FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
Hybride Anlagen Für die Ankaufspolitik der Fonds bietet sich dadurch die Möglichkeit, den Wind- anteil in den Portfolios zu erhöhen, „und somit das gute Zusammenspiel von Wind- und Solarenergie im Jahresverlauf nutzbar zu machen“, wie Mack betont. „Unter Port- foliogesichtspunkten ist es sinnvoll, Wind und Solar zu mischen“, ergänzt Jens Gemmecke, Head of Infrastructure Trans- actions bei der Commerz Real: „Sie kön- nen einen natürlichen Hedge bilden, da die Windenergieanlage in Zeiten Strom produzieren kann, in denen die PV-Anlage keinen Strom produziert und umgekehrt. Entsprechend nehmen sogenannte Hybrid- projekte zu, bei denen sich Wind- und Solaranlagen einen Einspeisepunkt teilen.“ Solar versus Wind Es gibt eine Reihe weiterer komplemen- tärer Unterschiede zwischen Solar- und Windenergieanlagen. Weil sich ihre Teile ständig bewegen, verschleißen Windkraft- werke schneller und bringen einen höhe- ren Wartungsaufwand mit sich. Der könnte sich allerdings lohnen: „Windenergie weist in guten Windjahren ein deutlich höheres Mehrerlöspotenzial auf als Solar“, sagt Mack.Windparks haben darüber hinaus den klaren Vor- teil, dass sie weniger Fläche benötigen als Photovoltaik- parks mit vergleichbarer Nenn- leistung, wie Philipp Mickail aus Gemmeckes Infrastructure- Team darlegt. „Große PV-Anla- gen konkurrieren mit alternati- ven Nutzungen, insbesondere in Ländern mit hoher Bevölke- rungsdichte“, sagt er. Aus Fondsperspektive haben sich die Ankaufsbedingungen für Windparks in den vergan- genen beiden Jahren jedenfalls deutlich verbessert. Aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus ha- ben sich viele externe Kapital- geber alternativen Anlagemöglichkeiten zu- gewandt, sodass den verbleibenden Investo- ren mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. „Der Bau eines Windparks erfordert häufig Investitionen oberhalb von 50 Millionen Euro. Das schränkt den Kreis möglicher Investoren ein“, erklärt Mickail, außerdem sei der Bau einer Windenergieanlage auf- wendiger und komplexer als der Bau einer PV-Anlage: „Windenergie ist Hightech, das ist Tiefbau und Hochbau, da müssen Fun- damente gegossen und Ankerkörbe verlegt werden.“Auch das schreckt viele Investoren ab. Erstarkender Windsektor Mickail freut sich hingegen über die Markterweiterung durch den wieder stär- ker vertretenen Windsektor. Ein Grund: „Der Solarmarkt ist ein vergleichsweise aggressiver Markt geworden, in dem es eine große Bereitschaft einiger Investoren gibt, auch sehr niedrige Renditen zu akzep- tieren, sei es aus strategischen Gründen oder um in den Markt zu drängen.“ Dass Windenergieanlagen inzwischen deutlich schneller genehmigt werden und der Zubau entsprechend zunimmt, zeitigt indes neue Herausforderungen: Die Ent- wicklung des Netzausbaus kann mit dem erhöhten Angebot nicht Schritt halten, und Investitionen in den Netzausbau füh- ren wiederum zu höheren Netzentgelten und damit höheren Energiekosten. Typisch deutsch „Das ist aber kein allein deutsches Phänomen, das sehen wir europaweit“, klagt Gemmecke. Schon eher typisch deutsch ist, was Gemmecke folgendermaßen umschreibt: „Allein für den Transport einer Windenergieanlage auf der Straße zu dem jeweiligen Standort in Deutschland brau- chen Sie Dutzende unter- schiedliche Genehmigungen.“ Auf deutschen Straßen gilt der sonst im neuen EEG geregelte Vorrang für die erneuerbaren Energien noch nicht. TILMAN WELTHER FP » Unter Portfolio- gesichtspunkten ist es sinnvoll, Wind und Solar zu mischen. « Jens Gemmecke, Commerz Real Großes Potenzial Anlagen zur Stromerzeugung in Deutschland Wenn der entsprechende Wind weht, habenWindenergieanlagen ein größeres Mehrerlöspotenzial als Solaranlagen. Quelle:Fraunhofer ISE |Stand:Juli2024 0 20 40 60 80 Biomasse Braunkohle Steinkohle Erdgas Wind Solar Offshore 8,9 GW Onshore 61,9 GW 90,3 GW 36,3 GW 17,5 GW 15,1 GW 9,0 GW Installierte Leistung in Gigawatt Gigawatt SACHWERTE Erneuerbare Energien 206 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © FOTOSTUDIO MILKUS | COMMERZ REAL
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=