FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Die Kunden bestellen online, holen die Ware aber im Laden ab. „Shoppingcenter tun sich beim Ergreifen von Maßnahmen zu ihrer Repositionierung leichter, weil sie mit einer Eigentümerhand agieren kön- nen. Beim über die Innenstadt verteilten Einzelhandel mit unterschiedlichen Eigen- tümern ist das ungleich schwieriger“, be- schreibt Kreutz. Hotel statt Shops Reichen Maßnahmen zur Repositionierung nicht aus, um den wirtschaftlichen Be- trieb eines Shoppingcenters si- cherzustellen, bleibt noch die Umnutzung von Flächen. „Schwerpunkte liegen dabei auf der Umstrukturierung und Nachnutzung frei gewordener Großflächen und auf der Ent- wicklung oder Modernisierung von Food Courts sowie auf der energetischen Sanierung“, sagt Lena Knopf, Projektleiterin beim EHI Retail Institute. Eine Untersuchung des Immobilien- dienstleisters Savills hat jüngst ergeben, dass 40 Prozent der deutschen Shoppingcenter einen „akuten Repositio- nierungs- oder Umwidmungsbedarf“haben. „Viele haben noch Verkaufsflächen auf drei Stockwerken mit viel Leerstand oder Inte- rimsnutzungen, die auch nach Corona nicht mehr abgebaut werden konnten,weil es insgesamt in Deutschland zu viel Ver- kaufsfläche gibt“, ergänzt Kreutz. Um Abhilfe schaffen zu können, sei eine genaue Vor-Ort-Analyse erforderlich, um den spezifischen Flächenbedarf bestimmter Nutzer am jeweiligen Standort zu ermit- teln, sagt Kreutz. „Das können Unterneh- men mit Büroflächenbedarf sein, Ärzte, Fitnesscenter oder auch Hotels und Mikro- apartments. Das Entscheidende ist, dass der jeweilige Bedarf nachhaltig ist. Dann kommt es gegebenenfalls auch zur Umnut- zung einer kompletten Etage.“ Für das Shoppingcenter „Das Gerber“ in Stuttgart hat IPH eine Analyse zu Möglich- keiten der Umwidmung erstellt und einen lokalen Hotelflächenbedarf ausgemacht. Ende vergangenen Jahres hat das Ruby Hotel in den beiden Obergeschossen eröff- net. Nur noch im Erdgeschoss gibt es eine reine Einzelhandelsebene mit klassischem Handel und in der unteren Ebene Nahver- sorgung mit Edeka, Aldi und Gastronomie. Ende einer Ära Paradebeispiel für ein Unter- nehmen, demweder die Repo- sitionierung noch die Umwid- mung seiner Handelsflächen gelang, ist der Warenhauskon- zern Galeria Karstadt Kaufhof, der dieses Jahr zum dritten Mal Insolvenz anmeldete. „Die Zei- ten, in denen das Warenhaus als Anker diente, sind vorbei. Jeder Eigentümer eines Cen- ters, der noch ein Warenhaus als Bestandsmieter hat, sollte sich vorbereiten und einen Plan B parat haben“, warnt Kreutz. TILMAN WELTHER FP Jürgen Kreutz , IPH: „Viele Shoppingcenter haben noch drei Stockwerke und viel Leerstand. Insgesamt gibt es in Deutschland zu viel Verkaufsfläche.“ Fabian Spindler, Jamestown: „Einen guten Haarschnitt werden Sie online nicht hinbekommen – momentan zumindest noch nicht.“ Niedergang einer Handelsmacht Karstadt-Filialschließungen der vergangenen 20 Jahre Dem Traditionshaus Galeria Karstadt Kaufhof gelang es nicht, seine Handels- flächen zu repositionieren oder umzuwidmen. *erstesHalbjahr |Quelle: IRI,BBEResearch 50 100 150 200 250 300 2024* 2020 2015 2010 2005 Anzahl der Karstadt-Kauf- und Warenhäuser seit 2004 290 200 2009 Karstadt- Insolvenz 2020 1. Insol- venz GKK 2022 2. Insol- venz GKK 2024 3. Insol- venz GKK 159 129 92 » Der Internethandel ist wieder auf dem norma- len Wachstumspfad. « Frühjahrsgutachten der Immobilienweisen SACHWERTE Shoppingcenter 200 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © IPH, JAMESTOWN
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=