FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Aufbau der Abfrage Sowohl die Versicherer als auch die An- bieter von Vergleichssoftware für Lebens- policen halten sich eng an die Vorschläge der Aufsicht. „Wir beginnen die Abfrage zunächst mit der übergreifenden Frage, ob den Kunden Nachhaltigkeit in der Alters- vorsorge oder Kapitalanlage wichtig ist,“ berichtet Matthias Sattler, Leiter Vertrieb der Alte Leipziger Lebensversicherung. „Erst wenn diese Frage bejaht wird, folgen vier weitere Aspekte. Gefragt wird, ob der Kun- de bestimmte Anlagen ausschließen möch- te oder nachteilige Auswirkungen oder Mindestanteile in der Anlage nach O en- legungs- oder Taxonomieverordnung be- rücksichtigen will.“ Die Logik der anderen Anbieter ist ähnlich. Lediglich die Stuttgar- ter fragt zuerst ab, ob jemand gemäß der Taxonomieverordnung investieren möchte, gefolgt von den anderen Möglichkeiten. Die Anbieter von Abfragestrecken unter- stützen Vermittler und Kunden dabei mit „Erklärbuttons“ für die Fachbegri e. Wie kommt die Abfrage an? Die Reaktionen der Vermittler muss man unterteilen in solche auf die Abfrage- systematik der Beratungssoftware von Ver- sicherern oder Analysehäusern und solche auf die Abfrage an sich.Deutschlands größ- ter Maklerpool Fonds Finanz gibt positive Rückmeldungen seitens der Vermittler für das mit dem Analysehaus Softfair ent- wickelte Abfragetool, ebenso das Analyse- und Softwarehaus Morgen & Morgen für sein Abfragemodul. „Die uns bekannten Abfragestrecken sind übersichtlich aufge- baut, es gibt nur wenige Fragen“, lobt auch Benjamin Adamietz, Geschäftsführer der Finanzkanzlei Adamietz & Kollegen aus Arnsberg. Der Zeitaufwand sei nicht groß und falle mit Blick auf die gesamte Ge- eignetheitsprüfung nicht wirklich ins Gewicht. Anders sieht es mit der Abfrage selbst aus. „In der Regel nehmen wir ein ge- mischtes bis negatives Fazit zur ESG-Präfe- renzabfrage wahr. Entgegen dem Wunsch der EU-Behörden, möglichst wenige Fach- begri e zu verwenden, führt die Abfrage gleich mehrere komplexe Fachbegri e und Regelwerke in der IDD-Beratung ein“, sagt Sattler. „Die komplexen Informationen zu Nachhaltigkeit und Taxonomie sind den Kunden schwer zu vermitteln, im Gegen- satz zu Ausschlusskriterien oder Best-in- Class-Ansätzen.“ Andere Umfrageteilneh- mer äußern sich ähnlich. „Bezüglich der Akzeptanz der Nachhal- tigkeitspräferenzabfrage gibt es keine Pau- schalurteile. Einige sehen sie positiv, andere weniger“, berichtet Timo Biskop, Projektlei- ter beim Forschungsunternehmen V.E.R.S. Leipzig und Fokusbereichsleiter für Bera- tung und Vertrieb im German Sustainabi- lity Network (GSN). Biskop stimmt aber zu, dass die enge Anlehnung an die Vorga- ben des Gesetzgebers und die verwendeten Fachbegri e die Abfrage verkomplizieren, weil die Vermittler dem Kunden immer erklären müssen, was sich etwa hinter der Taxonomie oder PAIs verbirgt. Hinzu kommt, dass sich Biskop zufolge auch nach über einem Jahr der verp ichtenden Abfra- ge eine Kluft auftut zwischen motivierten Vermittlern, die sich für das Thema inter- essieren, und denjenigen, die es meiden und daher nur unzureichend informiert sind – zum Nachteil der Kunden. Das be- jahen auch andere Branchenvertreter. Knappes Angebot Ferner kämpfen Vermittler mit dem begrenzten Angebot an Produkten, mit denen sich die Nachhaltigkeitspräferenzen erfüllen lassen. „Die Fondspaletten der Ver- sicherer sind noch nicht so umfangreich, was nachhaltige Produkte angeht. Für Kun- den, die Fonds gemäß der O enlegungs- oder sogar der Taxonomieverordnung wünschen, nden sich am Ende der Abfra- ge und der Beratung sehr häu g kaum passende Produkte“, berichtet Nina Jost, Nina Jost, Framtid: „Die Fondspaletten der Versicherer sind noch nicht so umfangreich, was nachhaltige Produkte angeht.“ Matthias Sattler, Alte Leipziger: „Die komplexen Informationen zu Nachhaltigkeit und Taxonomie sind den Kunden schwer zu vermitteln.“ » Wir merkten einen Anstieg bei nachhaltigen Produkten, aber bereits vor der Abfragepflicht. « Norbert Porazik, Fonds Finanz FONDS & VERSICHERUNG Nachhaltigkeitspräferenzabfrage 274 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © LUCIA BARTL | FRAMTID, ANDREAS VARNHORN | ALTE LEIPZIGER

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