FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

AfW unterstützen, weil sie unsere Arbeit schätzen und ein Interesse daran haben, dass es auch morgen, in drei oder in zehn Jahren noch unabhängige Finanzdienst- leister und Makler gibt – und eben nicht nur den Bankenvertrieb, Ausschließlich- keitsorganisationen und Strukturvertriebe. Viel Energie verwendet der AfW in der Lobbyarbeit auf den Erhalt der Provisions- beratung. Warum eigentlich? Weil diese Form der Vergütung die wirt- schaftliche Grundlage für die überwiegen- de Mehrheit der unabhängigen Versiche- rungs- und Finanzanlagenvermittler bildet. Unsere Mitglieder, zu denen viele kleine und mittelständische Unternehmen zählen, bieten unabhängige und qualitativ hoch- wertige Beratung an, die auch entspre- chend vergütet werden muss. Ein Verbot oder eine starke Einschränkung der Pro- visionsberatung würde vielen die Existenz- grundlage entziehen. Gerade kleinere, unabhängige Vermittler könnten sich ein ausschließlich honorarbasiertes Geschäfts- modell nicht leisten, da viele Verbraucher nicht bereit oder in der Lage sind, hohe Honorare im Voraus zu zahlen. Dadurch würden nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze gefährdet, sondern auch die Angebotsviel- falt und die Wahlfreiheit der Verbraucher erheblich eingeschränkt. Damit geben wir aber kein Votum gegen die Honorarbera- tung oder -vermittlung ab.Die gesetzlichen Grundlagen für ein gleichberechtigtes Neben- und sogar Miteinander der Vergü- tungssysteme sind längst da. Der Kunde entscheidet. Brüssel wähnt Verbraucher bei Provisions- beratung offenbar stets imNachteil. Es gibt schon eine irritierende Brüssel-Blase, aus der auch lebensfremde Vorschläge, Ge- setze und Verordnungen kommen. Das für mich krasseste Beispiel ist die Regulierung beim Thema Nachhaltigkeit. Was hier der Vermittlerschaft aufgegeben wurde – ich meine die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage –, hat mit einem realistischen Blick auf ein normales Beratungsgespräch nichts mehr zu tun. Kunden werden einerseits entmün- digt, andererseits sollen sie von ESG-Spezia- listen zu ESG-Spezialisten ausgebildet wer- den, bevor sie ein Investment tätigen. Und das Ganze noch bei solch akzeptanzzerstö- renden Ideen, wie der, Energiegewinnung aus Atom und Gas und jetzt auch noch die Waffenproduktion als nachhaltig miteinzu- beziehen. Die Aufsichtsbehörden ESMA und EIOPA tun dabei ein Übriges. Der Versuch der früheren EU-Finanzkom- missarinMaireadMcGuinness, ein generel- les Provisionsverbot für Altersvorsorgepro- dukte durchzusetzen, scheint vomTisch. Das Thema im Allgemeinen wird uns dau- erhaft erhalten bleiben. Es ist ideologisch aufgeladen auf Seiten derer, die ein Provi- sionsverbot wollen. Mit sachlichen Argu- menten ist da leider nicht viel auszurichten. Es wird auch immer eine Frage der politi- schen Mehrheiten bleiben. Hätten wir » Die Nachhaltigkeits- präferenzabfrage hat mit einem realistischen Blick auf ein normales Beratungsgespräch nichts mehr zu tun. « Norman Wirth, AfW FOTO: © MARTIN PETERDAMM fondsprofessionell.de 4/2024 431

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