FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
Richard Pzena ist seit jeher ein überzeugter Value-Investor. Kein Wunder, dass der Gründer von Pzena Investment Management überzeugt ist, mit wertorientiertem Investieren lasse sich auch in der aktuellen Marktlage ein auskömmlicher Ertrag erzielen. E in Mann wie Richard Pzena scheut sich nicht davor, Risiken einzugehen. Bereits seit 1995 verfolgt der Amerikaner eine konzentrierte Value-Strategie, die es in den vergangenen Jahren, als wertorientierte Investments über weite Strecken links lie- gen gelassen wurden, alles andere als leicht gehabt hat. Umso erstaunlicher ist, dass Pzena dennoch ein Investmenthaus auf- bauen konnte, das heute über 150 Mitar- beiter beschäftigt, 29 davon sind Invest- mentexperten. In diversen Strategien ver- waltet sein Team mehr als 60 Milliarden US-Dollar für private und institutionelle Investoren. Seine Produkte vermarktet das Unternehmen nicht nur in den USA und Australien, 2015 wurde eine Niederlassung in London und 2022 eine weitere Zweig- stelle in Dublin eröffnet, um die Pzena- Strategien über in Irland zugelassene UCITS-Fonds auch an britische und euro- päische Kunden zu vertreiben. Im Inter- view erklärt der frühere Ölmarktanalyst, warum wertorientiertes Investieren aus seiner Sicht auch künftig eine vielver- sprechende Zukunft hat. Herr Pzena, Sie beschreiben Ihre Strategie gern als die eines altmodischen Value- Investors. Warum so bescheiden? Richard Pzena: Das hat mit Bescheidenheit nichts zu tun. Vielleicht sollte man besser von einer geradlinigen oder unkomplizier- ten Strategie sprechen. Im Grunde richten wir unsere gesamte Aufmerksamkeit auf den Preis, den wir für ein Unternehmen zu zahlen bereit sind, bevor wir investieren. Wir versuchen, ein Portfolio von Unter- nehmen aufzubauen, die wir – gemessen an ihrer Fähigkeit, langfristig Gewinne und Cashflows zu generieren – zu sehr niedri- gen Preisen erwerben können. Dahinter steckt kein komplexes oder sophistiziertes Modell, es ist kein Hexenwerk.Wir müssen lediglich akzeptieren, dass das, was die Prei- se niedrig erscheinen lässt, im Allgemeinen mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist, weil irgendetwas schiefgelaufen ist. Was meinen Sie mit „schiefgelaufen“? Das jeweilige Muster bei den Unterneh- men, die wir zu verstehen versuchen, ist fast immer dasselbe. Bis zu einem gewissen Punkt erzielt ein Unternehmen vergleichs- weise gute und steigende Gewinne. Dann passiert irgendwas, und die wesentlichen Kennzahlen weichen von ihrem langfristi- gen Trend stark nach unten ab. Der Markt reagiert mit sinkenden Kursen, manchmal überstürzt und übertrieben. Genau darin liegt unsere Chance. Aber doch nur dann, wenn es keine dauer- haften Probleme sind? Das ist natürlich die Voraussetzung, die müssen wir erkennen und möglichst rich- tig einschätzen. Das tun aber viele Markt- teilnehmer nicht, im Gegenteil. Bei schlechten Nachrichten zu einem Unter- nehmen verfallen die meisten in Panik, bekommen Angst vor der Zukunft der jeweiligen Gesellschaft und bewerten in der Folge deren Aktien falsch, also zu nied- rig. Davon versuchen wir zu profitieren, denn damit gibt man uns die Möglichkeit, gutes Geld zu verdienen, sobald das jewei- „Wir kaufen nur Aktien aus dem niedrigsten Quintil “ » Wir richten unsere gesamte Aufmerksam- keit auf den Preis, den wir für ein Unternehmen zu zahlen bereit sind. « Richard Pzena, Pzena Investment Management MARKT & STRATEGIE Richard Pzena | Pzena Investment Management 138 fondsprofessionell.de 2/2024
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