FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023

Aus der Schieflage geholt Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch den Rivalen UBS verschiebt die Gewichte im Fondsgeschäft – vorausgesetzt, es springen nicht noch mehr Kunden ab. D ie Entwicklung stand auf der Kippe: Sollte der 20.März 2023, ein Montag, zu einem ähnlichen Schicksalstag werden wie der 15. September 2008, als die US- Bank Lehman Brothers nach fehlgeschlage- nen Rettungsversuchen Insolvenz anmel- den musste? Diesen Verlauf vor Augen rauften sich die Schweizer Regierung sowie die Führungsspitzen von UBS und Credit Suisse an dem vorangehenden Wochen- ende zu Verhandlungen zusammen. Am Sonntagabend kam dann das Ergebnis: Die UBS übernimmt, wenngleich widerwillig, die strauchelnde Lokalkonkurrentin. Bern schießt Milliardengarantien bei – und lässt die Gläubiger bestimmter Anleihen büßen. „Es ist ein historischer Tag für die Schweiz und ein Tag, von dem wir ehrlich gesagt geho t hatten, dass er nicht kom- men würde“, sagte UBS-Verwaltungsratsprä- sident Colm Kelleher bei der Verkündung des Deals. Deutlich gedämpft äußerte sich Credit-Suisse-Vorstandschef Ulrich Körner: „Die Vereinbarung war das Beste, was wir unter den gegebenen Umständen errei- chen konnten.“ Ob das Schicksal der Credit Suisse bei einem Scheitern der Verhandlungen den gleichen Lauf genommen hätte wie Leh- man Brothers, ist o en. Jedenfalls entsteht in der Alpenrepublik ein neuer Banken- Gigant – und ein Fondsriese. Die UBS gab per Ende März für ihre Asset-Management- Einheit ein betreutes Vermögen in Höhe 1,1 Billionen US-Dollar an, die Credit Suisse ein verwaltetes Vermögen von rund 400 Milliarden Schweizer Franken. Auch beim Blick auf den Bereich der Publikumsfonds, also institutionelle Port- folios und Mandate ausgenommen, ent- steht ein neues Schwergewicht. So werden die Investmentsparten der beiden eidge- nössischen Geldhäuser zusammen 811 Mil- liarden US-Dollar in Publikumsfonds und börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ver- walten, wie Daten des Analysehauses Re - nitiv Lipper zeigen. Die UBS rangierte un- ter den weltweiten Fondshäusern bislang auf Platz 15. Die vereinte Gesellschaft rückt zusammengerechnet auf den neunten Rang vor. Zweiten verdrängt In Europa erobern die Schweizer mit fast 600 Milliarden Euro sogar den zweiten Platz unter den Anbietern von Publikums- fonds. Sie setzen sich damit hinter den Branchenprimus Blackrock und verdrän- gen den französischen Riesen Amundi, so Re nitiv Lipper. „Der Zusammenschluss stärkt unsere Position im Asset Manage- ment, sowohl in Europa als auch weltweit“, sagte UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti in einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des ersten Quartals 2023. Blickt man allein auf das europäische ETF-Geschäft, scha t der Zusammen- 166 Jahre nach ihrer Gründung ist das Aus der Credit Suisse besiegelt. Das kriselnde Institut wird in einer Notoperation der UBS zugeschlagen. Das hat erhebliche Auswirkungen auf den Asset-Management-Markt. 811 Mrd. US-Dollar verwaltet die aus der UBS und der Credit Suisse entstehende Großbank weltweit in Publikumsfonds. Quelle:RefinitivLipper VERTRIEB & PRAXIS UBS & Credit Suisse 374 fondsprofessionell.de 2/2023 FOTO: © MICHAEL DERRER FUCHS | STOCK.ADOBE.COM

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