FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

lige Unternehmen seine Gewinne wieder auf die historischen Niveaus zurückführt. Und wenn es das nicht schafft? Verlieren wir in der Regel dennoch nicht viel Geld, weil der Markt schon vorher davon ausgegangen war, dass sie scheitern würden. Das allein kann aber doch nicht erklären, wie man es schafft, in drei Jahren seine Assets von 33 auf über 60 Milliarden nahe- zu zu verdoppeln. Was ist Ihr Geheimnis? Es gibt kein Geheimnis. Wobei ich einräu- men muss, dass es drei Jahre mit einer ver- gleichsweise guten Performance gewesen sind, auf der diese Steigerung unserer Assets basiert, unsere Mittelzuflüsse in die- sem Zeitraum waren nur relativ beschei- den. Aber zum einen haben sich die Märk- te insgesamt stark entwickelt, und Value im Besonderen hat sich von seiner vor Covid erreichten Talsohle enorm erholt. Der Wert unseres Portfolios war in den ersten sechs Monaten nach dem Covid-Ausbruch zwar stark gesunken, eine ganze Reihe unserer Investments hat danach aber ein bemer- kenswertes Comeback hingelegt. Geben Sie uns ein Beispiel? Nehmen Sie unsere damals größte Position in General Electric. Die GE-Aktie hatte, be- reinigt um den zwischenzeitlich erfolgten Split, ihren Tiefststand bei rund 40 Dollar erreicht. Heute notiert das Papier bei knapp 170 Dollar, wozu sich durch den ausgegliederten Geschäftsbereich weitere 20 Dollar hinzuaddieren. Im Rückblick ein Beleg dafür, dass der Kurs von 40 in einer Weise zustande gekommen war, die keinen Sinn ergab. Es war geradezu so, als ob man damals befürchtet hat, die Gesellschaft stünde kurz davor, ihr Geschäft aufzuge- ben. Viele sind damals davon ausgegangen, kaum jemand würde noch Flugreisen un- ternehmen, vor allem Interkontinentalflüge würden nicht mehr stattfinden. Inzwischen wissen wir, dass das nicht eingetreten ist, und die Marktteilnehmer nehmen das Unternehmen wieder als den führenden Hersteller der Welt wahr, dessen Düsen- triebwerke in der Hälfte aller Verkehrsflug- zeuge verbaut sind, die in der Welt herum- fliegen. Wollen Sie sagen, dass am Ende alles nur eine Frage der jeweiligen Stimmung ist? Eher, dass sich an unserer langfristigen Ein- schätzung der Aktie von damals so gut wie nichts geändert hat. Die ist noch so ziem- lich die gleiche wie kurz nach dem Aus- bruch von Covid, als die Aktie bei gerade einmal einem Viertel ihrer aktuellen Be- wertung notierte. Aber genau so funktio- niert Value-Investing nach unserem Ver- ständnis. Man muss ein als aussichtsreich erkanntes Investment zum richtigen Zeit- punkt erwerben und dann die nötige Ge- duld mitbringen.Das ist es,worum es geht. Nur verdient GE doch am Verkauf seiner Triebwerke kaumetwas, und das nicht erst seit dem Ausbruch der Pandemie? Das ist vollkommen richtig beobachtet. Aber sie haben auch schon vor Covid gu- tes Geld mit dem Verkauf von Ersatzteilen und über die behördlich festgelegten War- tungspläne für ihre Triebwerke verdient. » Wir müssen akzeptieren, dass das, was die Preise niedrig erscheinen lässt, im Allgemeinen mit einer gewissen Unsicherheit verbunden ist, weil etwas schiefgelaufen ist. « Richard Pzena, Pzena Investment Management l l FOTO: © GARY SPECTOR fondsprofessionell.de 2/2024 139

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