FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Aufstiegs hilfe In der Niedrigzinsphase bescherten Einmalbeitragsprodukte den Lebensversicherern ein gutes Geschäft – doch das brach 2022 ein. Einige setzen nun auf externe Hilfe, um es wieder anzukurbeln. D ie Niedrigzinsphase war eine schwie- ge Zeit für Lebensversicherer. Sie er- schwerte es ungemein, auskömmliche Ren- diten zu erwirtschaften. Die Zinswende än- derte das – und brachte neue Sorgen, denn die höheren Zinsen sind ein Problem für das Geschäft mit kurzlaufenden Einmalbei- tragspolicen, bei denen der Fokus auf dem Vermögensaufbau liegt. Viele Versicherer haben Banken und deren Angebote lange übertrumpfen können, weil ihre Siche- rungsvermögen Renditen im Bereich von zwei Prozent lieferten. Mit der Zinswende brach 2022 das Neugeschäft mit diesen Produkten ein. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bezi ert das Minus im Einmalbeitragsge- schäft auf 20,8 Prozent. Zwar erlaubt die GDV-Statistik keine trennscharfe Abgren- zung, Experten gehen aber davon aus, dass der Großteil dieses Rückgangs auf solche Anlageprodukte zurückzuführen ist. Die Lebensversicherer haben darauf rea- giert und die Zinsen erhöht, schon allein um im Neugeschäft nicht völlig den Anschluss zu verlieren. Dabei setzen sie auch auf neue Produkte, bei denen sie mit Investmentbanken kooperieren. Ein kurzer Rück- nebst Ausblick auf das Einmalbei- tragsgeschäft. Definition Um welche Produkte geht es genau? „Grundsätzlich sind es Rentenversicherun- gen mit kurzer bis mittlerer Laufzeit, die auch an Anleihen oder speziell ausgestalte- te Fonds gebunden sein können und deren Vertragsbedingungen so gestaltet sind, dass sie vorrangig als Kapitalanlage dienen“, erläutert Christian Eck, Leiter Versicherun- gen, Aktien und nachhaltige Lösungen bei BNP Paribas. Ein Beispiel für solche Poli- cen sind „Schatzbriefe“ einiger Versicherer (siehe Kasten nächste Seite). Innerhalb die- ser Gruppe gibt es aber viele Varianten – gerade bei den Laufzeiten, die zwischen einem und zwölf Jahren liegen.Dazu kom- men kurzlaufende „Kapitalisierungspro- dukte“ohne Abdeckung versicherungstech- nischer Risiken, die als Festgeldersatz einen Fixzins zahlen und die der GDV unter „Sonstige Lebensversicherungen“ zählt. „Viele dieser Kapitalisierungsprodukte zur kurzfristigen Einmalanlage kamen Anfang der 2000er-Jahre mit dem Ziel auf den Markt, dass Kunden Geld aus einer ab- laufenden Lebenspolice nicht bei einem anderen Anbieter anlegen“, erinnert sich Justus Lücke, Geschäftsführer der Versiche- rungsforen Leipzig. „Später, in der Niedrig- zinsphase, ö nete eine Reihe von Versi- cherern, insbesondere diejenigen mit Ban- kenvertrieb, den Kundenkreis und trat in Konkurrenz zu Banken“, ergänzt Lars Heer- mann, Bereichsleiter Analyse und Bewer- tung bei der Ratingagentur Assekurata. „Zudem konzipierten sie Rentenversiche- rungen als kurzlaufende Vermögensanlage und gaben sie in den Vertrieb.“ » Häuser, die stark auf Einmalbeiträge setzten, haben nun eine schlech- tere Kostenquote. « Justus Lücke, Versicherungsforen Viele Lebensversicherer haben derzeit das Problem, dass sie keine attraktiven Zinsen deklarieren können. Sie benötigen daher Unter- stützung, um die Zinsen für ihre Kunden höher steigen zu lassen. Lebensversicherung 282 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © AROCHAU | STOCK.ADOBE.COM FONDS & VERSICHERUNG

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