettomittelzu- und -ab/uss- statistik des Datenbankanbieters Mountain- View, die Fonds aus der DACH-Region be- rücksichtigt, zeigt für das hinter uns liegen- de Jahr ein anderes Bild.Mischfonds sahen in den – aus heutiger Sicht – wirtschaftlich stabilen Jahren von 2010 bis 2019 beträcht- liche Zu/üsse, Investoren kauften in dieser Zeit Fondsanteile im Gegenwert von 213 Milliarden Euro. Die Corona-Pandemie bereitete dem Nachfragehöhen/ug aller- dings ein erstes Ende: Drei Milliarden Euro /ossen 2020 netto aus gemisch- ten Portfolios ab. 2021 folgte al- lerdings mit Nettomittelzu/üs- sen von knapp 77 Milliarden Euro ein neues Rekordjahr für diese Fondsklasse. Seit aber Krieg, Energiekrise und In/a- tion die Schlagzeilen beherr- schen, sehen Fonds, die Aktien und Anleihen kombinieren, die höchsten Ab/üsse seit 2008. Seit einem Jahr verlieren sie mehr altes Kapital, als sie neues einsammeln. Fiel das Minus 2022 mit einer Milliarde Euro noch vergleichsweise moderat aus, zogen Anleger im laufen- den Jahr schonmehr als elf Milliarden Euro aus Mischfonds ab (siehe Gra k unten). Den Krisen getrotzt haben unter den Mischfonds zuletzt noch die Unterkatego- rien „aktienorientiert“ und „/exibel“. Auf Jahressicht verzeichneten die beiden Fonds- gruppen 2023 derzeit noch Zu/üsse (+567 Millionen beziehungsweise 999 Millionen Euro). Ein detaillierter Blick auf die Mo- natsdaten zeigt allerdings, dass auch diese beiden Segmente im April ins Minus ge- rutscht sind (siehe Tabelle nächste Seite). Die Profiteure Unterm Strich zogen Aktienfonds 2023 Investitionen von 21 Milliarden Euro an. Das ist neben den beliebten nachhaltigen Portfolios (+9 Milliarden Euro) vor allem auf die Länderfonds „Großchina“ (+3 Mil- liarden Euro) und die Emerging Markets (+6,5 Milliarden Euro) zurückzuführen. Auf der Plus-Seite der Statistik sind auch Anleihenfonds vertreten, die nach histori- schen Ab/üssen von 146 Milliarden Euro im Jahr 2022 im aktuellen Jahr immerhin elf Milliarden Euro eingesammelt haben. Ebenfalls hohe Zu/üsse ver- zeichneten die als sicher gel- tenden Geldmarktfonds, in die Investoren in den ersten vier Monaten des Jahres bereits 80 Milliarden Euro gesteckt ha- ben. Das höchste Plus verzeich- nete diese Produktgattung mit 108 Milliarden Euro im Jahr 2020. CORNELIA FUSSI FP Historische Abflüsse Die Mischung macht’s. Doch trotz der Diversifizierungsvorteile haben Anleger derzeit gar keinen Appetit auf gemischte Portfolios. Quelle:Mountain-View -20 -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 ‘23 I I 2020 I I I I 2015 I I I I 2010 I 2008 Mittelaufkommen Mischfonds in Mrd. Euro Die Tabellen zum Artikel finden Sie auf der nächsten Seite. Mischfonds zählten lange zu den Absatzrennern. Im aktuellen Jahr zogen Anleger aber bereits elf Milliar- den Euro aus den Portfolios ab. MARKT & STRATEGIE Mittelzu- und -abflüsse 158 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © ARTEFACTI | STOCK.ADOBE.COM
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