FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
Coach ohne Trainerschein Finanzcoaching ist eine Dienstleistung, die herzlich wenig mit der Vermittlung einer Versicherung oder eines Sparplans zu tun hat. Dennoch wirbt beispielsweise die DVAG gern mit diesem Begriff. S eit Oktober 2015 ist Jürgen Klopp schon Trainer des FC Liverpool – in der schnelllebigen Welt des Fußballs eine halbe Ewigkeit. Als „Coach“der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) ist er sogar schon ein halbes Jahr länger im Amt. Und wer weiß, vielleicht bleibt er Deutschlands größtem Finanzvertrieb, an den er als „Markenpartner“ aktuell bis 2025 gebun- den ist, länger treu als Liverpool. Klopps aktuelle Werbekampagne für die DVAG kommt jedenfalls gut an. In kurzen Spots, die auf Sylt gedreht wurden, spricht er zu Themen wie „Sich coachen lassen“ oder „Sich auf Unvorhergesehenes vorbe- reiten“. Aus dem O heißt es dann zum Beispiel: „Als Finanzcoach hilft Ihr Vermö- gensberater, auf Unvorhergesehenes exibel zu regieren.“ Auch an anderer Stelle stra- paziert die DVAG gern das Schlagwort „Finanzcoaching“, das so viel besser klingt als Versicherungs- oder Fondsvermittlung. Allein im jüngst erschienenen Jahres- bericht des Frankfurter Unternehmens ist das Wort „Coach“oder „Coaching“24 Mal zu nden. Handelsvertreter als Finanzcoaches? Was halten davon eigentlich Marktteilnehmer, die sich um Qualität in diesem Bereich bemühen? Anruf bei Monika Müller in Wiesbaden, die seit mehr als zwei Jahrzehn- ten als Finanzcoach arbeitet und vor zehn Jahren begann, Kollegen in 18-monatigen Lehrgängen zu Finanzcoaches auszubilden. „Es wundert mich ehrlicherweise, dass es so lang gedauert hat, bis ein Strukturvertrieb das Schlagwort für sich entdeckt hat“, sagt die Diplompsychologin. „Der Begri ‚Coa- ching‘ ist nicht gesetzlich geschützt, darum darf ihn jeder verwenden. Seriös und pro- fessionell anbieten kann diese Dienstleis- tung meiner Meinung nach allerdings nur, wer eine quali zierte Coaching-Ausbildung absolviert hat.“ Diese Erwartungshaltung, meint Müller, gebe es in anderen Berei- chen des Lebens ja auch – nicht nur beim Arzt, sondern auch beimDachdecker oder Metzger. „Meine Überzeugung ist: Ich darf dem Kunden nichts anbieten, was ich ehr- licherweise nicht halten kann.“ Emotionale Fragen Doch worum geht es beim Finanzcoa- ching eigentlich? Müller zufolge darum, einen Menschen in die Lage zu versetzen, selbst souverän Finanzentscheidungen tref- fen zu können. „Hilfreich ist ein Finanzcoa- ching oft, wenn ein Kunde, der sich bislang kaum umGeldthemen gekümmert hat, in eine neue Rolle gerät, beispielsweise wenn er ein Erbe antritt“, nennt sie ein Beispiel. „Dann geht es zunächst einmal darum, die- se Situation zu re ektieren: Was bedeutet mir Geld eigentlich? Welche blinden Flecken habe ich mit Blick auf dieses The- ma? Da gilt es viele emotionale und menta- le Fragen zu klären, die meilenweit vomAb- schluss eines Finanzprodukts entfernt sind.“ » Als Finanzcoach hilft Ihr Vermögensberater, auf Unvorhergesehenes flexibel zu regieren. « Aus einer TV-Werbung der DVAG Jürgen Klopp gehört zu den besten Fußballtrainern der Welt. Gefragt ist er wegen seines authentischen Auftretens auch abseits des Platzes, etwa als Werbepartner der Deutschen Vermögensberatung. VERTRIEB & PRAXIS Finanzcoaching 340 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © DEUTSCHE VERMÖGENSBERATUNG | DVAG
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