FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Offener Marktplatz Viele Banken bieten längst nicht mehr nur hauseigene Baukredite, sondern vermitteln daneben Darlehen anderer Institute. Solche Plattformen entstehen nun auch für die Vermögensverwaltung . B eim Schlendern über den Wochen- markt offenbart sich eine große Aus- wahl: Die knackigsten Äpfel finden sich an einem Stand, die saftigsten Birnen womög- lich an einem anderen und die reifsten Tomaten beim dritten Obst- und Gemüse- händler. In Finanzfragen waren dagegen bislang meist Banken die Hauptanlaufstelle – die häufig auch als Produktanbieter agier- ten. Dieses Gefüge verändert sich. Die Insti- tute wandeln sich zu Plattformen, die ne- ben hauseigenen Offerten die Dienste von Drittanbietern vermitteln. Dieser Trend erreicht nun einen Bereich, den die Geld- häuser bisher möglichst selbst bedient haben: die Vermögensverwaltung. In anderen Feldern des Finanzgewerbes hat sich die sogenannte Plattformökono- mie längst etabliert. So ist beim Tages- und Festgeld oder in der Baufinanzierung dieses Modell gang und gäbe.Mittlerweile laufen 45 Prozent des Baufinanzierungsgeschäfts der Banken und Vermittler über eine sol- che Plattform. Dies zeigt eine aktuelle Ana- lyse der Boston Consulting Group (BCG), die FONDS professionell vorliegt. Vor zehn Jahren lag der Anteil bei gerade mal einem Viertel (siehe Grafik nächste Seite). Bis 2025 dürfte der Plattformanteil auf die Hälfte steigen, prognostizieren die Experten der Unternehmensberatungsgesellschaft. Der Boom des Plattformmodells bei Banken bekam im November vergange- nen Jahres eine neue Facette.Denn da kün- digte eine Kooperation aus drei Gesellschaf- ten den Aufbau eines „Marktplatzes für Vermögensverwaltungen“ an, wie die drei Partner das Projekt tauften. Die Beteiligten sind die DWP Bank, die die Wertpapier- abwicklung vieler öffentlich-rechtlicher und genossenschaftlicher Institute über- nimmt, das auf White-Label-Lösungen für digitale Vermögensverwaltungen speziali- sierte Fintech Investify Tech sowie die Soft- wareschmiede Dericon. Als Startpartner für das Projekt steuern DJE Kapital, Allianz Global Investors sowie die Berenberg Bank Vermögensverwaltungsstrategien bei. Wei- tere Asset Manager sollen folgen. Den Start der Plattform hat das Trio für Ende des Jahres 2024 avisiert. Nächster Schritt Das Projekt zielt zunächst auf das Lager der Sparkassen. Denn der Ideengeber hin- ter dem Marktplatz für Vermögensverwal- tungen ist Dericon. Die Frankfurter betrei- ben bereits mit der Nord-LB den Dienst „BIS.on WMS“. Dieser erleichtert insbe- sondere Sparkassen den Zugang zu Fonds, die nicht aus dem öffentlich-rechtlichen Lager oder von den ausgewählten Partnern des zentralen Wertpapierdienstleisters der Gruppe, der Deka, stammen. Das Duo zählt keine drei Jahre nach dem Start bereits fast 130 der rund 350 Sparkassen in Deutschland zu seinen Kunden (siehe Kasten „Tor zur Sparkassen-Welt“ auf Seite 406). » Die Sparkasse ist das Gesicht gegenüber dem Kunden. « Ansgar Wigger, Investify Tech Bummel auf demWochenmarkt: Geldhäuser locken längst nicht mehr nur mit eigenen Produkten, sondern vermitteln zunehmend die Dienste anderer Anbieter. Das steht auch im Wealth Management an. BANK & FONDS Plattformen 402 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © KASTO | STOCK.ADOBE.COM

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