FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2024
In einem neuen Universum European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) entwickeln sich zu den Lieblingskindern der Fondsgesellschaften. Vermittlern bieten sie neue Vertriebschancen. Doch sie sollten sich weiterbilden. S ie öffnen Privatanlegern die Tür zu einem Investmentuniversum, das ih- nen bisher verschlossen war. Sie demokra- tisieren Privatmarktanlagen und bieten selbst Kleinanlegern die Möglichkeit, ihr Wertpapierdepot mit diesen Assets noch breiter zu diversifizieren. Mit solchen und ähnlichen Aussagen werben Kapitalverwal- tungsgesellschaften (KVGen), die European Long-Term Investment Funds (ELTIFs) auf- legen, derzeit für ihre neuen Produkte. Und diese kommen in jüngster Zeit fast monatlich auf den Markt. So hat etwa die Vermögensverwaltungs- gesellschaft des Versicherungskonzerns Swiss Life, Swiss Life Asset Managers, im Februar dieses Jahres ihren ersten Infra- struktur-ELTIF lanciert. Im März folgte Union Investment mit einem europäischen Langfristfonds für Privatkunden, der eben- falls auf Infrastrukturanlagen setzt. ImApril ging die Hansainvest Lux, die Luxembur- ger Tochter der Hamburger Kapitalverwal- tungsgesellschaft Hansainvest, hierzulande mit ihrem „Porta Equity ELTIF“ an den Start. Im Mai brachte Neuberger Berman mit dem digitalen Vermögensverwalter Liqid einen Private-Equity-ELTIF mit Spar- planoption heraus (siehe dazu auch Inter- view auf Seite 326). Und die Liste ließe sich fortsetzen. Elektrisierter Markt Nachdem die reformierte ELTIF-Verord- nung, die seit dem 10. Januar 2024 anzu- wenden ist, für die Auflage und den Ver- trieb solcher Vehikel deutliche Erleichte- rungen gebracht hat, scheinen sich euro- päische Langfristfonds gerade zu den neuen Lieblingskindern der KVGen zu entwickeln. Nicht umsonst schreiben die Autoren der aktuellen ELTIF-Studie der Ratingagentur Scope, das überarbeitete Regelwerk „elektrisiere“ den Markt. Das ist richtig. Nicht ganz stimmig sind hingegen die Werbebotschaften der Anbie- ter. Denn in Private-Market-Assets konnten Privatanleger schon lange vor der ELTIF- Reform investieren. Viele geschlossene Fonds sahen und sehen Mindestanlage- summen zwischen 5.000 und 10.000 Euro vor.Was jedoch stimmt, ist, dass die neuen offenen ELTIFs Finanzanlagenvermittlern, die bisher nur UCITS-Fonds vertreiben durften, den Zugang zu einem bisher ver- schlossenen Investmentuniversum verschaf- fen. Weil die Welt der Privatmarktanlagen komplex ist, sollten sie sich jedoch wei- terbilden. Angebote dafür offerieren bereits einige Maklerpools und auch die Fonds- gesellschaften selbst. Die Finanzaufsicht Bafin hat bereits im Februar dieses Jahres klargestellt, dass es Finanzanlagenvermittlern mit Zulassung nach Paragraf 34f Absatz 1 Nummer 1 er- laubt ist, offene ELTIFs an ihre Kunden zu bringen. Bei den Vermittlern selbst stoßen die Produkte auf geteilte Meinungen. Claudia Liebmann, Geschäftsführerin der Beratung Finanzkompass aus Leipzig, ist skeptisch. „ELTIFs sind, wenn über- haupt, nur für Privatanleger mit einer hohen Risikoneigung und einem langfris- tigen Anlagehorizont geeignet“, sagt sie. „Wenn jetzt jedem ‚Otto Normalverbrau- cher‘ diese Anlageform verkauft wird, ist das alles andere als zielführend“, findet Liebmann. Auf in eine andere Welt: ELTIFs öffnen Finanzanlagenvermittlern das Tor zum Investmentuniversum der Private- Market-Assets, das ihnen bisher verschlossen war. Um hier bestehen zu können, ist Weiterbildung nötig. VERTRIEB & PRAXIS ELTIFs 316 fondsprofessionell.de 3/2024 FOTO: © VADIMSADOVSKI | STOCK.ADOBE.COM
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=