FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

und diese laufend zu prüfen, ist weiterhin erforderlich.“ So müssten die Institute nach wie vor prüfen, ob die Angebote auf der Vermö- gensverwaltungsplattform ausgewogen sind, tatsächlich eine gute Leistung ablie- fern und auch das einlösen, was sie verspre- chen. Und es spricht nichts dagegen, eine eigene Vermögensverwaltungsstrategie bei- zubehalten und ins Schaufenster zu stellen – ähnlich wie beim Festgeld oder in der Baufinanzierung. „Wenn eine Bank eine gute eigene Vermögensverwaltung mit einem erfolgreichen Track Record aufge- baut hat, dann ist es absolut sinnvoll, diese weiterzuführen und auf einer Plattform mit anzubieten“, sagt Germann. Bessere Betreuung Auf der anderen Seite können die Insti- tute die Pluspunkte des Modells für sich verbuchen. „Ein großer Vorteil einer Ver- mögensverwaltungsplattform ist, dass sich der Vertrieb auf die Analyse der Kunden- bedürfnisse und die individuelle Beratung fokussieren kann“, erläutert Germann. „Die Berater erhalten mehr Zeit, die sie für die eigentliche Betreuung der Kunden verwen- den können.“Zudemwürden das Onboar- ding, die Abwicklung von Transaktionen und das Reporting standardisiert und damit oft deutlich erleichtert. Gegenüber ihrer Klientel können die Institute zudem mit einem erweiterten Produktangebot punkten, das auch von externen Lieferanten stammt. Somit erfül- len die Geldhäuser den Anspruch der Kun- den, die zunehmend nicht nur hauseigene, sondern eine ganze Auswahl an Offerten vorgesetzt bekommen möchten. Auf die- sen Zeitgeist stellen sich die Banken und Sparkassen zusehends ein. „Das Bewusst- sein gegenüber Zielkonflikten ist größer geworden“, erläutert Krause. „Viele unserer Kunden aus dem Banken- und Sparkassen- bereich begrüßen mittlerweile eine Tren- nung zwischen Finanzprodukt- und Pro- zessanbieter.“ Als unabhängige Plattform müsse sein Haus nicht zwischen teilweise konkurrierenden Interessen abwägen. Andere Vergütung Mit Blick auf die Zukunft können Mo- delle wie der Marktplatz für Vermögensver- waltungen auch aus einem anderen Grund an Bedeutung gewinnen. So steht nach wie vor ein Provisionsverbot oder eine ähnlich geartete Einschränkung bei der Vergütung im Raum. Bei dem Plattformgeschäft kön- nen die Geldhäuser ein ganz anderes Ver- gütungsmodell einsetzen und sind nicht auf die Vereinnahmung einer Bestands- provision angewiesen. Angesichts der ver- schiedenen Vorteile ist McKinsey-Experte Germann überzeugt: „Banken und unab- hängige Vermögensverwalter nutzen Platt- formen immer häufiger – auch imWealth Management.“ Die Chancen stehen also gut, dass die offenen Marktplätze zahl- reiche Anbieter und Besucher anziehen. SEBASTIAN ERTINGER FP » Banken und unabhängi- ge Vermögensverwalter nutzen Plattformen im- mer häufiger – auch im Wealth Management. « Felix Germann, McKinsey Tor zur Sparkassen-Welt Plattform: Die Frankfurter Soft- wareschmiede Dericon entwickelte mit der Nord-LB das Angebot „BIS.on WMS“. Die Plattform stellt den Spar- kassen einen deutlich erleichterten Vertrieb von Fonds in Aussicht, die von Anbietern außerhalb des öffentlich-rechtlichen Lagers stammen und nicht zu den ausgewählten Part- nern der Deka zählen. Die Daten solcher Dritt- fonds flossen bislang nicht automatisiert in die Sparkassen-Systeme ein. Um externe Produkte anbieten zu können, mussten die Institute mit- unter aufwendige Zusatzrecherchen betreiben und eigene Datensammlungen aufbauen und pflegen. Fast 130 Sparkassen nut- zen das neue System mittlerweile. Kosten: Der Basiszugang ist für die Sparkassen kostenlos. Möglich machen dies Fonds- und ETF-Anbieter, die sich an der Refinan- zierung beteiligen. Startpartner war der Pullacher Vermögensverwalter DJE. Neben dem Standard- datendienst können Sparkassen sich das System gegen Aufpreis anpassen lassen. BIS.on WMS ist aus demWertpapiermanagementsystem „Derifin WMS“ von Dericon und dem Informationssystem „BIS.on “ der Nord-LB entstanden. Daraus ent- sprang eine Plattform für den Mifid-II-konformen Vertrieb von Aktien, Anleihen und Zertifikaten. Konkurrenz: Inzwischen hat die Deka auf den Dericon-Erfolg reagiert: Im „S-Invest-Mana- ger“, der neuen Wertpapierplattform des Asset Managers, die das alte „Dekanet“ ablösen wird, sind auch die Daten von Drittfonds zu finden. Hin- zu kommen zahlreiche weitere Tools, die den Ver- triebsmanagern der Sparkassen das Leben er- leichtern und den Wechsel auf eine andere Platt- form wie „BIS.on WMS“ unnötig machen sollen. BANK & FONDS Plattformen 406 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © MICHAEL KLEINESPEL I MCKINSEY, ANTTO | STOCK.ADOBE.COM

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