FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023

Gruß vom Krankenbett Ganz so einfach, wie mancher Politiker das wohl hofft, lässt sich die private Krankenversicherung nicht abschaffen. Was Makler zur Diskussion um die Bürgerversicherung wissen sollten. D as duale System der deutschen Kran- kenversicherung steht alle vier Jahre wieder in Frage. Im Bundestagswahljahr 2021 ging der Kelch an der privaten Kran- kenvollversicherung (PKV) einmal mehr vorbei.Die private Säule geht nicht in einer Einheitsversicherung auf – zumindest vor- erst. Bei der gesetzlichen Krankenversiche- rung (GKV) dagegen sorgt die Politik für Bewegung: Man bekenne sich zu einer sta- bilen und verlässlichen Finanzierung der GKV, „den Bundeszuschuss dynamisieren wir regelhaft“, heißt es im Koalitionsvertrag. Dies lässt nichts strategisch Gutes ahnen. Dass die Lücke zwischen Beitragszahlern und Leistungsempfängern in der GKV und auch der P egeversicherung (GPV) immer weiter auseinanderkla t, ist bekannt. Eine Strategie, wie sie zu schließen ist, fehlt dagegen seit Jahren. „Kollege Lauterbach“ werde wohl weitermachen wie bisher, fürchtet Bernd Ra elhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge der Universität Freiburg. Denkbar sei, dass im kommenden Jahr die GKV-Beitrags- sätze deutlich erhöht werden, „damit man im Wahljahr nichts machen muss“, ver- mutet der Finanzwissenschaftler, der auch im Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft wirkt. Tatsächlich prognostizierte der soge- nannte Schätzerkreis Mitte Oktober, dass der GKV-Beitragssatz samt Zusatzbeitrag 2024 um bis zu 0,2 Prozentpunkte auf maximal 16,3 Prozent ansteigen wird. Raf- felhüschen warnt: „Die Leistungen können nicht aufrechterhalten werden, ohne die Beitragszahler zu überfordern.“ Um dies zu vermeiden, schlägt das For- scherteam aus Freiburg für die GKV drei Punkte vor: die Ausgliederung aller zahn- ärztlichen und zahntechnischen Leistun- gen, einen absoluten Selbstbehalt für am- bulante Leistungen und Arzneimittel von 1.800 Euro im Jahr sowie die Reduzierung des Kostendrucks im stationären Sektor durch wettbewerbliche und ordnungspoli- tische Regeln. In der GPV schwebt der Stif- tung Marktwirtschaft ein „Nachhaltigkeits- faktor“ vor, der die Dynamisierung der Leistungen unter Berücksichtigung des Ver- hältnisses von P egebedürftigen zu Bei- tragszahlern steuert. „Durch die Reform ge- länge es, aus beiden Sozialversicherungen wieder nachhaltig nanzierbare Generatio- nenverträge und systemwidrige Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt entbehrlich zu machen“, resümiert Ra elhüschen. BBG steigt Der Politik fällt bei der Finanzierung re exartig meist nur ein, den Kreis der Bei- tragszahler zu vergrößern und die Beitrags- bemessungsgrenze (BBG) zu erhöhen, da- mit möglichst kein Gutverdiener in die PKV abwandert. So soll die BBG, bis zu der ein Kassenbeitrag zu zahlen ist, 2024 von 4.947,50 Euro Bruttoeinkommen auf 5.175 Euro steigen. Zudemwird der Wech- sel in die PKV erschwert, indem die Versi- » Die PKV kennt keine Sonderangebote. « Michael Franke, Franke und Bornberg Die gesetzliche Krankenversicherung humpelt seit Jahren – ohne Zuschuss vom Bund käme sie schon lang nicht mehr über die Runden. Dass Reformen nötig sind, ist klar. Über das Wie wird jedoch gestritten. FONDS & VERSICHERUNG Private Krankenversicherung 286 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © KIRYAKOVA ANNA | STOCK.ADOBE.COM

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