FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2023
Frank Grund , seit fast acht Jahren Chef der Versicherungsaufsicht bei der Bafin, über die Folgen der Zinswende für die Assekuranz, Fehlanreize im Versicherungsvertrieb und die Frage, wie die Bonner Behörde dagegen vorgehen möchte. D ie Bundesanstalt für Finanzdienstleis- tungsaufsicht (Ba n) hat mehrere Standorte. Im Frankfurter Norden sitzen die Mitarbeiter in zwei Gebäuden. Die Zentrale der Behörde liegt in Bonn – eben- falls im Norden der Stadt. Hinzu kommt ein zweiter Immobilienkomplex im Süden der Bundesstadt, unweit des Maritim Hotels. Dort traf die Redaktion Frank Grund, den Exekutivdirektor für die Versi- cherungsaufsicht, zum Interview. Gesprächsstoff gibt es reichlich: Die Zinswende und die In ation haben große Auswirkungen auf die Lebensversicherer. Die Bemühungen der EU-Kommission um mehr Nachhaltigkeit in der Finanz- wirtschaft betreffen die Assekuranz eben- falls. Grund und seine Kollegen nehmen zudem einige Anbieter genauer unter die Lupe, weil deren Kostenstruktur Fragen aufwirft, vor allem bei Fondspolicen. Herr Grund, zuletzt gab es im Banken- sektor einige heftige Turbulenzen. Drei US- Institute brachen zusammen, die Credit Suisse wurde in einer Nacht-und-Nebel- Aktion an die UBS verkauft. Mussman Sor- gen haben, dass die Probleme von Banken auf Versicherer übergreifen? Frank Grund: Wir beobachten die aktuelle Situation sehr aufmerksam, gerade auch die internationalen Entwicklungen. Wir halten das deutsche Finanzsystem aber für robust und stabil aufgestellt. Das gilt auch für die Versicherer. Zudem schauen wir laufend, wie die Verbindungen der Banken zur Assekuranz sind.Die Engagements von Versicherern bei Banken sind in den letz- ten Jahren deutlich zurückgegangen, sodass wir die Risiken aus bestehenden Anlagen in Banken derzeit für vollkommen be- herrschbar halten. Das Problem der US-Banken war, dass sie Kundengelder in lang laufende Staatsanlei- hen investiert hatten, die imZuge der Zins- wende massiv an Wert verloren. Wie wirkt sich die Zinswende auf die Kapitalanlagen der deutschen Lebensversicherer aus? Die Zinswende ist grundsätzlich gut für die Lebensversicherer. Sie pro tieren davon, da sie die Neu- und Wiederanlage wieder besser gestalten und mit höheren Kapital- erträgen rechnen können. Das kommt auch den Kunden zugute. Ein weiterer Effekt ist, dass sich die Solvenzquoten durch die steigenden Zinsen verbessern, weil die Verbindlichkeiten durch den höheren Diskontierungssatz sinken. Dieses Absinken der Verbindlichkeiten ist stärker als die Wertverluste auf der Seite der Kapi- talanlagen. Wir haben daher aktuell bis auf eine Ausnahme kein deutsches Lebens- versicherungsunternehmen mehr, das die Übergangsmaßnahmen unter Solvency II braucht. Die Versicherer halten aber noch sehr viele Anleihen mit langer Restlaufzeit, die an Wert verloren haben. Wie stufen Sie die Risiken durch entsprechende stille Lasten in den Bilanzen der Versicherer ein? Das ist natürlich die Kehrseite der Medaille. Ich sehe aber für Lebensversicherer kein großes Risiko. Wenn sie die Anlagen bis zur Endfälligkeit halten, was der Regelfall „Stehe Provisionsverbot skeptisch gegenüber“ » Die Risiken aus bestehenden Anlagen in Banken halten wir derzeit für vollkommen beherrschbar. « Frank Grund, Bafin STEUER & RECHT Frank Grund | Bafin 436 fondsprofessionell.de 2/2023
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