FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Kosten und Liquidität Spätestens mit der Finanzkrise nahm der Absatz dieser Produkte Fahrt auf und gene- rierte Prämienvolumen. Mit der Zinswen- de brach das Geschäft wie erwähnt weg – und Versicherer haben seither eine Reihe von Problemen. „Häuser, die stark auf Einmalbeiträge setzten, sowohl bei Renten- versicherungen als auch bei Kapitalisie- rungsprodukten, haben nun eine schlech- tere Kostenquote“, so Lücke. „Zudem müs- sen sie sich Gedanken machen, wie sie das Liquiditätsproblem lösen, falls weniger neues Kapital ießt und alte Produkte ab- laufen oder aufgelöst werden.“ Assekurata-Experte Heermann erinnert daran, dass die Finanzaufsicht Ba n daher schon vor 13 Jahren in dem immer noch gültigen „Rundschreiben 8/2010 (VA) – Hinweise zu Lebensversicherungen gegen Einmalbeitrag und zu Kapitalisierungs- geschäften“ darauf drängte, dass die Ver- sicherer eine separate Sektion in ihrem Deckungsstock einrichten und genügend Liquidität vorhalten. „Die Ba n hat ein wachsames Auge auf beide Varianten der kurzfristigen Einmalbeitragsprodukte, weil sie die Rendite für Kunden gefährden kön- nen, die in eine langfristige Lebensversiche- rung einzahlen“, so Heermann. Die Versi- cherer müssen zur Erfüllung ihrer P ich- ten aus kürzer laufenden Produkten oft die Erträge von hoch verzinsten älteren Anlei- hen nutzen, was zulasten des gesamten Kundenkollektivs gehen kann. Hilfe von außen Wie reagieren die Versicherer auf dieses Dilemma – zumal es weitere Hürden gibt? „Viele Versicherer stehen vor dem Problem, dass der Höchstrechnungszins, den sie bie- ten dürfen, weiterhin nur 0,25 Prozent be- trägt“, erinnert Eck. „Dazu kommen zwar die Überschussbeteiligungen, bei denen sich die erhöhten Marktzinsen aus Neu- anlagen allerdings nur sehr langsam positiv bemerkbar machen.“ Die Antwort: Viele Häuser haben die Deklarationen für gewis- se Produkte trotz allem erhöht. Einige Ver- sicherer scha en es selbst, höhere Über- schüsse für beide Produktkategorien zu er- wirtschaften. Andere holen sich den aktuel- len Marktzins von einem externen Anbie- ter.Hier gibt es viele Varianten: Bei kurzlau- fenden Kapitalisierungsprodukten koope- rieren Versicherer direkt mit einer Bank oder Bausparkasse. Bei Rentenversicherun- gen gegen Einmalbeitrag bieten Institute wie BNP Paribas, aber auch die Deutsche Bank den Versicherungsgesellschaften An- leihen mit Laufzeiten bis zu zwölf Jahren und einem aktuellen Zins. „In einigen Fäl- len wird die Anleihe mit Kapitalmarktpro- dukten wie einemAktienindex kombiniert, um die Renditechancen weiter zu erhöhen“, erklärt Eck, dessen Team solche Lösungen konzipiert. „Möglich ist auch, dass eine Ver- sicherung auf einem UCITS-Fonds basiert, wobei eine Bank eine harte Garantie auf die Rückzahlung gibt.“ Im Moment fragen o enbar viele Versi- cherer nach Hilfe bei Anlagelösungen im Versicherungsmantel. Erst bei anhaltend höheren Zinsen werden sie diese wieder selbst darstellen können. Immerhin geht das Kalkül in vertrieblicher Hinsicht wohl auf: Der GDV prognostiziert für 2024 im- merhin ein leichtes Wachstum von bis zu fünf Prozent für das Geschäft mit Einmal- beitragsprodukten. JENS BREDENBALS FP » Versicherer stehen vor dem Problem, dass der Höchstrechnungs- zins weiterhin nur 0,25 Prozent beträgt. « Christian Eck, BNP Paribas Ausgewählte Einmalbeitragsprodukte Eine umfassende Übersicht über Ein- malbeitragsprodukte für den Vermö- gensaufbau ist schwer zu erstellen. Ein paar Beispiele findet man aber. Ältere Produkte: Die Allianz hob Anfang 2023 die Verzinsung für ihr Park- depot auf 2,0 Prozent an – nach 0,1 Prozent im Herbst 2022. Die Verzinsung für einen Schatz- brief im Vorsorgekonzept Perspektive liegt aktuell bei 3,5 Prozent. Die Alte Leip- ziger bietet beim AL-Flexcash mitt- lerweile einen Zins von 2,2 Prozent. Die Ergo offeriert etwa die Ergo Ver- mögenspolice Index. Die Gesamt- überschussbeteiligung beträgt bis zu 3,57 Prozent bei zwölf Jahren Laufzeit, 2021 lag sie bei 2,55 Prozent. Die Axa bietet die fonds- gebundene Portfolio Plus Police an, auch in Kombination mit einem einjährigen Festgeld. Neue Produkte: Die Versicherungskammer Bayern brachte jüngst eine weitere Variante der zertifikatgebundenen Rentenversicherung Wert- schutz Zertifikat Plus auf den Markt: Nach zwölf Jahren beträgt die garantierte Mindestleis- tung 143,4 Prozent. Die Hannoversche bietet das Produkt Kapital Garant , das für zwölf Monate 3,53 Prozent zahlt, die Provinzial offeriert das Fonds Rente Zertifikat , bei dem die Auszahlung an eine zwölfjährige Anleihe gebunden ist. 1x€ FONDS & VERSICHERUNG Lebensversicherung 284 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © POLAR STUDIO EUROPA-ALLEE 29 FRANKFURT | BNP PARIBAS

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