FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024
Nach dem Erfolg der Plattform „BIS.on WMS“ entschlossen sich die Dericon-Ge- schäftsführer Andreas Krause und Timon Virgens zum nächsten Schritt: im Wealth Management eine Schneise für Drittanbie- ter zu schlagen. „Auch in der Vermögens- verwaltung liegt die Zukunft in der Platt- formökonomie“, meint Dericon-Mitgrün- der Krause. Mit dem Marktplatz für Ver- mögensverwaltungen werden die Institute zum Vermittler von Wealth-Management- Diensten externer Anbieter. Die Sparkassen können damit auch in diesem Bereich eine offene Architektur offerieren. Lücke im Angebot Der öffentlich-rechtliche Verbund hat allerdings selbst entsprechende Offerten zur Hand. So bietet die Helaba-Tochter Frankfurter Bankgesellschaft eine White- Label-Vermögensverwaltung für die Spar- kassen, die Kunden ab einer Eintritts- schwelle von 250.000 Euro offensteht. DWP Bank, Dericon und Investify Tech zielen mit ihrer Plattform hingegen auf Kunden mit einem geringeren Vermögen. „Hier gab es einfach eine Lücke im Ange- bot“, erläutert DWP-Vertriebsexperte Chris- tian Lüer. Die Partner streben an, die Ein- trittshürde bis auf 25.000 Euro zu senken. Zum Projektauftakt steuern DJE, Allianz GI und Berenberg eigens entworfene Strategien bei, die bestimmten Vorgaben entsprechen. Jeder Anbieter deckt dabei mehrere Risiko- varianten ab. Die Umsetzung der Strategien erfolgt mit akti- ven Fonds und börsengehan- delten Indexfonds (ETFs). „Die jeweilige Sparkasse hat die volle Kontrolle darüber, welche An- bieter sie auf ihre Plattform auf- nimmt und welche Konditio- nen sie ihren Kunden bietet“, betont Dericon-Chef Krause. Weiterhin behalten die Institute die volle Hoheit über die Bezie- hungen zu ihren Klienten, betonten die Projektpartner. So bleiben die Anleger Kunden der jeweiligen Sparkasse und wechseln nicht zum jeweiligen Vermögensverwalter. „Die Sparkasse ist das Gesicht gegenüber dem Kunden“ hält Investify-Geschäftsführer Ansgar Wigger fest. „Wir treten nicht in Erscheinung. Das ist nicht unsere Kom- petenz.“ Die Institute würden jedoch von der Regulatorik entlastet. Investify Tech steuert bei dem Projekt das Onboarding- Verfahren bei, liefert die technische Umset- zung der Strategien und leistet die regula- torische Abwicklung.Die DWP Bank führt die Depots für die Sparkassen. „Das Angebot macht Vermögensverwal- tungen vergleichbar“, preist Krause das Pro- jekt. „Der Marktplatz bringt Transparenz in die Vermögensverwaltung.“ Allerdings lie- ßen sich die Strategien der Anbieter auf- grund der unterschiedlichen Ausgestaltung nicht eins zu eins miteinander vergleichen, schränkt Krause ein.Das Vorhaben zielt zu- nächst zwar auf Sparkassen, grundsätzlich soll die Plattform künftig aber auch ande- ren Banken offenstehen. Die Sparkassen können zudem eigene Vermögensverwal- tungsstrategien auf ihre Plattform stellen. Damit adressieren die Projektpartner einen Vorbehalt, den Institute hegen. Wissen erhalten „Banken stellen sich vor der Einführung oder Zusammenarbeit mit einer Vermö- gensverwaltungsplattform häufig die Frage, ob sie damit nicht einen erheb- lichen Teil des Anlage-Know- hows aus der Hand geben“, er- läutert Felix Germann, Partner und Experte für Finanzdienst- leister bei der Unternehmens- beratung McKinsey. „Sie wol- len nicht das Gespür dafür ver- lieren, was ein gutes Invest- ment ausmacht.“ Diese Gefahr sieht Germann jedoch nicht als akut. „Die Kompetenz verschiebt sich zwar weg davon, selbst Invest- mententscheidungen zu tref- fen“, erläutert der Branchenken- ner. „Aber die Fähigkeit, gute Anlagestrategien auszuwählen Unaufhaltsame Öffnung Verteilung des Baufinanzierungsvolumens Banken und Vermittler setzen beim Baufinanzierungsvertrieb zunehmend auf Plattformen. Deren Anteil wächst stetig. Quelle:BCG 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2023 2020 2015 2010 …ohne Plattform …mit Plattform 13 % 87 % 45 % 55 % » Auch in der Vermögensverwaltung liegt die Zukunft in der Plattformökonomie. « Andreas Krause, Dericon BANK & FONDS Plattformen 404 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © DERICON
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