FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
glaube ich, dass wir auch heute wieder an einem ähnlichen Wendepunkt stehen. Der uns wohin führen wird? Weg von den derzeit noch beliebten Tech- nologiewerten, die das Geschehen an den Aktienmärkten in den vergangenen Jahren regelrecht dominiert haben, und hin zu Unternehmen, die heute zum Teil noch erheblich unterbewertet sind, weil sich noch niemand so recht vorstellen kann, warum gerade diese Unternehmen zu den Gewinnern von morgen gehören sollen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch wir können natürlich nicht mit Bestimmtheit sagen, wer diese Gewinner sein werden. Aber deshalb werden wir nicht aufhören, danach zu suchen. Aber werden nicht gerade Wachstums- werte von anstehenden Zinssenkungen profitieren? Zum einen gehe ich nicht davon aus, dass die Zinsen sich wieder in Richtung null Prozent entwickeln werden. Und die oft beschworenen Zusammenhänge von sin- kenden Zinsen, die vor allem den Wachs- tumswerten nützen, basieren zu einem Großteil auf einer Art Mythos. Wer die Statistiken der vergangenen 100 Jahre auf- merksam analysiert, stellt fest, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis der preiswertesten Aktien über die Zeit zu einer flach verlau- fenden Linie wird, die nichts gemein hat mit der Entwicklung von Zinsen oder konjunkturellen Zyklen. Wollen Sie sagen, dass Anleger im Allge- meinen nicht bereit sind, einen höheren Preis für Aktien zu zahlen, nur weil die Zinsen niedrig sind? So kann man das ausdrücken. Deshalb zei- gen wir unseren Kunden auf, dass man in den vergangenen 100 Jahren durchaus Renditen von zehn bis sogar 13 Prozent hätte erzielen können, wenn man auf die richtigen unter den preiswertesten Aktien gesetzt hätte.Wenn Investoren glauben,mit Wachstumswerten mehr verdienen zu kön- nen, dann sollten sie einen Teil ihres Port- folios in solche Aktien investieren. Sie soll- ten sich aber über eines bewusst sein: So- bald die Zinsen nicht mehr fallen, kann man nicht mehr darauf zählen, dass die Bewertung von Technologiewerten noch weiter steigen wird, weil künftige Gewinne nicht mehr mit einem noch geringeren Zinssatz abdiskontiert werden. Und wie sieht Ihre Trefferquote aus? Wir kaufen weiterhin nur Aktien aus dem am niedrigsten bewerteten Quintil und machen in dieser Beziehung auch keine Ausnahmen. Dadurch können wir selbst dann noch gute Erträge erzielen, wenn wir in nur 50 Prozent der Fälle richtigliegen. In den Jahren mit unseren besten Ergebnissen haben wir es allerdings geschafft, zu 60 Pro- zent die richtige Entscheidung zu treffen. Unsere Erfahrung zeigt aber auch, dass man es in dem Universum extrem niedrig bewerteter Aktien, in dem wir uns bewe- gen, nur in den seltensten Fällen schaffen kann, mit mehr als 60 Prozent seiner Ent- scheidungen erfolgreich zu sein. Am Ende müssen wir anerkennen, dass auch wir nicht wissen, was passieren wird bezie- hungsweise wie es mit einem Unterneh- men künftig weitergehen wird. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP » Ich gehe ich nicht davon aus, dass die Zinsen sich wieder in Richtung null Prozent entwickeln werden. « Richard Pzena, Pzena Investment Management KURZ-VITA: Richard Pzena Richard Pzena wurde 1959 in London geboren, wuchs aber in Livingston im US-Staat New Jersey auf, wo er 1976 die dortige High School abschloss. Danach hat er zunächst als Analyst für die Ölindustrie bei Amoco gearbeitet. 1980 folgte ein Ökonomie-Studium an der Wharton School of Business, das er mit einem Bachelor und einem MBA abschloss. Da- nach arbeitete er für Sanford C. Bernstein in New York, wo er zum Chief Research Officer aufstieg. 1995 folgte dann die Gründung von Pzena Investment Management. FOTO: © GARY SPECTOR MARKT & STRATEGIE Richard Pzena | Pzena Investment Management 142 fondsprofessionell.de 2/2024
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=