FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
wenn ein Unternehmen wie Hermès, das qualitativ extrem hochwertige Produkte herstellt, für eine wertschätzende und aner- kennende Mitarbeiterführung sorgt, die nicht nur Identifikationsmomente schafft, sondern auch die Eigenverantwortung stärkt und Freiräume ermöglicht, dann ist das nicht nur der Schlüssel zum langfristi- gen Unternehmenserfolg. Ein derartiger Umgang mit Mitarbeitern zahlt auch enorm auf das „S“ in ESG ein. Heuser: Wer zeichnet denn am Ende ver- antwortlich für Investmententscheidungen? Wagner: Ich manage die Unternehmer- fonds zusammen mit Dr. Dirk Schmitt. Unterstützt werden wir von einem Invest- mentkomitee. Die finale Entscheidung obliegt mir. Kölsch: Haben Sie denn aktuell vor, sich von einer Portfolioposition zu trennen, eventuell sogar aus ESG-Gründen? Wagner: Ich wüsste nicht warum. Es gibt natürlich immer wieder einmal Anlässe, sich bewusst von einem Unternehmen zu trennen. Das war zuletzt aus jeweils unter- schiedlichen Gründen bei den Aktien von Nike oder Starbucks der Fall. Aber in den vergangenen acht Jahren waren es insge- samt vielleicht gerade einmal vier Firmen, die wir verkauft haben. Auch das mag Ihnen zeigen, dass wir sehr bewusst auf einen insgesamt durchgängig robusten Ansatz Wert legen. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP Analystenurteil von Roland Kölsch: „Implizites ESG-Minimum-Investment“ Wie soll man einen Fonds unter ESG-Gesichts- punkten bewerten, der zwar keine bewusste Nachhaltigkeitsintention hat und der sich auch nicht über das Einstampfen eines Gesamtuniver- sums, eine vordefinierte Themenauswahl, KPI-Ziele oder Ausschlusskriterien definiert und auch nicht mittels Stewardship-Ansatz die üblichenWerkzeuge nachhaltigen Inves- tierens nutzt, der aber letzten Endes durch konsequentes, auf Qualität fokussiertes Stockpicking durchschnittliche bis sehr gute Werte aus quantitativen ESG-Scoring-Ge- sichtspunkten ausweist? Aus dieser langen Eingangsfrage erschließt sich bereits der ungewöhnliche Umgang mit ESG des 2012 aufgelegten „Unternehmerfonds“ der Invest- mentboutique Wagner & Florack. Ex ante fällt es schwer, diesen Fonds anhand kon- kreter ESG-Charakteristiken auszuwählen. Genauso wie die beiden akribischen Fonds- manager, die nahezu ihre gesamte Zeit in die Suche nach Unternehmen mit niedrigem Kapitalbedarf, unzyklischem Geschäftsmodell, attraktiven Gewinnmargen und starker Innen- finanzierungskraft (hohe Free Cash Flows) – landläufig oft als „Langweiler“ tituliert – stecken, müssen sich Anlegende mit Nachhaltigkeitsbrille mit diesem Investmentstil und dessen „No-Gos“ auseinandersetzen, um zu verstehen, dass diese fundamentale Methode letztlich dazu führt, aus ESG-Gesichtspunkten ohnehin unerwünsch- te Branchen wie etwa Öl & Gas, Flugzeug- bauer, Materials, Metals & Mining gar nicht im Portfolio zu haben und dass die rund 30 Portfoliotitel implizit sozial-ökologische Merkmale aufweisen, die den Fonds für Artikel 8 SFDR qualifizieren, wobei dessen KVG durch Rückgriff auf zwei ESG-Agentu- ren gewährleistet, dass Unternehmen mit systematischen oder schwerwiegenden Kontroversen nicht im Portfolio landen. Anmerkung: Dies ist ein Kommentar und keine profunde Analyse, wie sie im Rahmen der externen SRI-Due-Diligence bei der FNG-Siegel-Zertifizierung erfolgt, auch wenn Teile daraus hier einfließen. Der Rest ergibt sich aus dem geführten Interview und wei- terem Material. ISIN: DE000A2H9BB2 Agio: 5,00 % Laufende Kosten: 1,58 % Erstausgabedatum: 6.12.2018 Fondsmanager: Dominikus Wagner 90% 100% 110% 120% 130% 140% 150% 160% 170% ’24 I 2023 I 2022 I 2021 I 2020 I 2019 I ’18 Wagner &Florack Unternehmerfonds P Index AktienWelt Dominikus Wagner von Wagner & Florack MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Dominikus Wagner | Wagner & Florack 106 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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