FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Liquiditätsbeschaffung Kanam Grund musste bereits im No- vember vergangenen Jahres das Portfolio des offenen Immobilienfonds Leading Cities Invest um rund elf Prozent abwerten. Weitere Abwertungen um rund drei Pro- zent wurden im August dieses Jahres not- wendig. Auch bei Kanam Grund stehen die Neubewertungen im Zusammenhang mit Objektverkäufen, die aufgrund des ho- hen Kündigungsaufkommens notwendig wurden. Der Fokus des Fondsmanage- ments liege derzeit auf der Liquiditätsbe- schaffung, heißt es in einem Vertriebsrund- schreiben von Ende August. Zwischen Januar und August dieses Jah- res verkaufte Kanam Grund schon 18 von 40 Fondsobjekten, allerdings zunächst klei- nere Büroobjekte, ein Portfolio mit Einzel- handels- und eines mit Logistikimmobilien. Ungleicher Schmerz Andere offene Immobilienfonds leiden offensichtlich weniger stark oder gar nicht unter Verkaufsdruck. „Wir müssen nicht unbedingt verkaufen. Bislang haben wir in diesem Jahr nur eine Immobilie veräußert, das Paternoster Square in London – und auch eher, weil sie marktreif geworden war und wir keine weiteren Potenziale mehr sahen“, sagt Gerd Johannsen von der Commerzbank-Tochter Commerz Real. „Ohnehin gehören Verkäufe bei einem of- fenen Immobilienfonds wie demHausinvest ebenso wie der Immobilienerwerb zu einem aktiven Portfoliomanagement“, ergänzt er. „In den sogenann- ten Peak-Jahren 2018 und 2019 haben wir viel mehr Objekte veräußert.“ Ende Juli verfügte der Fonds über elf Prozent Liquidität bei einem Fondsvolumen von 16,8 Milliarden Euro, woraufhin sich die Commerz Real nicht nur in der Lage sieht, anstehen- de Rückgaben zu bedienen, sondern auch meint, neue Objekte opportunistisch an- kaufen zu können. Ebenso passen die offenen Immobilien- fonds der Sparkassentochter Deka nicht in das trübe Gesamtbild. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichneten sie um eine halbe Mil- liarde Euro mehr Zu- als Abflüsse. „Auch für das Gesamtjahr erwarten wir einen positiven Nettomittelabsatz.Unsere offenen Immobilienfonds sind handlungsfähig und verfügen über Liquiditätsquoten zwischen rund 13 und 31 Prozent“, heißt es bei der Deka Immobilien. Alle Register Bei der DWS hingegen übersteigen die Kündigungen die Mittelzuflüsse. „Derzeit veräußern wir in unseren drei offenen Immobilienpublikumsfonds erfolgreich Immobilien und erfüllen die uns vorlie- genden Rückgabewünsche“, sagt Christian Bäcker, Head of Real Estate Portfolio Management Retail bei der DWS. „Neben den Immobilienverkäufen dienen vorran- gig die bestehenden Liquiditätsreserven zur Bedienung der Rückgabewünsche. Dane- ben besteht die Möglichkeit, nicht genutzte Fremdfinanzierungsreserven in Anspruch zu nehmen.“ Die Fremdkapitalquote lag Ende Juli bei DWS-Fonds Grundbesitz Europa und Grundbesitz Global bei etwa 20 Prozent. Der DWS Grundbesitz Fokus Deutschland hatte da mit 29 Prozent Fremdkapital seine regulatorisch mögliche Höchst- grenze von 30 Prozent schon so gut wie ausgereizt. „Die aktiv gemanagten Im- mobilien-Publikumsfonds von Union Investment verfügen aktuell über eine Brutto-Liqui- ditätsquote von im Schnitt rund 15 Prozent und liegen da- mit deutlich über der gesetz- lich vorgeschriebenen Mindest- liquidität in Höhe von fünf Prozent“, sagt Carsten Thiel, Leiter Immobilien-Publikums- fonds bei Union Investment. Den von ZBI gemanagten Rückgabe-Tsunami Offene Immobilien-Publikumsfonds in Deutschland Zwischen August 2023 und Juli 2024 sind netto fast 3,6 Milliarden Euro aus offenen Immobilien-Publikumsfonds abgeflossen. Quelle:BCData,BarkowConsulting -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 2024 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 I 2019 Nettomittelaufkommen in Mio. Euro Mio. Euro » Derzeit veräußern wir in unseren drei offenen Immobilien-Publikums- fonds erfolgreich Immo- bilien und erfüllen die uns vorliegenden Rückgabewünsche. « Christian Bäcker, DWS fondsprofessionell.de 3/2024 193 FOTO: © STEFAN GRÖPPER PHOTOGRAPHY I DWS
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