FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Matthias Kopp, Leiter des Fachbereichs Sustainable Finance beim WWF Deutschland, verantwortet die Kooperationen der Natur- schutzorganisation mit Fondsanbietern, Banken und Finanzvertrieben. Im Interview erläutert er, was er damit erreichen möchte. V on seinem Büro in der WWF-Zen- trale bis zum Bundestag braucht Matthias Kopp zu Fuß keine Viertelstunde. Die Nähe zu den politischen Entscheidern ist gewollt. Doch der Wirtschaftsingenieur lobbyiert gewissermaßen nicht nur in der Politik für mehr Naturschutz, sondern auch in der Finanzbranche. Herr Kopp, in den vergangenen Jahren hat der WWF Deutschland mehrere Koopera- tionen mit Finanzunternehmen geschlos- sen, etwa mit der Deutschen Bank, dem Hannoveraner Finanzvertrieb RWS und dem Hamburger Asset Manager Lloyd Fonds, der mittlerweile Laiqon heißt. Wa- rum lässt sich der WWF darauf ein? Ande- re Nichtregierungsorganisationen (NGOs) halten lieber Abstand zur Finanzbranche. Matthias Kopp: Lassen Sie mich zunächst erläutern, warum der WWF überhaupt am Finanzsystem arbeitet. Wir möchten dabei helfen, den Planeten in seiner Tragfähigkeit zu erhalten. Es gibt mehrere Punkte, an denen wir ansetzen können, etwa das Kon- sumverhalten, das Politiksystem und die Art und Weise, wie wir wirtschaften. Das betrifft zum einen natürlich Produktions- verfahren, aber eben auch die Finanz üsse, sowohl private wie auch öffentliche, weil diese viele der anderen Aspekte ja nan- zieren. Wenn man das erkannt hat, ist es zwingend erforderlich, das Finanzsystem mit in den Blick zu nehmen. Auch hier gibt es mehrere Hebel, an denen wir anset- zen: die Regulierung,methodische Grund- lagen, aber auch die Akteure. Und da kommen die Fondsanbieter ins Spiel? Genau. Sie sind einer von mehreren Kanä- len, neben den Banken und den Versiche- rern. Wir als WWF Deutschland möchten mit ihnen ins Gespräch kommen. Im Fall eines Fonds geht es um die Frage, wie der Manager die planetaren Grenzen bei der Titelauswahl und in seinem Dialog mit den Portfoliounternehmen berücksichtigt. Eine der wichtigsten Aufgaben eines Inves- tors ist es ja zu prüfen, ob ein Unterneh- men zukunftsfähig aufgestellt ist. Da sind Themen wie der Pfad zur Klimaneutralität natürlich von entscheidender Bedeutung. Welche Rolle nimmt der WWF bei solchen Kooperationen ein? Ratings gibt es schon genug, auch Kritik an der Asset-Management-Branche wurde reichlich geübt. Das ist alles wichtig, weil es für die nötige Aufmerksamkeit sorgt. Wir haben uns aber gefragt, wo wir den meis- ten Mehrwert liefern könnten, und das ist in diesem Fall unserer Meinung nach die inhaltliche Arbeit. Da lässt die Regulierung noch viele Fragen offen, die beantwortet werden müssen. Wir sind beispielsweise methodisch an vielen Stellen gut unter- wegs, der WWF gehört unter anderem zu den Mitgründern der „Science Based Tar- gets“-Initiative, die Klima- und Naturschutz- ziele wissenschaftsbasiert validiert. Gerade kleineren Asset Managern fehlen zudem oft die Ressourcen, um das Thema Nach- haltigkeit vernünftig abzudecken. Viele wenden sich deshalb an spezialisierte Dienstleister oder kaufen ESG-Ratings. „Es reicht nicht, neue Windräder zu bauen“ » Wir begleiten die Partnerfirmen kri- tisch-konstruktiv. « Matthias Kopp, WWF FOTO: © MARTIN PETERDAMM PHOTOGRAPHY VERTRIEB & PRAXIS Matthias Kopp | WWF Deutschland 344 fondsprofessionell.de 2/2023

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