FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Balance akt Zahlreiche Fonds setzen auf Absicherungsstrategien gegen starke Verluste. Die Schutzmechanismen unterscheiden sich ebenso wie ihre langfristigen Ergebnisse. A nlageerfolg ist in vielen Fällen eine Frage der Perspektive: Die meisten aktiven Fondsmanager messen sich an der jeweiligen Benchmark, doch vielen Einzel- investoren sind der absolute Vermögens- zuwachs und das Vermeiden kurzfristiger Rückschläge mindestens genauso wichtig. Daher neigen sie oft dazu, bei raschen Ver- lusten die Reißleine zu ziehen. Die folgen- de Erholung verpassen sie oft. Dieses pro- zyklische Verhalten kostet besonders bei stark schwankenden Märkten Performance. Zahlreiche Misch- und Aktienfondsmana- ger spannen daher mit Derivaten zusätz- liche Absicherungen über das Portfolio, um die Folgen von Marktschocks zu sen- ken und dem Portfolio eine stetigere Ent- wicklung zu verleihen. Das hat Vorteile, aber auch potenzielle Schwächen. „Risikoaverse Anleger sind mit einer Absicherung, was die Abwärtsbewegungen angeht, größtenteils auf der sicheren Seite“, erklärt Barbara Claus, Leiterin Publikums- fonds bei Scope Fund Analysis. Doch das ist nur eine Seite der Medaille: Denn teil- weise nehmen Anleger nach Erfahrung der Analystin erhebliche Abstriche bei der langfristigen Performance hin. Das liegt zum einen an den Sicherungskosten, zum anderen müssen die Fonds aber nicht nur vor Verlusten schützen, sondern auch in den Erholungsphasen profitieren. Das gelingt nicht allen gleichermaßen. Einige Beispiele zeigen, wie sich Schutz- schirme langfristig auszahlen können. So setzt Robert Beer mit seiner Fondsbou- tique konsequent auf Absicherungen. Im RB Luxtopic – Aktien Europa und im glo- balen RB Luxtopic – Flex steuert ein syste- matisches Modell die Abwehr. Fondsmana- ger Beer möchte nicht jede kleine Bewe- gung im einstelligen Bereich ausschalten. „Das kostet nur“, so Beer. Er möchte das Portfolio aber vor großen Schocks abschir- men, die in die Substanz einschneiden. Zur Absicherung nutzt Beer vor allem günstige Optionen mit einem Delta – einer Sensiti- vität – von etwa 0,25. Fallen die Aktien- kurse, steigen die Derivate zunehmend im Wert. Diese Sicherung ist immer aktiv, um auch unvorhersehbare Schocks, die soge- nannten Schwarzen Schwäne, zu meistern. Rechtzeitig umschalten Dreht in der Marktkorrektur die Ein- schätzung des Anlageteams, werden die Absicherungen nach und nach gelöst und wieder stärker in Aktien investiert. Auf die- ses Umschalten von defensiv auf offensiv kommt es an, erklärt Beer: „Das Vermeiden eines größeren Rückschlags ist zwar schön, Rendite wird dabei aber noch nicht ge- macht.“Wenn die Kurse steigen, schraubt Beer die Sicherungen wieder hoch in Vor- bereitung für den nächsten Rückschlag. Die vermiedenen Verluste und die erzielte Zusatzperformance sollen die Kosten mehr als kompensieren. So etwa in der Corona- » Wenn es brennt, braucht man keine Feuerversicherung mehr abschließen. « Robert Beer, Robert Beer Investment Ungesichert aufs Hochseil? Für die allermeisten Artisten ist das keine Option. Auch an der Börse gibt es die Möglichkeit, sich vor unvorherseh- baren und finanziell schmerzhaften Abstürzen zu schützen. MARKT & STRATEGIE Alternative Investments 158 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © FRED MARIE | STOCK.ADOBE.COM

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