FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

oder Ablehnung.Wobei sich einige Nutzer im Internet über die Zuverlässigkeit der KI beschwert haben: Angeblich wurden Kre- ditkartenanträge trotz ausreichender Boni- tät ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Buy now, pay later Wer gerade nicht liquide ist, kann seine digitalen Einkäufe auch direkt finanzieren lassen. Hier kommt die Barclays Bank mit Sitz in Hamburg ins Spiel. Die Tochter der englischen Großbank vergibt Kleinkredite an Amazon-Käufer. Das Ganze geht sehr kundenfreundlich vonstatten: Für Einkäufe zwischen 100 und 3.000 Euro wählt der Kunde an der Kasse – also in der Bezahl- maske – einfach „Finanzierung“ aus. Die Antragstellung erfolgt in wenigen Schritten, und man erhält sofort eine Rück- meldung. Einmal beantragt, ist der individuelle Kreditrah- men für bis zu zehn Einkäu- fe nutzbar. „Unsere Koopera- tion mit Amazon in Deutsch- land besteht seit November 2020. Seit 2023 können Ver- braucher aus Österreich, die auf amazon.de einkaufen, unser Produkt eben- falls nutzen“, so die Barclays Bank. Das In- stitut bewirbt sein Angebot zwar mit dem Slogan „Ohne versteckte Gebühren oder Überraschungen“, aber die Konditionen sind mit 12,33 Prozent effektivem Jahreszins (Stand Oktober 2024) recht happig. An speziellen Angebotstagen gibt es jedoch Null-Prozent-Finanzierungen, quasi ein „Prime Day“-Angebot für Finanzierungen. Doch Barclays finanziert nicht nur Käu- fe, die über Amazon getätigt werden. „Buy now, pay later“ funktioniert auch auf Web- seiten von Dritthändlern, die Amazon Pay akzeptieren, die hausinterne Zahlungslö- sung von Amazon (siehe Kasten nächste Seite).Durch die Einbindung von Amazon Pay erreicht der deutsche Ableger der bri- tischen Bank auf einen Schlag mehrere tau- send zusätzliche Onlinehändler. „Unsere Kooperation mit Amazon ist ein perfektes Beispiel dafür, wie ein Finanzpro- dukt nahtlos in das Einkaufserlebnis inte- griert werden kann“, meint Tobias Grieß, Leiter des europäischen Privatkundenge- schäfts von Barclays. Er betont, den Kun- den im Moment des Einkaufs „die volle Kontrolle über ihre Finanzen“ zu geben. „Mit der technischen Anbindung von Amazon Pay bauen wir das wichtige Geschäftsfeld der Absatzfinanzie- rung weiter aus und erhöhen Reichweite und Bekanntheit unserer Finanzierungs- angebote. Wie groß die Wachstumsmög- lichkeiten dabei sind, zeigt allein die hohe Zahl an Onlineshops, die Amazon Pay bereits nutzen.“ Wie viel Amazon für die Kreditvermittlung von der Bank erhält, wird nicht verraten. Barclays hält sich bei Umsatz- und Ertragsangaben absolut be- deckt. Amazon selbst reagierte überhaupt nicht auf die Anfragen, die FONDS pro- fessionell dem Unternehmen stellte. Da in der Kreditvermittlung Provisionen in Höhe von rund einem Prozent marktüblich sind, wird das Internetkaufhaus mit seiner großen Markt- und Verhandlungsmacht sicherlich nicht darunter liegen. Markteintrittsbarrieren Stellt sich die Frage, warum der Internet- riese, der über ein milliardenschweres Liquiditätspolster verfügt, nicht einfach selbst eine Bank gründet. Branchenkenner und Bankenexperte Klaus Fleischer nennt gute Gründe, warum dies nicht sinnvoll wäre. „Amazon ist mit dem Schlüsselpro- dukt Amazon Pay bereits sehr gut aufge- Ana Botín, Santander: „Gemeinsam mit Amazon bieten wir Kunden die Möglichkeit, Belohnungen für ihre Ausgaben mit der Visa-Karte zu erhalten.“ Klaus Fleischer, Hochschule München: „Stra- tegisch dürfte der Einstieg ins Bankgeschäft für Amazon derzeit uninteressant sein.“ » Mit der Anbindung von Amazon Pay bauen wir die Absatzfinanzierung weiter aus. « Tobias Grieß, Barclays Mit der Kreditkarte, die Amazon in Deutschland gemeinsam mit Visa und der Santander Bank anbietet, können Kunden beim Online- shopping Gutschriften und Rabatte erhalten. fondsprofessionell.de 4/2024 427 FOTO: © HOCHSCHULE MÜNCHEN, SANTANDER

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