FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2023
Nahezu alle Makler wünschen sich, dass PKV-Gesellschaften die Beitragsstabilität als wichtigstes Ziel verfolgen. Neun von zehn Vermittlern bevorzugen demnach Anbieter, die sichere Rechnungsgrundlagen verwen- den, statt „auf Kante“ zu kalkulieren. Große Stabilität und damit einen gewissen Schutz vor weiteren Beitragssteigerungen weisen laut Zielke-Studie 14 Versicherer auf: Baye- rische Beamten, DEVK, Hanse-Merkur, W&W, Allianz, Axa, Generali, R+V, LKH, Envivas, Barmenia, Provinzial, DKV und Ergo.Weitere 13 werden neutral eingestuft, aber bei zehn Anbietern geht Zielke von weiteren Prämienerhöhungen aus, „weil der Solvenz-Mix nicht optimal ist“: Halle- sche, Mecklenburgische, Continentale, LVM, Concordia, Süddeutsche, Alte Olden- burg KV von 1927, Alte Oldenburger, Freie Arzt- und Medizinkasse sowie Liga. Das Analysehaus Morgen & Morgen (M&M) hat für 2023 eine leichte Beitrags- steigerung im Neugeschäft um 2,04 Pro- zent (2022: 2,07 Prozent) errechnet. „Die steigende Tendenz pendelt sich aktuell auf einem niedrigen Niveau ein“, relativiert M&M-Analyst Thorsten Bohrmann. Ergeb- nis: Von über 1.000 untersuchten Tarifen wird über der Hälfte mindestens eine sehr gute Beitragsstabilität attestiert. Dennoch: Die 2012 eingeführte Unisex-Tarifgenera- tion kommt langsam in die Jahre, und mit zunehmendem Alter der Tarife fallen Bei- tragsanpassungen naturgemäß höher aus. Daneben können weitere Faktoren zu An- passungen führen. Die hohen Teuerungs- raten in vielen Bereichen „erhöhen aktuell das Risiko einer in ationsbedingten Stei- gerung der Leistungsausgaben“, so Bohr- mann. Das betri t in gleichemMaße auch die Sozialversicherung. Deshalb sind neutrale Untersuchungen wie das jährliche Bilanzrating des Bran- chendienstes „Map-Report“ essenziell. Die Alte Oldenburger erhielt dort kürzlich die höchste Punktzahl vor den ebenfalls hervor- ragend eingeschätzten Bilanzen von LVM und Universa. „Wer ins private Systemwech- selt, lässt sich in der Regel auf eine lebens- lange Beziehung ein und sollte Details über seinen zukünftigen Gesundheitsma- nager wissen“, sagt Analyst Reinhard Klages. Dies bestätigt Makler Frank Dietrich aus Potsdam: „Ein Wechsel in das private Sys- tem sollte nur aus Gründen der Leistung erfolgen, Tumorerkrankte etwa haben weit bessere Behandlungsmöglichkeiten in der PKV als in einer gesetzlichen Kasse.“ Gleichwohl warnt Dietrich vor Billigtarifen. „Nur rund 15 Prozent der privaten Anbie- ter bilden das gesetzliche Leistungsniveau vergleichbar ab, alle anderen haben Begren- zungen oder es fehlen sogar Leistungen – das halte ich für einen Beratungsfehler.“ Daher sind auch Bedingungs-Ratings für Makler hilfreich. Die Tarife der privaten Krankenvollversicherung zeichnen sich meist durch ein hohes Bedingungsniveau aus, zeigte im August ein entsprechendes M&M-Rating. Die Di erenzierung der Ta- rifbausteine sei dabei weiter vorangeschrit- ten, das Angebot zunehmend exibler. Dies ist aus Verbrauchersicht ein positiver Trend, bedeutet aber mehr Arbeit für Ver- mittler, „da einzelne Bausteine noch klein- teiliger verglichen und aufeinander abge- stimmt werden müssen“, sagt Bohrmann. Das Analysehaus Franke und Bornberg unterzog im Oktober sein PKV-Rating einem Relaunch. „Möglich war das gewor- den, weil das Niveau der Tarife über die letzten Jahre gestiegen ist“, erklärt Geschäfts- führer Michael Franke. Nur 13 Angebote von 739 untersuchten Tarifen erhielten die Bestnote. Folgende Gesellschaften bieten mindestens eine Tarifkonstellation, die mit „hervorragend“bewertet wird: Allianz, Bar- menia, Bayerische Beamtenkrankenkasse, DKV, Hallesche und Süddeutsche. Gute Leistungen hätten aber ihren Preis. Ein Toptarif kostet 35-Jährige zwischen 700 und 900 Euro im Monat, einschließlich P egep ichtversicherung. Wer als Ange- stellter ein auskömmliches Tagegeld hinzu- wählt, zahlt 800 bis 1.000 Euro. „Die PKV kennt keine Sonderangebote“, so Franke. Tipps für Neueinsteiger Wer als Makler neu in den Markt ein- steigt, sollte versuchen, im PKV-Segment mit Spezialisierung zu punkten. Das be- ginnt mit der Konzentration auf bestimm- te Berufsgruppen und setzt sich mit zuneh- mender Expertise und Wissen auch im Bereich von Krankheiten fort. „Das tri t etwa zu, wenn Vorerkrankungen bestehen und zu erwarten ist, dass es zu Risikozu- schlägen oder Ablehnung kommen kann“, sagt Versicherungsmakler Tim Bökemeier aus Bielefeld, der das Portal „PKV-Welt“ betreibt. „Auch wenn ein Antrag zur PKV abgelehnt wurde, kann mithilfe eines ver- sierten Maklers noch eine Lösung gefun- den werden“, so der Vermittler. Bökemeiers wichtigster Tipp für Neueinsteiger: „Seien Sie ehrlich, seriös und zuverlässig, suchen Sie nicht den schnellen Abschluss!“ Seine Erfahrung zeige, dass nur eine vertrauens- volle Kundenbeziehung zu nachhaltigem Erfolg führt. DETLEF POHL FP » Auch wenn ein Antrag bereits abgelehnt wurde, lässt sich eine Lösung finden. « Tim Bökemeier, Versicherungsmakler FONDS & VERSICHERUNG Private Krankenversicherung 288 fondsprofessionell.de 4/2023 FOTO: © KATRIN BILLER
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